Als im letzten Jahr das Programm für die Salzburger Festspiele 2019 vorgestellt wurde und darin die konzertante Aufführung von LUISA MILLER angekündigt wurde, konnte niemand erahnen, dass diese Premiere ein ganz außergewöhnlicher Anlass werden würde. (Rezension der Aufführung vom 25.August 2019)
Nach den vor wenigen Tagen aufgetauchten Anschuldigungen gegen PLACIDO DOMINGO, wusste niemand, ob er auftreten würde oder kann. Nachdem alle Medien diese Nachrichten verbreitet haben und vor allem in Amerika der Aufschrei besonders groß war, lag es an den Veranstaltern zu entscheiden, ob ein Auftritt stattfindet oder nicht.
Ausgerechnet die amerikanische Opernwelt, reagierte zum Teil unverhältnismäßig rasch und strich einige Termine an wichtigen Häusern aus dem Programm. Dass eine derartige Vorverurteilung ausgerechnet in einem Land stattfindet, welches von Prüderie geprägt ist, wo aber in den höchsten Kreisen alles andere, als moralisch einwandfrei gehandelt wird, ist sehr befremdlich.
In Europa wurde kein einziger Termin abgesagt, während in den USA umgehend eine „Gefahr“ für was auch immer gewittert wurde und einige Opernhäuser voreilig einen Bannstrahl auf Placido Domingo richteten. Die Präsidentin der Salzburger Festspiele Helga Rabl-Stadler, kündigte umgehend die Teilnahme von Domingo an der Aufführung an und verurteilte alle unbewiesenen Anschuldigungen.
Natürlich war man gespannt, ob Placido Domingo diese Beschädigung seines Rufes als Künstler in so kurzer Zeit verkraften kann und auf die Bühne zurückkehren wird. Aber wie so oft in seiner langen Karriere, zeichnete er sich auch in dieser Situation als starke Persönlichkeit aus und hat den Salzburger Auftritt wahrgenommen, um vor allem seine künstlerischen Qualitäten zu demonstrieren.
Bevor die konzertante Aufführung begonnen hatte, erschien das gesamte Ensemble auf der Bühne und aus dem Begrüßungsapplaus entstand spontan eine Standing Ovation mit vielen Bravorufen für den Star.
So etwas haben auch die Festspiele in Salzburg noch nie erlebt. Diese Stimmung beflügelte alle Mitwirkenden und dass gerade einer der ersten Sätze welche Placido Domingo in der Oper singt „Eure Zuneigung entlockt meinen Augen Tränen der Rührung“ war in diesem Falle besonders passend. Die Rührung war dem Sänger auch anzuhören und so wurde diese Interpretation des leidenden Vaters mehr als glaubhaft. Gerade bei seinem Auftritt im dritten Akt, war seine Stimme wieder in bewundernswerte Frische zu hören.
Aber diese Aufführung war natürlich nur mit einer ganz außergewöhnlichen musikalischen Besetzung möglich.
Zu allererst muss hier die phantastische Leistung des auf dem Zenit seiner Karriere stehenden und unvergleichlichen Tenors PIOTR BECZALA genannt werden. Was für eine kraftvolle und wunderbare Stimme. Die Partie des Rodolfo kann man nicht besser besetzen.
Als Luisa war NINO MACHAIDZE zu erleben. Diese Rolle ist eine der Lieblingspartien dieser vielseitigen Sopranistin und wie wohl sie sich darin fühlte, wurde erneut bewiesen. Die Partie gilt als sehr anspruchsvoll und was diese Sängerin an Innigkeit und Ausdruck geboten hat, ist sehr beeindruckend.
Eine weitere hervorragende Leistung bot der italienische Bass ROBERTO TAGLIAVINI als Graf Walter. Kraftvoll und mit viel Ausdruck, gepaart mit Eleganz war auch er eine Idealbesetzung.
JOHN RELYEA, konnte seinen Bass-Bariton mit den ganzen Facetten seiner Stimme in der Rolle des fiesen Wurm ausspielen.
YULIA MATOCHKINA als Gräfin Frederica ließ mit einer wunderbaren Mezzostimme aufhorchen.
CECILIA MOLINARI als Laura und OLEG ZALYTSKIY als Bauer ergänzten das harmonische Ensemble.
Das MOZARTEUMORCHESTER SALZBURG unter der Leitung von JAMES CONLON, begleitete diese Aufführung mit großer Präsenz. James Conlon dirigierte an diesem Abend seine fünfhundertste Verdi-Aufführung und ließ seine ganze Erfahrung einfließen. Mitreißend wurde die wunderbare Musik von Verdi dargeboten. Es muss noch erwähnt werden, was für eine Leistung dieses Orchester in den vergangenen zwei Tagen vollbracht hat. Vier Konzerte innert zwei Tagen sind eine beeindruckende Bilanz.
Die KONZERTVEREINIGUNG WIENER STAATSOPERNCHOR wurde ihrem Ruf als hervorragender Chor einmal mehr voll und ganz gerecht.
So ging unter dem nicht enden wollenden Jubel des Publikums eine Aufführung zu Ende, welche sicher in die Geschichte der Festspiele Eingang finden wird.
- Rezension von Marco Stücklin /RED. DAS OPERNMAGAZIN
- Salzburger Festspiele 2019 / Stückeseite
- Titelfoto:Luisa Miller 2019: Oleg Zalytskiy (Chorsolist), John Relyea (Wurm), Plácido Domingo (Miller), Yulia Matochkina (Federica), Piotr Beczala (Rodolfo), Nino Machaidze (Luisa), James Conlon (Musikalische Leitung), Mozarteumorchester Salzburg/© SF/Marco Borrelli
Es muss einfach wunderbar gewesen sein. Domingo bewundernswert! Piotr Beczala einfach genial! Er ist wirklich am Zenit seines Gesanges eine Steigerung traue ich ihm zu, doch was soll da noch besser werden es ist einfach perfekt!