Orgelfestival im Stadtcasino Basel am 6. September 2020
Sinfonieorchester Basel
Dirigent: Ivor Bolton
Solisten: Martin Sander, Vincent Dubois, Thomas Trotter, Orgel
Ein ganz besonderes Konzert bot das Orgelfestival im Stadtcasino Basel am vergangenen Sonntag. Galt es doch, die neue Orgel im frisch renovierten Musiksaal das erste Mal überhaupt zusammen mit einem Orchester erklingen zu lassen.
Es ist dem unglaublichen Engagement des Vereins Neue Orgel Stadtcasino Basel, einem Zusammenwirken von großzügigen Mäzenen, Gönnern und Spendern, zur verdanken, dass dieses große Projekt ausgeführt werden konnte. Damit wurde einmal mehr die in Basel so einmalige Tradition des Mäzenatentums unter Beweis gestellt. Für dieses Konzert wurden drei renommierte Organisten engagiert.
Den Anfang machte Martin Sander mit der Ouvertüre aus «Der fliegende Holländer» von Richard Wagner, transkribiert von Edwin Henry Lemare. Dieses berühmte Werk in einer so virtuosen Solofassung zu hören, war mehr als ein gelungener Start. Martin Sander gelang es, dieser technisch neuartigen Orgel alle Facetten zu entlocken und das in einem Konzertsaal, welcher zu den akustisch besten der Welt gehört. Als gemeinsamer Kompositionsauftrag des Orgelfestivals Basel und der Tonhalle-Gesellschaft Zürich, kam das «Concerto da Requiem» für Orgel und Orchester von Guillaume Connesson zur Uraufführung. Dieses aus drei Sätzen bestehende Werk, ist eine wahre Entdeckung und darf als unglaublich eindrückliche Komposition bezeichnet werden.
Bereits im ersten Satz «Kyrie» wird man von einer dunklen Stimmung erfasst, welche jeweils durch den Einsatz des ganzen Orchesters, aber auch durch kurze Solomelodien fasziniert. Es gelingt den Zuhörer sofort in diese Musik einzubeziehen und genau hinzuhören. Den zweiten Satz «Dies irae» dominiert ein schneller und unglaublich intensiver Rhythmus, welcher in einen grotesken Totentanz mündet. Es entsteht ein mitreissendes Orchestervolumen und man ist gebannt von dieser Intensität. Eine ganz andere Stimmung entsteht im dritten Satz «Dona nobis pacem». Hier wird eine fast liebliche Melodie in vielen verschiedenen Orchestrierungen vorgetragen und die Orgel vermischt sich in einer unglaublichen Harmonie, welche zwei Trompeten mit dem Thema des ersten Satzes beenden.
Es muss Guillaume Connesson, welcher leider an der Uraufführung nicht dabei sein konnte, für diese faszinierende Komposition gratuliert werden. Die gelungene Aufführung ist jedoch auch dem großen Einsatz des Sinfonieorchesters Basel unter der Leitung von Ivor Bolton und dem virtuosen Organisten Vincent Dubois, welche die Ehre des ersten Konzertes mit Orgel mit perfektem Spiel und ganzem Einsatz verdankt haben. Hier wurde auf höchstem Niveau musiziert. Mit einer Zugabe bewies Vincent Dubois, wie vielseitig dieses Instrument ist und faszinierte das Publikum.
Den krönenden Abschluss dieses Konzertabends bildete die «Orgelsinfonie» Nr.3 c-Moll, op 78 von Camille Saint-Saëns.
Das Sinfonieorchester Basel und der Solist Thomas Trotter, überzeugten mit einer großartigen Aufführung dieses berühmten Werks von Camille Saint-Saëns. Hier konnte man den unermüdlichen Einsatz des Dirigenten Ivor Bolten für sein Orchester einmal mehr herausspüren. Die Musiker spielten äußerst Präzis und das Zusammenspiel mit der Orgel war mitreißend. Das Publikum bedankte sich für diesen außerordentlichen Konzertabend mit viel Applaus und Bravos.
Der Auftritt der Königin der Instrumente hätte nicht würdevoller sein können. Diese Orgel hat einen fantastischen Klang und ist durch die neueste Technik ein Wunderwerk des Orgelbaus.
Wünschen wir diesem herausragenden neuen Instrument im Musiksaal ganz viele wunderbare Konzerte und ein dankbares Publikum.
Es gab noch einen weiteren Grund an diesem Abend zu feiern. Der Europäische Kulturpreis wurde an die beiden Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron, welche den Um- bzw. Erweiterungsbau des Stadtcasinos Basel geplant und realisiert haben, durch die Europäische Kulturstiftung verliehen.
Der Preis wurde für die Erschaffung des «Herzog/de Meuron Kabinett» übergeben, welches in einer wohl einmaligen Sammlung des Gesamtwerkes der weltberühmten Architekten und einer riesigen Fotosammlung die Basis für kommende Generationen bietet, diese Epoche zu erforschen.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Stadtcasino Basel
- Titelfoto: Stadtcasino – Sinfonieorchester Basel © Friedel Ammann – Basel