Weber, Mendelssohn und Schumann im Leipziger Gewandhaus

Gewandhausorchester/Foto: © Tom Thiele (2021)

Am 31. Oktober 2024 standen im Gewandhaus zu Leipzig eine Ouvertüre, ein Doppelkonzert und eine Symphonie auf dem Programm eines Großen Konzertes. Das Publikum im vollen Leipziger Gewandhaus hatte die Gelegenheit, neben einer Sinfonie, die zum Standardrepertoire gehört, zwei selten gespielte Werke zu hören. Die Begeisterung, mit der jedes Werk aufgenommen wurde, deutet darauf hin, dass das Publikum das Konzert im Rahmen der Mendelssohn-Festtage nicht nur als aufschlussreich, sondern auch als genial empfand.

 

Carl Maria von Weber hat die fünfminütige Konzertouvertüre „Der Beherrscher der Geister“ (1811) aus der unvollendeten Oper »Rübezahl« (1804-5) abgeleitet, deren Libretto vom Berggeist (Schrat) des Riesengebirges handelt. Die Ouvertüre beweist Webers meisterhafte Orchestrierung, indem sie einige der Figuren und Ereignisse, die in der Oper eine Rolle gespielt hätten, akustisch darstellt. Beispiele für Webers Tonmalerei sind die Verwendung des gesamten Orchesters für den mächtigen Geist, der Streicher für die Feuergeister und ein Paukensolo für den Poltergeist. Unter der Leitung von Marek Janowski hat sich das Gewandhausorchester die Ouvertüre mit großer Energie angeeignet. Wirbelnde Streicher verschmolzen im Mittelteil mit lyrischen Bläsersoli, und schussartige Pauken drängten auf das Geschehen. Laut Programmheft war dies die erste Aufführung dieser Ouvertüre durch das Gewandhausorchester seit 1898.

Gewandhaus Leipzig/Großer Saal/Foto:
© Jörn Daberkow (2020)

Die Musik, die aus der Feder des 14-jährigen Felix Mendelssohn-Bartholdy floss, darunter das Doppelkonzert für Violine und Klavier in d-Moll (1823), ist vom Geist der Wiener Klassik geprägt. Vor allem die singende melodische Linie des langsamen Satzes des Doppelkonzerts offenbart, dass der junge Mendelssohn Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart studiert hatte. Darüber hinaus ist die Polyphonie in Mendelssohns Schaffen ein offenkundiges Produkt seiner Begegnung mit der Musik von Johann Sebastian Bach. Mendelssohn hat zunächst eine Fassung für Streichorchester angefertigt, kurz darauf folgte die Bearbeitung für volles Orchester, die am 3. Juli 1823 im Königlichen Schauspielhaus zu Berlin uraufgeführt wurde. In diesem Konzert wurde die Vollorchesterfassung verwendet. Frank-Michael Erben (Violine) und Charlotte Steppes (Klavier) haben die virtuosen Beiträge der Solisten mit Souveränität gespielt. Als Zugabe wurde eines der „Lieder ohne Worte“ von Mendelssohn, bearbeitet von Ferdinand David für Klavier und Violine, von Erben und Steppes dargeboten.

Robert Schumann schrieb die Symphonie d-Moll im Jahr 1841, in der er seine Idee der „Sinfonische Fantasie für großes Orchester“ umsetzte, so dass sich die vier Sätze zum musikalischen Fluss vereinen. Die Symphonie wurde noch im selben Jahr vom Gewandhausorchester unter der Leitung von Ferdinand David uraufgeführt, aber Schumann legte das Werk beiseite. Die Symphonie wurde erst 1851 nach einer umfassenden Überarbeitung und Neuinstrumentierung als op. 120 veröffentlicht. Die revidierte Fassung der Symphonie ist straff und von einheitlicher Gestaltung über vier miteinander verbundene Sätze hinweg, ein Wunder an Nuancen und Subtilität. In diesem Konzert leitete Janowski die revidierte Fassung mit gemäßigten Tempi, die es ermöglichten, jede Phrase klar zu artikulieren und die emotionale Wirkung zu maximieren. Gleichzeitig war die Aufführung lebendig, und es herrschte eine große dramatische Spannung. Die Textur war reichhaltig, entsprechend Schumanns Überarbeitungen, und warm, ohne jemals überladen oder schwer zu klingen; im Gegenteil, die Feinheiten waren beeindruckend.

 

  • Rezension von Dr. Daniel Floyd / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Gewandhausorchester Leipzig
  • Titelfoto: Gewandhaus zu Leipzig/Foto: © René Jungnickel (2015)
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