Nachdem Christof Loys Inszenierung von Benjamin Brittens PETER GRIMES (Theater an der Wien) mit dem „Opera Award 2016 für die beste Produktion“ ausgezeichnet wurde und er gerade viel positives Echo auf seine Regie von Umberto Giordanos FEDORA an der Königlichen Oper Stockholm erhielt, freuen wir uns, dass er als nächstes an der Deutschen Oper Berlin die Uraufführung von Andrea Lorenzo Scartazzinis EDWARD II. in Szene setzt. Unter musikalischer Leitung von Thomas Søndergård ist am 19. Februar 2017 Premiere, die Titelpartie übernimmt Michael Nagy, der an der Deutschen Oper Berlin zuletzt als Ford (FALSTAFF) große Erfolge gefeiert hat.
Affären, Machtspiele, Intrigen – die Biografie des englischen Königs Edwards II. inspirierte seit Jahrhunderten die Künstler in Theater und Film. Nun hat der Schweizer Andrea L. Scartazzini eine neue Oper über den mittelalterlichen König komponiert, nach einem Libretto von Thomas Jonigk. Die archaische Wucht des Stoffes scheint wie geschaffen für das Musiktheater: Die Dreiecksbeziehung zwischen König Edward, seiner Frau Isabella (Agneta Eichenholz) und Piers de Gaveston (Ladislav Elgr), dem Liebhaber des Königs, wird zum spannungsgeladenen Drama im Politischen wie im Privaten. Denn Edward II. zieht Gaveston, den Spielkameraden aus Kindertagen, auch im Erwachsenenalter allen anderen vor. Er schenkt ihm Macht und Lehen. Dem englischen Adel hingegen ist der Emporkömmling ein Dorn im Auge, und so ist die Regentschaft Edwards II. überschattet von Auseinandersetzungen um diese Freundschaft, bis der Adel sich rächt und sich eine Blutspur durchs Land zieht.
Ob die enge Männerfreundschaft zwischen dem historischen Edward und Gaveston Anfang des 14. Jahrhunderts auch sexueller Natur war, ist bis heute umstritten. Doch in der Kunst wurde die Figur über die Jahrhunderte hinweg zu einer Ikone der Schwulenbewegung. Christopher Marlowes 1593 entstandenes blutiges Drama erzählt davon ebenso wie die gleichnamige Bearbeitung von Bertolt Brecht (1923), das Schauspiel von Ewald Palmetshofer (2015) oder die berühmte Filmadaption von Derek Jarman im Jahr 1992 mit Steven Waddington und Tilda Swinton. (Diese ist am 30. Januar um 22 Uhr im Kino International zu sehen.)
Scartazzini zeichnet sich durch eine sehr kraftvolle Sprache für das Musiktheater aus, er interessiert sich für die Figuren, ihr Handeln und ihre Emotionen. Dass er ein Geschichtenerzähler ist, hat er bereits mit seinen beiden Opern „Wut“ und „Der Sandmann“ bewiesen, die inErfurt, Basel und Frankfurt für volle Häuser und ein begeistertes Publikum sorgten.
Besetzungshighlights
Im Februar stehen zwei Wagner-Opern in herausragenden Besetzungen auf dem Programm: Am 2. und 5. Februar übernimmt Klaus Florian Vogt die Titelpartie in LOHENGRIN, außerdem sind Manuela Uhl als Elsa, Elena Pankratova als Ortrud und John Lundgren als Telramund unter musikalischer Leitung von Generalmusikdirektor Donald Runnicles zu erleben.
In der TANNHÄUSER-Vorstellung am 12. Februar, ebenfalls mit Donald Runnicles am Pult, gibt neben Stephen Gould in der Titelpartie Camilla Nylund ihr Debüt als Venus. Als Landgraf Hermann stehen Ante Jerkunica und als Wolfram von Eschenbach James Rutherfordauf der Bühne.
Die herausragende chinesische Sopranistin Hui He verkörpert in den MADAMA BUTTERFLY-Vorstellungen am 13. und 18. Februar die Titelpartie neben Fabio Sartori als Pinkerton und Jana Kurucová als Suzuki.
Außerdem freuen wir uns, dass am 23. Februar die viel beachtete FAUST-Inszenierung von Philipp Stölzl zurück auf den Spielplan kehrt. Heidi Stober debütiert als Marguérite, Abdellah Lasri, der die Titelpartie bereits in den Vorstellungen am Aalto Theater Essen (Januar 2016) übernommen hatte, gibt jetzt sein Debüt an der Deutschen Oper Berlin, und als Méphistophélès ist – wie schon in der Premiere –Ildebrando D’Arcangelo zu erleben. (Weitere Vorstellungen am 2., 5. und 10. März.)
Kinderkonzert auf der großen Bühne
Erstmalig findet am 26. Februar um 11 Uhr ein Kinderkonzert (ab 5 Jahren) mit dem Orchester der Deutschen Oper Berlin und Gästen auf der großen Bühne statt. Wie klingt ein richtiger Held? Groß und stark, nach Pauken und Trompeten? Und wie klingt eine Heldin – oder ein Tollpatsch? Unter Leitung von Ido Arad erzählen die Musiker mit Arien und Ouvertüren von Mozart, Verdi und Wagner u.a. Geschichten von Helden und Abenteurern. Auch dazu laden wir schon heute ein.
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*Titelfoto: Deutsche Oper Berlin, copyright: Leo Seidel