Überraschungsgast und Weltstar eröffnen die Baden-Badener Sommerfestspiele 2019

Eva-Maria Westbroek / Foto @ Fadil Berisha

Valery Gergiev und das Orchester des Mariinsky Theaters eröffnen am Samstag, 6. Juli 2019, 18 Uhr, die Baden-Badener Sommerfestspiele mit einem Überraschungsgast und einem Weltstar.

Der Weltstar: Sopranistin und Wagner-Expertin Eva-Maria Westbroek. Sie singt Brünnhildes Schlussgesang aus Richards Wagners „Götterdämmerung“. Der Überraschungsgast: Ein frisch gebackener Preisträger – oder Preisträgerin – des Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerbs, der nur wenige Tage vor diesem Konzert zu Ende gegangen sein wird. Auf diese Weise lernte das Publikum der Sommerfestspiele schon vor einigen Jahren den Pianisten Daniil Trifonov kennen – heute ist er ein Weltstar. Ergänzend spielt das Mariinsky Orchester unter Leitung von Valery Gergiev „Siegfrieds Tod und Trauergesang“ und Peter Tschaikowskys sechste Sinfonie, die „Pathetique“.

 

Im neunzehnten Jahrhundert kam das barocke „Lamento“ wieder auf. Weniger als formale Kategorie, eher als inhaltliche Idee. In Folge der bürgerlichen Emanzipationsbewegungen wuchsen dem einzelnen Individuum Wahlmöglichkeiten zu – und damit auch die Möglichkeit, falsch zu wählen. Das „verfehlte Leben“, das „Scheitern“, die „Resignation“, der „Heldentod“ – sie wurden zum großen Thema in der Kunst und der Musik. Die von Valery Gergiev für das Konzert am 6. Juli gewählten Werke widmen sich dieser Thematik auf unterschiedliche Weise:

Mariinsky orchestra & Valery Gergiev by Valentin Baranovsky © State Academic Mariinsky Theatre

Wagners letzter Teil aus dem „Ring des Nibelungen“, die „Götterdämmerung“, spitzt die Idee des „Versagens“ radikal – bis zum Weltuntergang – zu. Der vermeintliche Weltenretter Siegfried wurde ermordet. In ihrer Wut und Trauer darüber setzt Brünnhilde die Weltenesche und damit die ganze Welt in Brand. Die Orchesterteile „Siegfrieds Tod und Trauermarsch“ werden oft, so auch in Baden-Baden durch das Mariinsky Orchester, konzertant aufgeführt. Zusätzlich lässt Valery Gergiev den „Schlussgesang der Brünnhilde“ spielen, Solistin ist die Wagner-Koryphäe Eva-Maria Westbroek. Wagners Pathos geht zu Herzen, zielt jedoch immer auch aufs Über-Individuelle: Es sind Helden, Übermenschen, die wir hier betrauern. Die Musik baut Denkmäler, die in ihrer Erhabenheit stets auch ein wenig streng – eben „groß“ – wirken.

Die „Pathetique“, die sechste Sinfonie des Wagner-Zeitgenossen Peter Tschaikowsky, beschreibt ebenfalls einen Untergang – am deutlichsten zu hören im Finale, das Tschaikowsky als einen traurigen, langsamen Satz komponiert statt eines üblichen Sinfonieschlusses in festlich-traditionellem „Allegro“. Tschaikowskys späte Sinfonien sind stets auch autobiographisch gemeint. Ihre eingängigen Melodien laden zur Identifikation ein. In Nachfolge eine Hector Berliozs‘ könnte man seine Werke auch „Szenen aus dem Leben eines Künstlers“ nennen.

Festspielhaus Baden-Baden
Festspielhaus Baden-Baden / Foto @ Festspielhaus Baden-Baden

In Baden-Baden ist sie keine Unbekannte: Ihr Debüt auf der Bühne des Festspielhauses gab Eva-Maria Westbroek bei der Silvestergala 2011. 2014 war sie als Manon Lescaut in Puccinis gleichnamiger Oper zu erleben und 2016 gab sie die Isolde in Wagners Liebesdrama „Tristan und Isolde“ und die Sieglinde in der „Walküre“. Die niederländische Sängerin studierte am Koninklijk Conservatorium Den Haag. Ihr Operndebüt gab sie 1994 beim Aldeburgh Festival als Mère Marie in Poulencs „Dialogues des Carmélites“ und im im Alter von 25 Jahren sang sie bereits die Tosca. Von 2001 bis 2006 war Eva-Maria Westbroek Ensemblemitglied der Staatsoper Stuttgart. Ihre Rollen umfassten u.a. Carlotta („Die Gezeichneten“), Tosca, Desdemona, und Donna Anna („Don Giovanni“). In Anerkennung ihrer Leistungen wurde ihr 2006 der Titel der Kammersängerin der Staatsoper Stuttgart verliehen. Seither führten die freischaffende Künstlerin Gastspiele an die Opernhäuser von DresdenFrankfurt, Brüssel, Mailand, Paris, Amsterdam, New York, Wien und London sowie zu den Festspielen von BayreuthSalzburg, Bregenz und Aix-en-Provence. In ihrer ersten Uraufführung sang Eva-Maria Westbroek im Februar 2011 an der Royal Opera in London die Rolle der Anna Nicole Smith in Mark-Anthony Turnages Oper „Anna Nicole“.

Das St. Petersburger Mariinsky Orchester ist seit der Eröffnungssaison 1998 regelmäßig mit seinem Chefdirigenten und Intendanten Valery Gergiev zu Gast im Festspielhaus Baden-Baden. Der 2003 aufgeführte, erste „russische Ring“ seit vielen Jahrzehnten, stellt dabei einen Höhepunkt in der Zusammenarbeit zwischen dem größten deutschen Opernhaus und dem St. Petersburger Traditions-Haus dar. Als eines der ältesten Orchester Russlands, saß es bei zahlreichen Uraufführungen großer russischer Opern im Orchestergraben. Die lange Liste bedeutender Premieren umfasst Tschaikowskys „Pique Dame“, Borodins „Fürst Igor“ Mussorgskys „Boris Godunow“. Zahlreiche berühmte russische Ballette wurden mit ihnen aus der Taufe gehoben, darunter „Der Nussknacker“ und „Dornröschen“. Das Orchester genießt international einen exzellenten Ruf, es bereist regelmäßig die bedeutenden Opern- und Konzerthäuser Europas, der Vereinigten Staaten, Kanadas und Japan.

 

Weitere Informationen und Tickets: www.festspielhaus.de

Persönliche Beratung und Reservierungen: Tel. 07221 / 30 13 101

 

  • Titelfoto: Mariinsky orchestra & Valery Gergiev by Valentin Baranovsky © State Academic Mariinsky Theatre



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