
Dieses Jahr ist es dem Festival LIEDBasel einmal mehr gelungen, mit der französischen Sopranistin Patricia Petibon und Pianisten James Baillieu ein hochkarätiges Duo in Residence zu gewinnen. Während den fünf Festivaltagen beschäftigen sie sich intensiv mit den durch eine Jury ausgewählten fünf Liedduos. Das Festival steht unter dem Motto „La vie en rose“ und widmet sich dem französischen Lied aus verschiedenen Blickpunkten. Es gehört bereits zur Tradition, dass an einem Abend das Duo in Residence einen Liederabend gestaltet. (Rezital v. 22. Mai 2025 im Musik- und Kulturzentrum Don Bosco, Basel)
Wer Patricia Petibon in den Meisterklassen besucht hat und ihren Weg auf Opernbühnen und in Konzerten verfolgt, weiß, dass mit ihr eine Sängerin voller Energie und mit viel Herzblut zu erleben ist Bereits bei den ersten drei Liedern von Joseph Canteloube „Au pré de la Rose“, „Réveillez-vous“ und „Postouro, sé tu m‘aymo“ und auch beim nachfolgenden „Extase“ von Henri Duparc fielen ihre perfekte Diktion der Texte und die gefühlvolle Interpretation auf.
Das Programm zeigte ein breites Spektrum des Liedes aus ganz verschiedenen Epochen und enthielt auch einige neue Entdeckungen.

Mit dem traditionellen „Gloomy Winter“ von Robert Tannahill und „Le Rencontre“ von Jean Cras, liessen Patricia Petibon und ihr wunderbarer Partner James Baillieu am Klavier weitere Facetten aufblitzen. Herrlich auch das „Adagio“ aus der Sonate für Klavier D-Dur , von Joseph Haydn. Patricia Petibon überrascht immer wieder mit unerwarteten Ideen und Ihrem charmanten Humor und unterstreicht diese mit originellen Requisiten wie einem freches Hütchen, einer Pappnase oder einer Puppe, welche das Publikum zum Schmunzeln bringen.
Auf Thierry Escaich „Le chant des lendemains“ und dem gefühlvollen „A sa guitare“ von Francis Poulenc folgten drei temperamentvolle spanischen Lieder „El paño moruno“ von Manuel de Falla, „El vito“ von Fernando Obradors und „Granada“ von Agustin Lara.
Danach das von James Baillieu grandios gespielte „Grand Scherzo op 57“ von Louis Moreau Gottschalk.
Es folgten, ebenfalls mit feinsten Nuancen interpretiert, Lieder von Eric Satie „Je te veux“ und „La Statue de bronze“ und von Francis Poulenc „Les gars qui vont à la fête“. Es ist faszinierend, wie Patricia Petibon es schafft, mit Gesten, Blicken und ausladenden Bewegungen, das Publikum in Bann zu ziehen.

Mit Francisco Mignone‘s „Dona Janaína“ und das wunderbare Lied „Danny Boy“ von Frederic Weatherly arrangiert von Laurent Levesque war das offizielle Programm dieses außergewöhnlichen Liederabends abgeschlossen.
Am Ende wurden noch das weltberühmten Lied „La vie en rosé“ und eine weitere Zugabe von Eric Satie dargeboten und mit viel Applaus belohnt. James Baillieu und die temperamentvolle Sopranistin waren perfekte Partner. Sie ergänzten sich gegenseitig bestens und man spürte die gute Harmonie zwischen den beiden Solisten.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- LiedBasel 2025
- Titelfoto: LiedBasel 2025 /Benno Hunziker