Ziemlich bunt wars. Ziemlich grell. So kann man es machen. Muss man nicht, kann man aber. Dortmunds neue ZAUBERFLÖTE als Walt-Disney-Comic hatte am gestrigen Abend im nahezu ausverkauften Opernhaus Premiere. Beim Premierenpublikum kam es mehrheitlich gut an. Und wie so viele Operninszenierungen, gerade auch bei diesem Meisterwerk von Mozart mit all seinem Tiefgang, sind die Regisseure oftmals versucht, immer wieder neues zu entdecken was andere vor ihnen so nicht nicht gesehen haben. Mal gelingt ihnen das, mal nicht. Doch am Ende ist es wie so oft im Leben eine Frage des persönlichen Geschmacks. Diesmal war es allerdings nicht der meine.
DIE ZAUBERFLÖTE
Große Oper von Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto von Emanuel Schikaneder
-Premiere und besuchte Vorstellung im Opernhaus Dortmund am 26.11.2016-
Die drei Knaben als dicke, kleine und skurrile „Glücksschweine“, die Pamina und auch Papageno vom Selbstmord abhalten und Tamino den Weg weisen. Die drei Damen der Königin der Nacht in bunten Fantasykostümen aus der Feder von Walt Disney lassen auch diese eher komisch erscheinen. Und dazu noch der halbe Planet der Affen am Hof von Sarastro, der im Glitzeranzug wie dereinst Gary Glitter stolzieren muss.Umrahmt von vielen weiteren Glitter-Klonen. Eine Königin der Nacht im finsteren Krokokostüm und ein Papageno und eine Papagena, die geradewegs aus Entenhausen angereist zu sein scheinen. Alles mitunter recht kurzweilig, ja, auch an einigen Stellen unterhaltsam. Oft überdreht, selten besinnlich, viel Action und eigenartige Gruppenbewegungen. Aber dennoch auch rollentypische Personenregie, die allerdings unter den Kostümen und Masken oft schwer erkennbar war.
Das Bühnenbild aus, u.a., austauschbaren Wänden passte sich den jeweiligen Szenen farblich, wie szenisch an. Auch da nichts überraschendes im Detail. Im Libretto der Oper haben wir es mit einer Königin und ihrer Tochter zu tun, ihren drei weiblichen Dienerinnen, im Reiche von Sarastro mit Priestern, und man könnte dies noch weiter aufführen. In Stefan Hubers Inszenierung der ZAUBERFLÖTE (Kostüme und Bühnenbild von José Luna) hingegen scheint es nur noch Fabelwesen zu geben, die der Trickkiste amerikanischer Comicfilme aus dem Hause Disney entspringen. Wie schon erwähnt recht bunt, doch ohne großen Tiefgang. Und auch eigentlich gar nicht so neu.
Mozart konzipierte seine Oper als einen farbenfrohen Parforceritt mit unzähligen Szenenwechseln, Menschen, menschlichen Wesen und auch Fabelwesen, die Bühnen- und Kostümwerkstätten der größten Opernhäuser immer wieder aufs äußerste herausfordern. Die Oper DIE ZAUBERFLÖTE ist eine Parabel von Liebe, Freundschaft, Treue und Standhaftigkeit, die von Mozarts Musik geadelt zu einer der schönsten, und doch so wahren, Märchen der Weltgeschichte erhoben wurde.
Womit wir beim musikalischen dieser Inszenierung wären. GMD Gabriel Feltz wählt auch diesmal wieder ein schnelles Tempo, dass die Dortmunder Philharmoniker gut mitgingen. Flott und präzise leitet Feltz durch die Partitur, erhielt den musikalischen Spannungsbogen bis zum Finale der Oper aufrecht.
Auf der Bühne war es einmal mehr der Dortmunder Opernchor (Leitung Manuel Pujol), der gut einstudiert, wieder einmal gesanglich zu überzeugen wusste. Die drei Knaben (Joshua Krahnefeld, Vincent Schwierts, Nick Esser ) sangen ihre Partie klangrein und harmonisch im stimmlichen Zusammenspiel. Dafür besonderes Lob. Die drei Damen der Königin der Nacht (Emily Newton, Ileana Mateescu und Almerija Delic) sangen durchweg überzeugend. Morgan Moody als Papageno voller Spielfreude und Tamara Weimerich als Papagena (sie wird am 8.12. erstmals die Pamina singen) gaben ein gesanglich passables Paar ab.
Karl-Heinz Lehner gesanglich als Sarastro mal wieder auf höchstem Niveau. Hannes Brock gewohnt zuverlässig auch diesmal als Monostatos. Als Königin der Nacht hat Marie-Pierre Roy, als Gast der Oper Dortmund, eine solide, mit gerade in der zweiten Arie gut platzierten Spitzentönen garnierte, Vorstellung geboten. Joshua Whitener, Dortmunds neuer lyrischer Tenor, sang einen passablen, anfänglich etwas zurückhaltenden und im Verlauf des Abends sich steigernden Tamino mit guter Höhe. Hier darf man auf die weiteren Vorstellungen mit ihm gespannt sein. Ashley Thouret überzeugte als beseelte Pamina und sang besonders die schwere g-moll-Arie „Ach, ich fühls“ sehr gefühlvoll mit fast gehauchten Pianissimotönen. Viel Applaus für alle musikalisch Mitwirkenden und auch, ein wenig differenzierter, für das Regieteam.
FAZIT:
Die Zauberflöte als buntes Spektakel aus der amerikanischen Trickfilmkiste. Weniger Schikaneder, dafür mehr Disney’s schrille Märchenwelt. Da hat es Mozarts wundervolle und – auf so geniale Weise – emotionale Musik mitunter schwer, durch alles Bunte und Schrille, auf der Bühne durchzudringen. Geschmackssache eben. Theater eben. Tutto nel mondo è burla!
*Titelfoto: Morgan Moody (Papageno), Ashley Thouret (Pamina), Damen des Chores der Oper Dortmund
*Alle Fotos: Fotos: Björn Hickmann, Stage Picture
*Weiterführender Link:
ZAUBERFLÖTE, Termine und Infos auf THEATER.DO
Ich sehe die Oper, so wie sie in Dortmund auf die Bühne gebracht wurde, als eine Märchenoper für die ganze Familie. Kinder dürften ihren Spaß haben. Ein schönes Geschenk zu Weihnachten. Gelangweilt habe ich mich nicht, aber ich kenne auch wesentlich interessantere Inszenierungen. In Düsseldorf zum Beispiel.