Auf höchstem Niveau: András Schiff mit der Cappella Andrea Barca im Mozarteum

Mozarteum/MoWo2024/Cappella Andrea Barca u. Sir András Schiff/ Foto: Wolfgang Lienbacher

Mit einem reinen Wolfgang Amadeus Mozart-Programm wurde am 27. Januar 2024 im Großen Saal des Salzburger Mozarteums der 268. Geburtstag des Komponisten gefeiert. Sir András Schiff leitete die Cappella Andrea Barca von einem Bösendorfer Flügel in zwei Klavierkonzerten, KV 488 und 595, und die g-Moll-Sinfonie, KV 550. Als Zugabe spielte Schiff den Kopfsatz von Mozarts Klaviersonate in C-Dur, KV 545 (1788). Das Publikum im vollbesetzten Großen Saal reagierte begeistert auf die Aufführungen von Werken, die selten mit dem richtigen Maß an Leidenschaft, Eleganz und Anmut gespielt werden, ohne dass die Musik jemals zerbrechlich klingt. Kurz gesagt, die Aufführungen der beiden Konzerte und der Sinfonie könnten als aufregend, fesselnd und profund beschrieben werden. Die Sitzordnung des Orchesters, insbesondere die Aufteilung der Streicher, ermöglichte es, alle musikalischen Linien klar und deutlich zu hören, mit dem zusätzlichen Vorteil einer Klangfülle. (Konzert v. 27. Januar 2024)

Das Klavierkonzert in A-Dur, KV 488 (datiert: Wien, 2. März 1786) eröffnete das Programm. Schiff dirigierte das Orchester mit moderaten Tempi, die das Bewusstsein für historisch informierte Aufführungspraktiken zu berücksichtigen schienen, ohne jemals überhastet zu werden. Den Klavierpart spielte Schiff mit leichter Hand und viel Wärme, die nie in Sentimentalität ausartete. Im zweiten Satz zeigte er Geschmack und gutes Gespür, indem er den Klaviersatz nicht ornamentierte. Im angegebenen Adagio-Tempo gespielt, haben die Pausen zwischen den Noten am Anfang des Satzes ein enormes emotionales Gewicht. Das Ausfüllen dieser Zwischenräume zerstört den Zauber und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Technik, was auf Kosten der Musik geht. Schiff spielte die Kadenz von Mozart im ersten Satz und gab damit so viel von Mozarts überlieferter Musik wieder wie möglich.

Mozarteum/MoWo2024/Cappella Andrea Barca u. Sir András Schiff/ Foto: Wolfgang Lienbacher

Nach der Verlegung des Klaviers auf die rechte Seite der Bühne und dem Umbau der Orchesterplätze dirigierte Sir András Schiff die Sinfonie g-Moll KV 550 (Wien, 26. Juli 1788) in der zweiten Fassung, in der Mozart die Orchestrierung um Klarinetten ergänzte. Erneut vermied Schiff extreme Tempi und erzeugte eine enorme Dramatik und Spannung, die an seine Leitung des »Don Giovanni« am 29. Januar 2023 in der Salzburger Felsenreitschule erinnert. Die mitreißende Wirkung wurde noch dadurch verstärkt, dass alle in der Partitur vermerkten Wiederholungen gespielt wurden, die den letzten Satz Allegro assai besonders intensiv ausprägen. Bei dieser Aufführung zeigte sich der zweite Satz Andante in seiner vollen Länge als ebenso nachdenklich und geheimnisvoll wie die langsamen Sätze vieler Sinfonien, die ein Jahrhundert später entstanden.

Mozarts letztes Klavierkonzert in B-Dur, KV 595, (datiert: Wien, 6. Januar 1791) beschloss das Programm nach der Pause. Hier spielte Schiff die Kadenzen und Einleitungen, die Mozart für dieses Konzert schrieb. Der langsame zweite Satz Larghetto erlangte eine echte Ergriffenheit, ohne dass die Langsamkeit des Tempos übertrieben wurde. Diese Aufführung war, wie die der beiden vorangegangenen Werke auf dem Programm, voll musikalisch im besten Sinne und frei von jeder Spur von Prätentiosität.

Schiff’s Interpretationen von Mozarts Klavierkonzerten und Sonaten sind mir von seinen Aufnahmen dieser Werke für Decca in den 1980er und frühen 1990er Jahren vertraut. Für seine Interpretationen auf diesen Aufnahmen überließ er die Leitung der Camerata Academica des Mozarteums Salzburg Sándor Végh. Jetzt, da Schiff das Orchester selbst dirigiert, haben die Interpretationen einer noch größeren Einheit, die er als Solist und Dirigent vermitteln kann. Es war ein durch und durch genussvolles Konzert, das in sehr guter Erinnerung bleiben wird.

  • Rezension von Dr. Daniel Floyd / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Mozarteum Salzburg
  • Titelfoto: Mozarteum/MoWo2024/Cappella Andrea Barca u. Sir András Schiff/ Foto: Wolfgang Lienbacher
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