Großer Auftritt des Kinder- und Jugendchors der Oper Bonn – Gegen das Vergessen!

Oper Bonn/Brundibar/ Foto Thilo Beu

Brundibár“ von Hans Krása und „Überleben . Monolog“ von Lisa Sommerfeldt in der Bonner Oper

Den Besuch der Oper Brundibár von Hans Krása kann man nur empfehlen, denn hier singen Kinder und Jugendliche für Familien. Es gibt Termine im Juni (Donnerstag, den 13.6., 17.00 Uhr, Freitag, den 14.6., 16.00 Uhr, Sonntag, den 23.6., 11.00 Uhr) und dann wieder im September. Die Oper des Tschechischen Komponisten Hans Krása wurde 1943 in Theresienstadt uraufgeführt und dort 55 mal gespielt. Viele wissen vielleicht gar nicht, dass Theresienstadt ein Konzentrationslager war, in das Juden von den Nationalsozialisten deportiert wurden.

 

Seit dem Ende der 70-er Jahre gibt es wieder häufiger Aufführungen, viele mit Kinder- und Jugendchören.

Die Bonner Premiere am 19. Mai 2019 war ausverkauft und umjubelt, die Besprechung von Gunhild Lohmann im Bonner Generalanzeiger bestätigt die hohe künstlerische Qualität der Aufführung. „Es ist eine ergreifende Vorstellung, die niemand so schnell vergessen wird.“

Alle Rollen der Kinderoper sind mit Mitgliedern des Kinder- und Jugendchors besetzt, auch Brundibár, der böse Leierkastenmann (Maxim Yurin), der sonst oft von einem Profi gesungen wird. Begleitet wird der Kinderchor von einem 11-köpfigen Orchester mit Instrumenten, wie man sie auch in Theresienstadt hatte: Klavier, Flöte, Piccolo-Flöte, Klarinette, Bass-Klarinette, Trompete, Geigen, Cello, und Schlagwerk. Die musikalische Leitung hat Ekaterina Klewitz, Regie führt Mark Daniel Hirsch. Der Kinder- und Jugendchor der Oper Bonn stellt in shakespearescher Tradition auch Wände und Grenzen dar, darstellerisch und gesanglich ist die Vorstellung großartig. Mehr zum Chor: http://www.theater-bonn.de/oper/kinder-und-jugendchor/

Am Anfang liegen die Chorsänger und Solisten in ihren grauen Kleidern, die an Häftlingskleidung erinnern, reglos auf dem Boden.

Besondere Tiefe bekommt die Kurzoper (Aufführungsdauer 35 Minuten) dadurch, dass in einer Rahmenhandlung die Bonner Jüdin Vera Wilhelmine Goldstein aus dem Publikum aufsteht und ihre Geschichte erzählt. Sie schildert den Brand der Bonner Synagoge, die dort stand, wo jetzt direkt neben der Oper ein Hotel ist, die Ausgrenzung jüdischer Kinder in der Schule, die Enteignung der Juden und Deportation der jüdischen Familien nach Theresienstadt und die Aufführung von „Brundibár“ im Lager – sie darf den Hund spielen und erlebt, wie die Oper von den Nationalsozialisten genutzt wird, um den Roten Kreuz vorzuspielen, in Theresienstadt fände normales Leben statt. Als Überlebende kehrt sie nach Bonn zurück und fungiert als Zeitzeugin. Schauspielerin Barbara Teuber verkörpert Mimi Goldstein in dem fiktiven Monolog von Lisa Sommerfeld, den sie nach Zeitzeugenberichten geschrieben hat, glaubwürdig.

Sie erinnert mich sehr an die Zeitzeugin Margot Barnard, die vor der Pogromnacht mit ihrer Familie in die USA emigriert war und in den 70-er bis 90-er Jahren in Bonner Schulen als Zeitzeugin von ihrem Leben als Jüdin in Bonn berichtete. Sie ist hochbetagt verstorben, und man kann kaum noch Zeitzeugen finden. Umso mehr freut es mich, dass die Sängerinnen und Sänger des Jugendchors bei einer konzertanten Aufführung am 2. Juni 2019 in Bonn-Lessenich Texte der Rahmenhandlung gesprochen haben, um die Rezeptionsgeschichte ihrer Kinderoper zu illustrieren.

Frau Goldstein tritt auf die Bühne, und die Kinder erwachen zur Aufführung der Oper mit der Moral, dass das Böse, Hinterhältige besiegt werden kann, indem man sich gegenseitig hilft. Dann können auch viele schwache Menschen (und Tiere) durch die Kraft ihrer Freundschaft selbst den vermeintlich Stärkeren besiegen. Besonders die Tiere sind ganz entzückend dargestellt. Die Charakterstudien von Spatz, Hund und Katze sind pantomimische Glanzleistungen der Körpersprache der Tiere, die Frisuren tun ein Übriges.

Die Vorstellung dauert einschließlich der Rahmenhandlung etwas mehr als eine Stunde und ist für Kinder ab 10 Jahren geeignet.

Man kann nur allen weiter führenden Schulen empfehlen, diese Produktion im Rahmen des Geschichtsunterrichts zu erleben. Vormittagsvorstellungen für Schulklassen gibt es um 11.00 Uhr gibt es am Mittwoch, dem 11.9.2019, Donnerstag, dem 12.9.2019 und am Dienstag, dem 28. Januar 2020.

 

 

Rezension der Vorstellung v. 6. Juni 2019 in der Oper/Ursula Hartlapp-Lindemeyer/Red. DAS OPERNMAGAZIN

  • Weitere Informationen und Termine unter DIESEM LINK
  • Titelfoto: Brundibar/Oper Bonn/Foto @ Thilo Beu

 

Teile diesen Beitrag:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert