Glanzvoller Abschluss der Saison mit Dvořáks 9. Sinfonie am 25. Juni 2021 LIVE in der Kölner Philharmonie und als Stream

Cristian Măcelaru (Foto @ WDR/ Thomas Brill

Die Saison 2020/21 endete mit der optimistischen Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 B 178 „Aus der Neuen Welt“ von Antonin Dvořák, in der die exzellenten Stimmführer des WDR-Sinfonieorchesters, die exquisiten Bläser, aber auch das ganze Orchester unter der Leitung des Chefdirigenten Cristian Măcelaru mit einem der meistgespielten Werke des 19. Jahrhunderts glänzen konnten. Vorher debütierte der junge Geiger Daniel Lozakovich mit Prokofjevs 2. Violinkonzert g-Moll aus dem Jahr 1935, mit dem WDR-Sinfonieorchester in dem der Komponist Motive aus Frankreich, Russland und Spanien verarbeitet hat. Eingeleitet wurde das Konzert mit der Uraufführung einer Auftragskomposition „Api-danza macabra“ (Makabrer Bienentanz) des 1979 geborenen Komponisten Vitro Žuraj, in der er das Insektensterben der letzten Jahre reflektiert.

 

Das WDR-Sinfonieorchester spielte sein letztes Konzert dieser Spielzeit wieder live und zusätzlich als Stream. Die wenigen Karten für die Live-Aufführung wurden unter den Freunden und Förderern des WSO und unter den Abonnenten verlost. Ich hatte als Abonnentin sofort reagiert und tatsächlich Karten bekommen, allerdings nicht unsere angestammten Plätze in der 4. Reihe, diese waren der Erweiterung der Bühne zum Opfer gefallen. Damit gewinnt man deutlich mehr Platz, denn die Bühne wurde um ca. 4 Meter nach vorne erweitert. Die Musiker trugen beim Eintreten Masken, die sie am Pult ablegen durften.

Das Orchester sitzt an Einzelpulten, alle auf Abstand, aber ohne Plexiglaswände. Das Hygienekonzept sieht vor, dass nur geimpfte, genesene oder negativ getestete Besucher*innen eingelassen werden, die darüber hinaus ihre Kontaktdaten hinterlassen und die ganze Zeit eine Maske tragen müssen. Im Saal ist nur jede zweite Reihe und dann auch nur jeder zweite Platz besetzt. Die ersten fünf Reihen sind der Erweiterung der Bühne zum Opfer gefallen.

Mit großer Erleichterung begrüßte Cristian Măcelaru das Publikum und zeigte sich erfreut, wieder vor Publikum spielen zu können. Der WDR hat das Konzert live gestreamt, aber noch nicht im Radio gesendet, deshalb ist es noch nicht auf dem Konzertplayer verfügbar.

Nach einem halben Jahr ohne Live-Musik war das Konzert ein beglückendes Erlebnis, denn auch mit einigermaßen brauchbaren Endgeräten ersetzt ein Stream oder eine Übertragung nicht das Live-Erlebnis.

Măcelaru liegt offensichtlich die Musik Antonin Dvořáks besonders am Herzen, denn er hat in seinem ersten Konzert als Chefdirigent des WDR-Sinfonieorchesters Dvořáks „Te Deum“ aufgeführt. Damit bringt er Musik eines böhmischen Romantikers, die in Amerika unter amerikanischem Einfluss entstanden ist, wieder nach Europa zurück.

Er lotete die Dynamik der populären und reich instrumentierten Musik der Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ vom pianissimo zum fortissimo voll aus und akzentuierte die folkloristischen und tänzerischen Motive.

Die Bläser, allen voran Jérémy Sassano mit dem Englischhorn, der das berühmte pentatonische Motiv im 2. Satz spielte, aber auch die Flöten, Hörner, Oboen, Blechbläser und Streicher konnten Dvořáks populärstes Stück zum Strahlen bringen. Das Orchester war in Bestform.

Cristian Măcelaru ist zunächst als Geiger und Konzertmeister tätig gewesen, bevor er Dirigent wurde. Das zweite Stück, Prokofjevs 2. Violinkonzert in g-Moll, ist ein spätromantisches Konzert, das mit einem wirbelnden Tanz mit Kastagnetten abschließt. Der 2001 in Schweden geborene junge Solist Daniel Lozakovich, der zwei Stradivaris („ex-Baron Rothschild“ und „ex-Le Reynier“) besitzt, zeigte, dass er in der internationalen Top-Liga spielt. Leider durfte er keine Zugabe geben, denn dem Hygienekonzept geschuldet gab es keine Pause, die Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ schloss sich unmittelbar an.

Haupteingang der Kölner Philharmonie Foto: ©KölnMusik/Guido Erbring

Eröffnet wurde das Konzert mit einer Auftragskomposition, dem: „makabren Bienentanz“  von Vitro Žuraj, in der die Streicher ihren großen Auftritt hatten, da es um Naturklänge ging. Es entstand der Eindruck eines aufgescheuchten Bienenschwarms, in dem auch der „Hummelflug“ von Rimsky-Korsakov zitiert wurde.

Enthusiastischer Beifall für den Dirigenten und für die brillanten Stimmführer, die als Solisten auftraten, aber auch für die Fanfaren, die ordentlich auftrumpften. Alle waren euphorisch, wieder ein Live-Konzert erlebt zu haben.

Gesendet wird das Konzert am 25. August 2021 im Rahmen des ARD Radiofestivals am 19. August 2021 um 20.04 Uhr. Hier der Link: https://www1.wdr.de/ard/radiofestival/konzert-und-oper/saison-abschluss-wdr-sinfonieorchester-dvorak-100.html

 

  • Rezension von Ursula Hartlapp-Lindemeyer / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Kölner Philharmonie
  • Titelfoto: Blick in den Saal der Kölner Philharmonie / Foto © KölnMusik/Guido Erbring
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