Ein entspannter Konzertabend für gut 3000 Besucher: PLACIDO DOMINGO in der Arena von Verona am 28.08.20
Nicht nur die Salzburger Festspiele sind geglückt ………………….“Selbst eine weltweite Pandemie kann die Oper in Italien nicht zum Schweigen bringen“, schrieb die FAZ über die Neujustierung der Opernfestspiele in Verona im Sommer 2020 (mit Konzerten von 25.07. bis 29.08.). Dass die Opernfestspiele in Verona in kleinerer Form stattfinden würden, war schon frühzeitig, noch während des Lockdowns in Italien, klar. Eine Totalabsage wollten die Verantwortlichen nicht. Ähnliches war nicht nur aus Salzburg zu hören, sondern ebenso von weiteren italienischen Festivals (z.B. aus Pesaro, Ravenna oder Bozen).
Vor der Arena, auf der Piazza Bra, ist alles auf den ersten Blick fast wie immer: Touristen sind da, die meisten davon sind einheimische, italienische Besucher. Die Restaurants auf dem Platz haben geöffnet, jedoch machen etliche nun eine ausgedehnte Nachmittagspause (14 – 19 Uhr) und schließen früher am Abend. Die Opernkulissen, die immer in der Nähe des Künstlereingangs lagerten, sind weg. Sie werden in diesem Jahr nicht gebraucht. Und Absperrgitter für die Sicherheitskontrollen gibt es nur wenige, sie fallen nicht mehr auf. 3000 Zuschauer, statt 20.000 ! Das Orchester und die Sänger sind in der Mitte, im Innenraum der Arena, untergebracht. Besucher sitzen dort keine. Die sind über die Steinstufen verteilt. Das mag auf Bildern leer wirken (große Freiräume und dadurch aber auch großer Komfort für jeden Einzelnen), Stimmung und Musik haben dann das weltberühmte Bauwerk zur Gänze gefüllt. Fiebermessen am Eingang, Sicherheitschecks wie am Flughafen (letzteres ist schon seit Jahren so in Verona, auch bei Rockkonzerten). Alles mit Augenmaß – Rotwein darf man mit hineinnehmen, Fotoapparate auch. Keine langen Schlangen mehr, da die wenigen Konzertbesucher auf alle Einlass-Gates verteilt werden. So beginnt der völlig entspannte Konzertabend. Die Masken dürfen in der Arena abgenommen werden. Und: auch der Wetter-Gott ist gnädig, ein italienischer Sommerabend.
Kurz vor 21.30 Uhr betreten die Musiker des „Orchestra Dell ` Arena Di Verona“ den Innenraum; großer Jubel schon hier. Der spanische Dirigent Jordi Bernacer eröffnet mit einem kurzen Instrumentalstück aus der Verdi Oper „Giovanna d` Arco“. Was für ein Raumklang ! Die Positionierung der Musiker in der Mitte der Arena stellt eine deutliche akustische Verbesserung dar. Der Klang breitet sich ungehindert aus in der weitgehend leeren Arena (es fehlen darüber hinaus die übergroßen Bühnenkulissenteile der normalen Inszenierungen).
Die stets wechselnde Beleuchtung der Arena erinnert eher an ein U2 Konzert: auch in ihrer Perfektion. Am Ende des Abends wird sie die Arena in die italienischen Landesfarben tauchen. Placido Domingo, der kräftig bei Stimme und gut gelaunt ist, eröffnet mit „Nemico della patria?“ aus der Giordano Oper „Andrea Chenier“. Die spanische Sopranistin Saioa Hernández, die im Anschluss zu längeren Auszügen aus IL TROVATORE dazu kommt, zeigt vom ersten Ton an, dass ihre Stimme mit großer Leichtigkeit das weite Rund der Arena füllt. Das musikalische Herzstück des Abends sind die langen Auszüge aus dem 2. Akt LA TRAVIATA, Duett Violetta – Germont (Hernandez – Domingo).
Ob man nun Domingo als Bariton mag oder nicht, für den alten Germont passt sein dunkle Tenorstimme sehr gut. Schade nur, dass „Di Provenza“ nicht mehr dazu kam. Später „Don Carlo“, und nochmal „Andrea Chenier“. Wetterleuchten am Horizont, ein Gewitter in der Ferne.
Nach 105 Minuten ist das Konzert zu Ende. Viele Zuschauer bleiben noch sitzen. Zu schön ist es hier. Wie viele Besucher im nächsten Sommer bei den Opernfestspielen 2021 in die Arena gelassen werden, ist noch nicht klar. Vom Programm her sollen es wieder ganz normale Festspiele werden. Die Opernfestspiele in Verona verdienen das gleiche Lob, wie es die Salzburger Festspiele und Helga Rabl-Stadler bekommen haben.
- Rezension von Josef Fromholzer / Red. DAS OPERNMAGAZIN
- Arena di Verona
- Fotos @ Josef Fromholzer
Es war ein einmaliges Erlebnis, die veränderte und doch so feierliche Arena, der Einzug der Musiker, das Lichterspiel und Placido Domingo. Mir fehlen einfach die Worte, um DIESES musikalische Ereignis gebührend zu würdigen. Ich kann nur sagen: DANKE ARENA!!!
Und ich kann mich nur an Beschlüssen und sagen: Danke an alle, die dies ermöglicht haben