Opernhaus Zürich/ Foto @ Dominic Büttner

Opernhaus Zürich: «Wohlklang der Emotionen»

Foto @ Marco Stücklin

Liederabend mit Sabine Devieilhe und Benjamin Bernheim

Carrie-Ann Matheson, Klavier

Opernhaus Zürich 6. Juli 2020 

 

Das Opernhaus Zürich hat es Dank intensiver Planung fertig gebracht, zum Ende der Spielzeit 19/20 ein kleines Festival «Finale» auf die Bühne zu bringen. Wie groß nach Monaten der Unsicherheit das Verlangen des Publikums nach kulturellen Erlebnissen ist, zeigte sich in der starken Nachfrage nach den Tickets für diese Konzerte.

Den Auftakt zu der Serie mit herausragenden Sängern, welche bis am 12. Juli täglich mit ausgewählten Liederabenden zu erleben sind, machten die Sopranistin Sabine Devieilhe und der Tenor Benjamin Bernheim. Diese beiden sympathischen französischen Sänger boten mit einem anspruchsvollen Programm einen Querschnitt ihres breiten Repertoires.

Gleich zu Beginn erklangen von Claude Debussy sechs «Ariettes oubliées». Sabine Devieilhe liess diese emotionalen Preziosen mit subtiler Stimme erklingen.

Benjamin Bernheim wählte für seinen ersten Auftritt vier Lieder von Henri Duparc, welche bestens zu seiner eleganten Stimme passten. Auch hier viel Emotion und Feinheit.

Mitreissend folgte dann die Glöckchenarie der Lakmé «Où va la jeune Hindoue» von Léo Delibes. Dieses Bravourstück fordert von der Sängerin ein Höchstmass an Ausdruck und Koloraturkunst. Sabine Devieilhe gelang dies hervorragend und sie begeisterte damit das Publikum.

Mit der Traumerzählung des Des Grieux aus der Oper «Manon» von Jules Massenet« yeux» bewies Benjamin Bernheim einmal mehr seine sensible Emotionalität.

Mit dem Duett „Ange adorable“ aus Charles Gounod‘s „Roméo et Juliette“ waren die beiden strahlenden Stimmen vereint.

Nach der Pause überraschte Benjamin Bernheim mit vier Liedern von Richard Strauss, welche er fein ausgestaltet und mit klarer Diktion vortrug.

Eher selten sind die «Mädchenblumen» von Richard Strauss zu hören. Die vier Lieder passten in Ihrer Zartheit wunderbar zur reinen Stimme von Sabine Devieilhe, welche diese Preziosen zum blühen brachte.

Foto @ Marco Stücklin

Zum Abschluss des offiziellen Programms erklang die große Szene und das Duett aus dem 1. Akt der französischen Fassung von Donizetti’s «Lucie de Lammermoor». Auch hier erlebte man den idealen Zusammenklang der beiden großartigen Stimmen.

Besonders erwähnt sei hier die einfühlsame Begleitung am Klavier durch Carrie-Ann Matheson, welche die einzelnen Stücke vortrefflich interpretierte und damit dem Abend einen besonderen Glanz verliehen hatte. Die Pianistin überzeugte in jeder Hinsicht und man spürte ihre Verbundenheit mit den Gesangssolisten.

Das begeisterte Publikum wurde mit drei Zugaben belohnt. Sabine Devieilhe bot mit dem Kurt Weill Chanson «Youkali» aus der Oper «Marie Galante» eine an Ausgestaltung kaum zu überbietende Interpretation dieses im langsamen Tango-Stil komponierten Stückes. Emotion pur!

Als besondere Überraschung wurde dann die Uraufführung einer unvollendeten Heine-Vertonung von Giuseppe Verdi angekündigt, welche der Berner Verdi-Experte Anselm Gerhard 2019 in Skizzen zum «Don Carlos» entdeckt hatte. Benjamin Bernheim wurde mit seinem herrlichen Tenor dieser Uraufführung mehr als gerecht.

Mit «Tonight» aus der West Side Story endete dieser in jeder Hinsicht eindrückliche Abend.

Gerade in dieser bedrückenden Zeit, welche mit vielerlei Entbehrungen verbunden ist, wurde einem bewusst, was für eine Energie in der Musik liegt. So hoffen wir zuversichtlich, dass es für die vielen Künstler aus jedem Genre bald wieder regelmäßige Gelegenheiten geben möge, wo sie ihre Virtuosität unter Beweis stellen können.

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-SCHWEIZ
  • Opernhaus Zürich
  • Titelfoto: Opernhaus Zürich/ Hauptbühne/Foto @ Dominic Büttner
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