Opernhaus Bonn / Foto © Thilo Beu

Liedersoiree mit Yannick Muriel Noah in der Bonner Oper

Yannick-Muriel Noah / Foto: © Thilo Beu

Der Komponist, der ihr ein Lied auf den Leib komponiert hat, saß als Teilnehmer im Konzert und ist jetzt ihr Ehemann: der 1979 geborene Allan John Douglas. „Oran“ ist eine wunderschöne Vokalise mit leicht exotischem Einschlag und bringt den Stimmumfang der in Madagaskar geborenen und in Kanada aufgewachsenen Sopranistin wunderbar zum Ausdruck. (Rezension der Soiree v. 24. Juni 2024

 

 

 

 

Mit dem Ferrari über die Landstraße

Das Format der Liedersoireen mit dem Publikum an kleinen Tischchen, versorgt mit einem Getränk und mit Häppchen in Gläsern des Caterers „Fidelio“ wurde in dieser Spielzeit neu aufgelegt und wird vom Publikum sehr gut angenommen – sie sind regelmäßig ausverkauft.

Die Sängerinnen und Sänger dürfen sich ihr Programm selbst aussuchen und werden von Korrepetitoren der Oper begleitet. Diesmal übernahm Miho Mach die anspruchsvollen Klavierparts, die mit ihren aufwändigen Vorspielen, Lautmalereien und Nachklängen weit über eine Begleitung des Gesangs hinausgingen. „Scheherazade, M. 41“ von Maurice Ravel bewies das faszinierende  Charisma der Sopranistin, besonders als noch Mariska von der Sande aus dem Beethoven-Orchester mit ihrer Flöte das „Lied über die verzauberte Flöte“ unterstrich. Nahandove“ aus den „Chansons madécasses, M. 78“ begleitete sie mit der Piccoloflöte, dazu kam noch Caroline Steiner mit dem Cello.

Der markerschütternde Aufschrei „Aoua, hütet euch vor den Weißen“ war ein Beispiel dafür,  dass in den exotischen Ländern, die so gern verkitscht dargestellt werden, sehr viel Unrecht geschehen ist. Noah hatte zu allen Liedern die deutschen Übersetzungen beigefügt, so dass man den Sinn viel besser verstand.

Oper Bonn/SIBIRIEN(2023)/George Oniani, Yannick-Muriel Noah, Ensemble/Foto © Thilo Beu

Nach der Pause zeigte Noah mit ein paar „Crooks“, das sind Kurzlieder, des 1954 geborenen dänischen Komponisten John Greer ihren Sinn für Humor, und zum Abschluss kreierte sie mit drei Liedern des 1977 geborenen spanischen Komponisten Rolando Garcia Rodriguez, von denen zwei für sie persönlich komponiert wurden, spanisches Kolorit mit Liedern über das Wesen der Liebe. Das erste Lied „In diesem Gedicht regnet es“ hätte gepasst, wenn der Regen angehalten hätte, so aber konnte man mit dem zweiten „Klagemauer VIII“ und dem dritten „Der Tag, an dem du mich liebst“ den Einzug des Sommers feiern.

Nach langanhaltendem Applaus gab sie als Zugabe eine weitere Vokalise, die Miho Mach für alle vier Künstlerinnen arrangiert hatte.

Es war, als wäre man mit einem Ferrari über eine Landstraße gefahren: reichste Fülle an Wohlklang, Dynamik und Ausdruck mit scheinbar mühelosen Spitzentönen. Aber bei Liederabenden sind andere Qualitäten gefragt, der Ausdruck ist filigraner und der Spannungsbogen kürzer. Noah hat das Publikum jedenfalls voll in ihren Bann geschlagen. Sie wird in der nächsten Spielzeit die Tosca singen, eine Rolle, mit der sie schon früher in Bonn sehr erfolgreich war, und die Leonora aus „La forza del Destino“, zwei hochkarätige Partien für lyrisch-dramatischen Sopran.

Das Format der Liedersoireen ermöglicht dem Publikum nicht nur, Ensemblemitglieder von einer anderen Seite kennen zu lernen, sondern auch, abseits des Kernrepertoires ausländische Lieder und Kompositionen des späten 20. und des 21. Jahrhunderts zu hören.

Yannick Muriel Noah bewies große Vielseitigkeit und faszinierte mit der Ausstrahlung einer attraktiven Frau, der die Komponisten zu Füßen liegen und ihr Lieder widmen. Zwei der Lieder von Rodriguez waren Uraufführungen. Noah hat mit diesem Auftritt bewiesen, dass sie auch eine Meisterin der kleinen Form ist.

Man muss sich jetzt schon die Liedersoiree mit Giorgos Kanaris am 21. Oktober merken, denn die Karten sind sehr schnell ausverkauft.

 

  • Rezension von Ursula Hartlapp-Lindemeyer / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Theater Bonn
  • Titelfoto: Opernhaus Bonn / Foto © Thilo Beu

 

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