Neues Orchester Basel
Nationales Jugendorchester Catalunya
Mädchenkantorei Basel
Christian Knüsel, Leitung / Stadtcasino Basel, 14. April 2024
Ein ganz außergewöhnliches Projekt verwirklichte das Neues Orchester Basel zusammen mit dem Jove Orquestra Nacional de Catalunya JONC, einem Jugendorchester, welches bereits 1993 gegründet wurde.
Das Ziel des JONC besteht darin, jungen talentierten Musiker/innen eine hochqualifizierte musikalische Plattform zu bieten und nebst der Orchesterausbildung auch die berufliche Eingliederung zu unterstützen. Es bestehen zwei Orchester. Die JONC für die Altersgruppe bis 25 Jahre und die JONC Alevins, bis 19 Jahre. Die jungen Musiker/innen treten an wichtigen Festivals in Barcelona und Katalonien unter renommierten Dirigenten auf und faszinieren durch Aufführungen auf sehr hohem Niveau.
Für das Konzert in Basel wurde unter dem Titel „Somnis de music“ Felix Mendelssohns-Bartholdys „Ein Sommernachtstraum“ aufgeführt.
Die Idee, die jungen Musiker/innen ihre eigenen Träume in die Aufführung einbringen zu können, erwies sich als sehr gelungen. Das Podium ist bei Konzertbeginn bis auf ein paar Schlaginstrumente leer und wenn dann die jungen Musiker/innen auftreten und sich wie träumend auf den Boden legen, ist dies ganz außergewöhnlich und originell.
Während all den zehn Musikteilen dieser wunderbaren Komposition, welche das Orchester wohlgemerkt auswendig spielte, werden immer wieder in kurzen Sätzen die Träume der Jugendlichen geäußert und persönliche Wünsche vorgetragen. Dies passt hervorragend zu der musikalischen Einstudierung von Manel Valdevieso, der Choreographie und Szenerie von Martag G. Otín und Fàtima Campos, unterstützt vom Coaching der NOB Academy. Mit vielen Lichteffekten wurde eine besondere Stimmung im Musiksaal erzeugt.
Die musikalische Qualität dieses Orchesters ist hervorragend und man staunt, wie alle Musiker/innen stets in Bewegung sind und mittels der raffinierten Choreographie ein derart hohes künstlerisches Niveau erreichen.
Die Mädchenkantorei unter der Leitung von Marina Niedel glänzte in den Chorpassagen und so entstand eine Aufführung, welche man nicht so schnell vergessen wird. Eine Freude, all die jungen Musiker/innen zu erleben. Das Publikum im ausverkauften Musiksaal bedankte sich mit vielen Bravos und langem Applaus.
Nach der Pause kam man in den Genuss von Hector Berlioz „Symphonie fantastique”. Charmant führte Dirigent Christian Knüsel kurz in das Werk ein.
Die Uraufführung fand 1830 in Paris statt. Damals war Berlioz gerade mal 27 Jahre alt. Er war verliebt in die irische Schauspielerin Harriet Smithson, welche jedoch seine vielen Liebesbriefe nicht beantwortete. So schrieb er sich seinen Liebeskummer durch diese Symphonie von der Seele. Leider war die Angebetete bei der Uraufführung nicht dabei. Erst zwei Jahre später, als sie dann dieses großartige Werk hörte, erkannte sie das Genie und lerne den Komponisten kennen, welchen sie dann auch heiratete. Eine romantische Geschichte, welche jedoch einige Jahr später mit der Trennung der Beiden endete.
Dieses fast eine Stunde dauernde Werk beeindruckt durch die damals neue „Programmmusik“ mit welcher Berlioz die verschiedenen Situationen im Leben eines Künstlers schildern wollte. Die fünf Sätze: „Träumereien“, „Ein Ball“, „Szene auf dem Lande“, „Der Gang zum Richtplatz“ und „Hexensabbat“ könnten nicht eindrücklicher komponiert sein und bieten dem Orchester die Möglichkeit, alle Facetten aufleuchten zu lassen.
Das Neue Orchester Basel, zusammen mit dem Jugendorchester aus Spanien, boten unter der Leitung von Christian Knüsel eine Aufführung erster Qualität. Hier haben sich zwei Orchester zusammengefunden, welche gemeinsam die Begeisterung für das Musizieren zum Leuchten brachten. Ein wirklich beeindruckender Konzertabend.
Weitere Informationen über das Neues Orchester Basel und die kommenden Konzerte findet man auf der Website des Orchesters.
- Rezension von Marco Stücklin / DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Titelfoto: Neue Orchester Basel/Konzert 14.04.2024/ Foto: Ingo Hoehn