
Bereits 1927 wandte sich Richard Strauss an seinen langjährigen Freund und Gefährten Hugo von Hofmannsthal, mit welchem er erfolgreich zusammengearbeitet hatte und bat ihn „etwas“ zu dichten. Es schwebte ihm ein zweiter Rosenkavalier vor. Ende 1927 entstand dann der Plan, sich mit dem „Arabelle-Projekt“ zu befassen. Nach einigen Umarbeitungen erhielt Strauss, nur fünf Tage vor Hofmannsthal‘s Tod, den Monolog des ersten Aufzugs „Mein Elemer“. In Gedenken an seinen Freund vertonte Strauss dann die letzte Fassung und widmete diese Alfred Reucker, Intendant der Dresdner Staatstheater und dem Dirigenten Fritz Busch. Am 1. Juli 1933 fand in Dresden die Uraufführung unter Clemens Krauss statt. (Rezension der Premiere v. 13. Oktober 2024)
Die Liebesgeschichte zwischen Arabella und Mandryka, das Leiden ihrer Schwester Zdenka die Männerkleider tragen musste, um den Schein zu erwecken, dass sie ein Junge sei weil es den Eltern nicht möglich war, die nötigen Mittel aufzubringen, um beiden Töchtern eine standesgemäße Einführung in die Gesellschaft aufzubringen. Matteo ist verliebt in Arabella, welche jedoch nichts von ihm wissen will. Zdenka heimlich verliebt in Matteo und als Zdenko sein bester Freund, kann ihre wahre Identität nicht verraten.
Da den verarmten Eltern die Kontrolle über die komplizierte Situation entglitten ist und sie die Schulden plagen, suchen sie bei einer Kartenleserin Rat. Als Rettung aus der Misere soll ein reicher Mann gefunden werden. Dieser erscheint tatsächlich. Mandryka. Ein rauher Geselle, Neffe eines alten Kameraden von Arabellas Vater Graf Waldner. Arabella hat noch weitere Verehrer, drei verliebte Grafen. Doch Arabella ist von Mandryka hingerissen und verliebt sich, genau wie Mandryka bei der ersten Begegnung. So entstehen einige Verwirrungen und Enttäuschungen. Für Matteo und Zendka, welche sich im letzten Moment zu erkennen gibt, ein glückliches Ende. Auch Arabella verlobt sich mit Mandryka. Ein Wechselbad der Gefühle.

Nun haben sich die Bühnen Bern nach langer Zeit wieder einmal diesem Werk zugewandt.
In der Inszenierung von Marco Štorman befinden wir uns in einer Waldlichtung und auf einer von Pflanzen umrahmten Bühne von Márton Ágh. Dies ist zwar schön anzuschauen und wirkt anfangs beeindruckend. Da sie aber den Sänger/innen sehr wenig Bewegungsspielraum lässt und für die Entfaltung der Charaktere behindernd ist, ermüdet man mit der Zeit, denn über alle drei Aufzüge verändert sich auf der Bühne ausser ein paar Requisiten kaum etwas. Zudem stehen Optik und Text des öfteren quer im Raum. Da ist kein Ballsaal, nur eine kleine Hütte und kein Zimmer. So wird meistens an der Rampe gespielt.
Nicholas Carter und das Berner Symphonieorchester spielen die herrliche Musik von Richard Strauss mit viel Energie. Zuweilen etwas zu viel, denn die Akustik des Stadttheaters Bern war mit dem Klangvolumen des Orchester zuweilen überfordert. Wenn dazu kommt, dass das Bühnenbild die Sänger/innen zwingt, fast zuvorderst an der Rampe zu agieren, dann wird es oft zu laut und an diesen Stellen wirken dann etliche Stimmen forciert. Hier wäre etwas mehr Zurückhaltung des Orchesters angebracht gewesen. Bei den kommenden Aufführungen wird man gewiss den akustischen Grenzen Rechnung tragen und dann wird man diese wunderbare Musik noch mehr geniessen können.

Mit Kiandra Howarth als Arabella steht eine Sängerin auf der Bühne, welche durch Stimme und Ausstrahlung überzeugt. Das Duett mit ihrer Schwester Zdenka, gesungen von Patricia Westley, welche eine ideale Besetzung dieser Hosenrolle ist, war einer der Höhepunkte des Abends.
Robin Adams als der rauhe Naturbursche Mandryka spielt diese Rolle mit viel Gestik und Ausdruck, muss jedoch, wohl wegen des hohen Klangvolumens des Orchesters, öfters forcieren, wodurch die emotionalen Momente seiner Partie, etwas zu wenig zur Geltung kamen. Michal Prószyński überzeugt als liebender und leidender Matteo und erweist sich ebenfalls als ideale Besetzung.

Ian Matthew Castro als Graf Elemer, Iyad Dwaier als Graf Dominik und Christian Valle als Graf Lamoral, welche alle um die Liebe der Arabella buhlen, boten stimmlich und darstellerisch facettenreiche Rollenportraits. Hervorragend besetzt waren die Eltern von Arabella, Claude Eichenberger als Adelaide und Sami Luttinen als Graf Waldner. Als Kartenaufschlägerin war Kate McNamara immer wieder präsent und verlieh dieser Partie viel Aufmerksamkeit.
Atanas Ouroumov als Weiko und Vesselin Ouroumov als Djura und Carlos Nogueira als Zimmerkellner ergänzten das Ensemble.
Besonders hervorgehoben werden muss die Leistung der jungen Sopranistin Hye-young Moon, welche als Fiakermilli diese kurze Rolle mit viel Temperament und koloratursicher gestaltete.
Dem Publikum gefiel diese Aufführung und die Mitwirkenden wurden mit viel Applaus bedacht.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Bühnen Bern / Stückeseite
- Titelfoto: Bühnen Bern/ARABELLA/K. Howarth/Foto © Tanja Dorendorf