Die Künstlerinitiative „art but fair“ verändert nach fünfjährigem Bestehen ihre Ausrichtung

Johannes Maria Schatz / Vorstand art but fair/ Foto @ Frank Schoepgen

Die Vereine art but fair Deutschland, Österreich und Schweiz haben auf einer Klausurtagung am Vorarlberger Landestheater in Bregenz zum fünfjährigen Bestehen einen Strategiewechsel beschlossen. art but fair will in Zukunft als Denkfabrik Schwächen des jetzigen Systems proaktiv aufdecken und zeitgemäße Lösungsalternativen vorschlagen und nicht mehr nur auf Skandale und Missstände im Kulturbetrieb reagieren. 

 

Die Erfolge von art but fair, die das Künstlerprekariat überhaupt erst zum Thema machte, sind zahlreich! Bis vor wenigen Jahren noch war es für KünstlerInnen weitestgehend tabu, öffentlich über Geld zu reden; art but fair deckte in der Vergangenheit Skandale wie die damals unbezahlten Proben bei den Salzburger Festspielen unter Alexander Pereira und einer Vielzahl von Musicalproduktionen auf; sie verlieh die „Goldene Stechpalme“ an besonders rücksichtslos agierende Kulturakteure; sie warnte vor skrupellosen Produktionsfirmen, welche regelmäßig in die Insolvenz gingen und den KünstlerInnen bis heute tausende von Euros schulden; art but fair kritisierte eine „AG“ in der Schweiz, weil sie den Orchester-Mindestlohn bei ihrer AIDA-Produktion um ein Vielfaches unterschritt; auf ihren Druck hin wurde die Mindestgage im Gastspielbereich eingeführt; die Initiative entlarvte die bis heute vorhandene geheime Operngagenliste der IntendantInnen; durch deren Intervention bezahlten Festivals wie etwa die Schlossfestspiele Sonderhausen plötzlich höhere Gagen; sie setzte sich für ganze Ensembles ein wie etwa bei der Musicalproduktion „Jeanne d‘Arc“ in Niedernhausen; art but fair forcierte mit ihrem Aufruf #voiceit die metoo-Debatte auch im deutschsprachigen Raum; sie begleitete und beriet einzelne KünstlerInnen, die Opfer von Missbrauch wurden wie in Erl; sie war unablässig mit den Künstler-Gewerkschaften und den Arbeitgeberverbänden wie dem Deutschen Bühnenverein im Austausch; sie wies in zahllosen nationalen und internationalen Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk und Fernsehsendern auf die Missstände hin; deren Vorstände waren mit ihrer Expertise auf unzähligen Panels, Podien und Workshops zu Gast; und art but fair veröffentlichte nicht zuletzt zusammen mit der Kulturpolitischen Gesellschaft und der Hans-Böckler-Stiftung eine viel beachtete Studie zu den unfairen Arbeitsbedingungen und unangemessenen Gagen innerhalb der Darstellenden Kunst und Musik, die mit ihren Lösungsansätzen inzwischen von mehreren Landeskulturberichten übernommen wurde.

Für die Zukunft soll die Arbeit jetzt noch mehr in der Entwicklung, Erforschung und Bewertung von kulturpolitischen Konzepten und Strategien liegen, die so auf die öffentliche Meinungsbildung, Politik, Interessenvertretungen und betroffenen Institutionen Einfluss nehmen.

Elisabeth Kulman und Johannes M. Schatz / Verein art but fair

„Die Presseartikel der letzten Wochen zeigen, dass unsere Anliegen endlich in der Politik und Gesellschaft angekommen sind. Manche der derzeitigen Skandale haben aber noch immer das Potential, das Gesamtsystem zu beschädigen und führen mittelfristig dazu, dass Kulturförderung eingeschränkt werden könnte, weil öffentliche Fördermittel unlauter verwendet werden. Das werden wir nicht zulassen. Wir werden mit neuen Plänen zeigen, wie sich solche Auswüchse strukturell verhindern lassen“, so Johannes
Maria Schatz, Vorsitzender von art but fair Deutschland. Mit diesen Konzepten werde man dann an die Kulturpolitik und Kulturinstitutionen herantreten.

Die im Februar 2013 gegründete Facebookseite Die traurigsten & unverschämtesten Künstler-Gagen & Auditionerlebnisse mit der ursprünglich alles begann (zusammen mit Elisabeth Kulmans „Revolution der Künstler“) wird zum Jahresende geschlossen, weil sie als „Pranger“ für Skandale und Missstände nicht mehr in die neue Zielsetzung des konstruktiven Thinktanks passt. „Damit verzichten wir zwar auf fast 20.000 Abonnenten,“ sagt Johannes Maria Schatz, der sie einst gründete, „aber all jene sind herzlich eingeladen, uns auf der Facebookseite von ART BUT FAIR oder unserer offiziellen Webseite (www.artbutfair.org) zu folgen. Und selbstverständlich werden wir auch weiterhin Ansprechpartner von KünstlerInnen bleiben, wenn es darum geht, Missstände aufzudecken und Probleme zu beseitigen.“

 

  • Pressemitteilung von art but fair v. 31.10.2018
  • Pressemitteilung des Vereins art but fair auf FACEBOOK
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