Klangvokal Musikfestival Dortmund 2018 / Motiv/Plakat

Urbaner Fado, kostbare Klangschätze aus der Neuen Welt und ein glanzvoller Verdi in Starbesetzung – so geht es diese Woche weiter bei KLANGVOKAL

Klangvokal Dortmund /Logo
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Das dritte Festivalwochenende mit KLANGVOKAL steht vor der Tür und hat wieder eine ganze Menge zu bieten: Urbanen Fado aus Portugal, kostbare Klangschätze aus der Neuen Welt und einen glanzvollen Verdi in Starbesetzung.


Eingeläutet wird das Wochenende mit „Portugals meistgepriesener Fadosängerin des Jahrzehnts“ (New York Times): Gisela João. In ihrer Heimat gilt sie als die „rock’n’rolligste Fadista“, denn mit ihrem erfrischenden Temperament verleiht die 34-Jährige der althergebrachten Tradition des portugiesischen Nationalheiligtums neue Impulse. Ihre Auftritte absolviert die charismatische Sängerin, deren Outfit mitunter an Hippiemädchen der 1970er Jahre erinnert, gern in kurzen Kleidern und Turnschuhen oder sogar barfuß. Ungewöhnlich für den Fado sind auch die teilweise skurrilen Texte ihrer Songs. Klassischerweise kreist die eher schwermütige Musik Portugals um die Liebe und „Saudade“, jene Stimmung oder jenes Gefühl, in dem sich Sehnsucht und Fernweh mischt. Gisela João versteht es, die traditionelle portugiesische Musik mit zeitgenössischen, urbanen Elementen zu verbinden und ihr so neue Aktualität zu verleihen. Schon ihr Debütalbum 2014 wurde als neuer Höhepunkt des zeitgenössischen Fado gefeiert und zum besten portugiesischen Album des Jahres gewählt. Im domicil bringt Gisela João jetzt ihre moderne Variante der traditionellen melancholischen Musik Portugals auf die Bühne.

Der Samstag steht dann ganz im Zeichen der Festivalpremieren: Zum einen ist das Festival erstmals zu Gast in der eindrucksvollen Kulisse der Maschinenhalle des Industriemuseums Zeche Zollern II/IV, zum Anderen feiern Leonardo García Alarcón und seine klangfarbenprächtige Cappella Mediterranea die Deutschland-Premiere ihres Programms „Carmina Latina“ hier in Dortmund. Gemeinsam mit dem Chœur de Chambre de Namur geht es auf eine musikalische Genießerreise in die Neue Welt.

Der für das Programm verantwortliche Dirigent Leonardo García Alarcón ist ein wahres Phänomen: Seit rund 15 Jahren überrascht er in schöner Regelmäßigkeit mit seinen Entdeckungen. Mal sind Motetten etwa der Barock-Komponistin Barbara Strozzi, die García Alarcón mit seiner Cappella Mediterranea weltersteingespielt hat. Dann wieder verblüfft er die Musikwelt mit Werken von vergessenen Meistern wie Michelangelo Falvetti (dessen Oratorien er als Deutschland-Premieren hinreißend bei Klangvokal präsentierte!) und Giovanni Giorgi. Der gebürtige Argentinier besitzt einfach dieses spezielle Forscher- und Entdecker-Gen. Weshalb man ihn auch als Christoph Kolumbus der Alten Musik bezeichnen könnte.

Mit „Carmina Latina“ hat sich Garcia Alarcón nun in Richtung Amerika aufgemacht. Und dabei ist er vor allem in den umfangreichen Musikbibliotheken der großen Kirchen in Argentinien, Peru und Bolivien fündig geworden. Dort konnte er zahlreiche Noten-Manuskripte von spanischen Komponisten aufspüren, die zum Teil vollständig aus europäischen Sammlungen verschwunden waren. Viele der jetzt für „Carmina Latina“ ausgewählten Stücke erklingen somit erstmals wieder nach einem jahrhundertelangen Dornröschenschlaf.

 

Marina Rebeka (3) ©Dario Acosta
Marina Rebeka (3) ©Dario Acosta

Glanzvoller Verdi in Starbesetzung

Ins Ohr und Herz gehende Arien, mitreißende Chöre und prächtige Orchesterfarben – das alles hat Giuseppe Verdi für „Giovanna d’Arco“ aufgeboten, um packend die Geschichte der Johanna von Orléans zu erzählen. Jetzt erklingt die Befreiungsoper am Sonntag in Gala-Besetzung: Am Pult steht der italienische Maestro Daniele Callegari. Als Johanna ist die Sopranistin Marina Rebeka zu erleben, die ansonsten von der New Yorker Met bis zur Bayerischen Staatsoper auch als „Traviata“ Jubelstürme auslöst.

Mit „Giovanna d’Arco“ vertonte Verdi zum ersten Mal einen Stoff des 40 Jahre zuvor verstorbenen Friedrich Schiller. „Die Räuber“, „Luisa Miller“ und „Don Carlos“ sollten folgen. Schillers Tragödien waren damals beim italienischen Publikum sehr beliebt, wurde doch hier das Thema des individuellen Freiheitskampfs packend auf die Bühne gebracht, zensurgerecht im Ausland verortet. Dazu bot dieses Sujet mit der Märtyrerin Johanna von Orléans eine international populäre Protagonistin.

Und Verdi verpackte Schillers subversives Drama in die schönsten Melodien und spritzigsten Chöre. Er komponierte großartige Musik zwischen Belcanto und Dramatik mit Ohrwurmqualität. Vor allem aber erschloss er mit den Chören der Geister, die als „innere Stimmen“ um die Seele Johannas wetteifern, eine ganz neue und in der italienischen Opernlandschaft einzigartige Dimension mit enormer Wirkung.

Gala-Besetzung der Extraklasse
Ihr Rollendebüt als Giovanna gibt in Dortmund die Lettin Marina Rebeka, unlängst als Verdi-Heroin an der New Yorker Met und der Opéra de Bastille in Paris bejubelt. Auch die übrige Besetzung gehört zur internationalen Verdi-Extraklasse: König Karl II. singt der Franzose Jean-François Borras – mit viel Verve, Schmelz und Verdi 2018 etwa an der Wiener Staatsoper, Bayerischen Staatsoper und an der Metropolitan Opera in New York zu erleben. Und am Pult des WDR Funkhausorchesters steht mit dem Italiener Daniele Callegari ein ausgesprochener Verdi- und Belcantospezialist, der an vielen großen Häusern der Welt dirigiert.

 

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