Amore, Geld und berauschender Wein: Donizettis Oper „Der Liebestrank“ in Dortmund

Lucian Krasznec (Nemorino), Chor  ©Thomas M. Jauk / Stage Picture
Lucian Krasznec (Nemorino), Chor
©Thomas M. Jauk / Stage Picture

Am Ende regnete es Rosensträuße auf das glückliche Paar, ganz so, wie es sich für ein ordentliches Happy-End geziemt. Das Premierenpublikum am gestrigen Sonntagabend war von diesem Dortmunder Liebestrank begeistert. Der berühmte Funke sprang von Beginn an direkt ins Publikum über, welches eine sehr kurzweilige Inszenierung dieser Donizetti -Oper erlebte, die mit viel Witz und Spielfreude gespickt war. Ein rundum gelungener Abend.

Amore, Geld und berauschender Wein

Die Geschichte vom Liebestrank ist schnell erzählt. Nemorino, der naive und schüchterne Bauer ist unglücklich verliebt in Adina, seine Chefin. Die jedoch nimmt das nicht sehr ernst und spielt mit ihm.  Stattdessen flirtet sie mit dem Sergeanten Belcore und nimmt dessen Eheantrag erst einmal an. Für den tollpatschigen Nemorino ein Fiasko. Hilfe kommt in Gestalt von Dulcamara, einem fahrenden Händler, ins italienische Dorf. Der verkauft ihm einen geheimnisvollen Liebestrank, der allerdings aus nichts weiter wie billigem Rotwein besteht. Mit diesem vermeintlichen L’elisir d’amore, so wie dereinst Tristan und Isolde ihn nahmen, will Nemorino seine Adina endlich für sich gewinnen. Das schafft er am Ende auch. Zwar ohne den Zauber eines Elixiers, dafür aber auch mit Hilfe einer Erbschaft, die ihm zuteil wird. Sein plötzlicher Reichtum macht unter den Damen des Ortes die Runde und weckt deren Begehrlichkeiten. Dies bleibt auch Adina nicht verborgen und sie muss sich eingestehen, diesen Mann jetzt endlich auch zu lieben. Der Rotwein hat gewirkt. Das Erbe tat sein übriges.

Lucian Krasznec (Nemorino), Damenchor  ©Thomas M. Jauk / Stage Picture
Lucian Krasznec (Nemorino), Damenchor
©Thomas M. Jauk / Stage Picture

Italienisches Volkstheater in bestem Sinne

Donizettis heitere Opera buffa gehört zu den meistgespieltesten italienischen Opern überhaupt, weltweit. Nun stand sie wieder einmal auf dem Spielplan der Oper Dortmund.

Die Regie übernahm Christian Tschirner. Der Schauspieler und Schauspielregisseur übernahm mit dieser Oper erstmalig eine Inszenierung aus dem Bereich Musiktheater. Und das war im positiven Sinne spürbar. Eine Inszenierung voller Lebendigkeit und Spaß, dabei aber auch die zarten emotionalen Momente und tiefsinnigeren sozialkritischen Anspielungen nicht aus den Augen lassend, durfte er sich auf ein Ensemble verlassen, welchem die Freude am eigenen und gemeinsamen Spiel von Beginn an deutlich anzumerken war. Adinas Plantage lies Tschirner als eine meterhohe Kletterwand aus Holzpaletten- und Kisten darstellen (Bühnenbild: Aljoscha Begrich) vor dem Adina in einem Wohnwagen arbeitet, lebt und residiert. Aber das Bühnenbild ist alles andere als hölzern. Mit viel Leben lässt er es erfüllen, wobei der Dortmunder Opernchor auch wieder mal belegen konnte, dass er nicht nur gesanglich, sondern auch darstellerisch, über ein großes Potenzial verfügt.

Geschickt platzierte Regiegags am laufenden Band, dabei keinesfalls abgleitend in simplen Klamauk, durchzogen die knapp 2 1/2-stündige Aufführung. Das Publikum amüsierte sich stellenweise köstlich. Wie etwa beim Auftritt des ungeschickten Nemorino mit seinem 3-Wetter-Naturhaarschnitt (klasse gespielt von Lucian Krasznec), dem Einzug des Dulcamara (der großgewachsene Christian Sist) in einem dreirädrigen Miniauto italienischer Prägung, und natürlich in der herrlich skurrilen Szene, in der durch Bekanntwerden von Nemorinos Erbe die entflammten Damen des Ortes ihre speziellen Vorzüge und Fertigkeiten per Plakate anboten. Tschirner hat allen Solisten nicht nur die passenden Kostüme, sondern auch die adäquaten Rollenprofile angepasst. Das kam an, das machte Spaß. Das war Theater. Ein sehr gelungenes Regiedebüt des jungen Künstlers.

Una furtiva lagrima….

Die berühmte, schmachtende, Tenorarie findet sich fast am Ende dieser Oper wieder und ist doch oft einer der musikalischen, wenn nicht sogar der, Höhepunkte des an Melodien nicht gerade armen Liebestrankes. Eine Perle Donizettischer Komponierkunst. Folgerichtig legte Lucian Krasznec viel Gefühl und Hingabe mit seinem lyrischen Tenor in diese Arie und konnte das Publikum begeistern. Er war vom ersten Moment an bühnenpräsent, führte seinen angenehm weich klingenden Tenor bemerkenswert gut durch die Klippen der Partitur und wurde für seine Gesamtleistung am gestrigen Abend, sängerisch als auch darstellerisch, vom Publikum mit Ovationen bedacht. Dieser Nemorino ist ein Glücksfall für das Dortmunder Haus.

Julia Amos (Adina), Lucian Krasznec (Nemorino)  ©Thomas M. Jauk / Stage Picture
Julia Amos (Adina), Lucian Krasznec (Nemorino)
©Thomas M. Jauk / Stage Picture

Ihm zur Seite ebenbürtig Julia Amos, welcher die Rolle der Adina auf den Leib geschnitten zu sein scheint. Sie singt die Partie mit schlank geführten Koloraturen und lupenrein gesetzten Spitzentönen ihres lyrischen Soprans, dabei darstellerisch kokett, und hin und wieder blitzen auch bei ihr die wahren Gefühle der eher mit den Männern spielenden Adina durch.

Christian Sist singt und spielt den Dulcamara. Das ihm diese Rolle selbst viel Spaß bereitet, konstatiert das Publikum vom ersten Moment an. Sängerisch auch wie seine Kolleginnen und Kollegen auf hohem Niveau, bewies der großgewachsene Bass auch seine Qualitäten als Darsteller in einer Opera buffo-Rolle. Die Premierengäste waren begeistert.

Mit Tamara Weimerich als Gianetta und Gerardo Garciacano als liebesglühendem Belcore waren auch die weiteren beiden Solistenrollen glänzend besetzt und rundeten das Solistenquintett gesanglich und schauspielerisch ab.

Besonderes Lob an den Dortmunder Opernchor unter der hervorragenden Einstudierung vom langjährigen Opernchorchef Granville Walker. Dem Chor verlangte der Regisseur viel ab. Und sie lieferten ab! Das ganze wieder auf einem hohen Level, dabei völlig befreit vom ewig statischen Herumstehen anderer Liebestrank-Inszenierungen. Zu Recht viel Beifall vom Publikum.

Unter der Leitung von Motonori Kobayashi liefen die Dortmunder Philharmoniker zur Hochform auf. Er lässt dem Orchester förmlich Flügel wachsen im Spiel der Noten und hat doch die Fäden der musikalischen Gesamtleitung fest in der Hand. Kobayashi mag den Donizetti. Das war zu spüren.

Lucian Krasznec singt den Nemorino
Lucian Krasznec singt den Nemorino

Das Premierenpublikum im leider nicht ausverkauften Haus feierte am Ende das gesamte musikalische Ensemble, als auch das Regieteam, mit vielen Bravorufen und Standing Ovation. So macht Oper Spaß!

Fazit:

Ein kurzweiliger und sehr amüsanter Liebestrank, den die Oper Dortmund auf die Bühne gezaubert hat. Unbedingt empfehlenswert für die Freunde der italienischen Oper. Hoher Spaßfaktor.

(Dortmund 8.4.2013 D.O.)

* Artikel auch erschienen auf www.xtranews.de und auf dem mit 1,7 Millionen meistangeklickten Opernjournal im Internet www.deropernfreund.de 

Service:

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Video Oper Dortmund DER LIEBESTRANK

 

 

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