Opernhaus Zürich: „Les Pécheurs de perles“ – Eine Perle im Repertoire

Oper Zürich – Les Pêcheurs de Perles /Foto @ Suzanne Schwiertz

Als 1863 die Uraufführung der Oper „Die  Perlenfischer“ im Théatre-Lyrique in Paris über die Bühne ging, war ihr kein Erfolg beschieden. Nach nur 18 Aufführungen bis zum Tod von Georges Bizet im Jahre 1875 geriet das Werk in Vergessenheit. Erst nach zahlreichen Aufführungen in den 1880-er Jahren in italienischer Sprache liess Léon Carvalho, der damalige Direktor der Opéra Comique in Paris, das Werk umgeschrieben und es dem Geschmack des Publikums angepasst. Die zahlreichen vorgenommenen Änderungen hatten allerdings zur Folge, dass der ursprüngliche Charakter der Komposition verloren gegangen war. Nach verschiedenen Versuchen, die Oper wieder im Sinne des  Komponisten zu rekonstruieren, gelang dem australischen Dirigenten Brad Cohen, im Jahre 2002 eine neue kritische Gesamtausgabe der Oper, basierend auf dem Klavierauszug von 1864 und der Dirigierpartitur als Hauptquellen. (Rezension der besuchten Vorstellung v. 25.05.2023)

 

Diese rekonstruierte Fassung wurde für die Inszenierung der „Perlenfischer“ in der Spielzeit 2010/11 am Opernhaus Zürich verwendet, wo man die wohl authentischste Version der Oper erleben konnte. Die jetzige Inszenierung durch Jens-Daniel Herzog basiert auf dieser Version und ist auch nach 13 Jahren immer noch ein absoluter Wurf.

Das Bühnenbild von Mathis Neidhardt zeigt das Innere eines alten rostigen Kahns, mit welchem die Perlenfischer auf das Meer fahren. Viele Details und eine ausgeklügelte Maschinerie ermöglichen eindrucksvolle Bilder. Nichts sieht nach Effekthascherei aus, oder ist aus dem Rahmen fallend. Alle Bilder sind für die Zuschauer nachvollziehbar. Zusammen mit den Kostümen von Sybille Gädeke und der Lichtgestaltung von Jürgen Hoffmann ergibt sich ein überzeugender Gesamteindruck. In dieser Oper spielt der Chor eine ganz entscheidende Rolle und auch bei dieser Aufführung kann man dem Chor der Oper Zürich wieder zu einer sehr guten Leistung gratulieren. Einmal mehr hat Janko Kastelic ganze Arbeit geleistet!

Oper Zürich – Les Pêcheurs de Perles /Foto @ Suzanne Schwiertz

Die Handlung um Liebe, Treue, Verrat, Eifersucht und schliesslich Vergebung, bietet den vier Sänger/innen die Möglichkeit alle Facetten Ihrer Stimmen aufleuchten zu lassen.

Eine besondere Freude ist es, den Tenor Javier Camarena, der bereits 2007 Ensemblemitglied des Opernhauses Zürich war, wieder auf der Bühne dieses Hauses erleben zu dürfen. Zwar wurde vor Aufführungsbeginn mitgeteilt, dass er unter einer Heuschnupfen-Allergie litt, aber davon war während der Aufführung nichts zu bemerken. Seine unverwechselbare Stimme, welche auch die feinsten Piani wunderbar erklingen liess, passt hervorragend zur Rolle des Nadir.

Ganz beeindruckend war Bariton Etienne Dupuis als Zurga. Was für eine bestens geführte Stimme. Sei es beim berühmten Freundschaftsduett im ersten Akt und ganz besonders seine große Szene zu Beginn des 3. Aktes. Großartig.

Die höchst anspruchsvolle Rolle der Leila, der einzigen Frauenpartie in dieser Oper, meisterte die russische Sopranistin Ekaterina Bakanova mit Bravour. Das Duett mit Zurga im 3. Akt war ein wahres Highlight.

Sein Haus- und Rollendebut als Nourabad, gab der junge Bassist Hubert Kowalczyk und liess dabei aufhorchen. Seine kraftvolle Stimme rundete dieses exzellente Sängerquartett ab.

Am Pult stand der australische Dirigent Nicholas Carter, welcher sich mit diesem Dirigat am Opernhaus Zürich vorstellte. Unter seiner Leitung liess die Philharmonia Zürich diese herrliche Musik schwelgerisch und präzise ertönen. Es ist immer wieder beeindruckend, auf welch hohem Niveau dieses Orchester spielt.

Applausfoto @ Marco Stücklin

Das Publikum war hingerissen und feierte die Solisten, den Chor und das Orchester mit vielen Bravos. Es bleibt zu hoffen, dass diese Produktion auch in den kommenden Jahren im Repertoire des Opernhauses bleiben wird.

 

 

 

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Opernhaus Zürich / Stückeseite
  • Titelfoto: Oper Zürich – Les Pêcheurs de Perles /Foto @ Suzanne Schwiertz
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