Staatsoper Hamburg: „Bühne frei!“ – Mit Gustav Peter Wöhler – (oder: warum jodelt die Knusperhexe?)

Staatsoper Hamburg/Innenraum/Foto @ Niklas Marc Heinecke

Seit mehr als 30 Jahren unterstützt die Staatsoper Hamburg die Arbeit der Deutschen Muskelschwund-Hilfe e.V. Auch in dieser Saison widmet die Staatsoper ihr den Abend „Bühne frei!“. So auch wieder am 30. November, wo DAS OPERNMAGAZIN mit dabei war. Ein fast ausverkauftes Haus, erwartungsvolles gemischtes Publikum, welches nicht enttäuscht wurde und kräftig und langanhaltend applaudierte, bis eine Zugabe (des letzen Songs „Love is a Verb“) folgte – ein rundum wunderschöner Abend für nicht nur die Deutsche Muskelschwund-Hilfe e.V.!

 

Schauspieler oder Musiker? An diesem Abend war ein Übergang nicht erkennbar, Gustav Peter Wöhler lebt beide Berufe mit vollem Herzen und ganz viel Humor, eine klassische Moderation war nicht zu erwarten! Umhüllt wie einst Freddie Mercury mit königlich – weihnachtlichem Mantel schwebte er über die Bühne, manchmal leicht frivol die Schulter entblätternd und die Hose wieder zurechtrückend, schwungvoll und stimmlich sehr begabt. Die Resonanzfläche bietet einen langen und kraftvollen Atem im Gesang – aber auch die leicht konfusen Situationen (ungewollt oder einfach nur gespielt?) gerieten zur besten Unterhaltung während der Moderation. Es macht einfach Spaß, ihm zuzusehen! Nicht zu vergessen, die langjährig an seiner Seite stehende Band:
Ulrich Rode, Gitarre
Kai Fischer, Klavier
Olaf Casimir, Kontrabass
Wunderbar aufeinander eingestimmt, jeder ein Könner seines Instrumentes – sehr hörenswert!

Die erste Künstlerin aus Kanada, KADY EVANYSHYN (Mezzosopran)  sang sehr beschwingt „Amor“ von Bolcom aus „Cabaret Songs“ und eröffnete den Abend. Gerade zu sehen als Sandmännchen in „Hänsel und Gretel“ gehört sie nun zum Ensemble der Staatsoper Hamburg und hat 2020 noch einige Partien im Programm (Zauberflöte, Tosca, Rigoletto…)

DOVLET NURGELDIYEV / Foto @ Henriette Mielke

Es folgten DOVLET NURGELDIYEV aus Turkmenistan (Tenor) zusammen mit ALEXEY BOGDANCHIKOV aus Usbekistan (Bariton). Sie sangen mit großen Stimmen „Panis angelicus“ von C.Franck. Dafür gab es den ersten ordentlichen Applaus vom Publikum. Leider wird Dovlet Nurgeldiyev Hamburg zum Jahresende verlassen und nach Barcelona ans dortige Gran Teatre del Liceu Barcelona gehen…. Natürlich aber weiterhin Termine in Deutschland wahrnehmen. Auch wenn Herr Wöhler mit den schwierigen Namen so seine Probleme hatte… wir wussten ja, wer gemeint war…. herrlich die Anmoderation!

Die aus dem Kosovo stammende Sopranistin ELBENITA KAYTAZI sang ein überaus berührendes Lied ihrer Heimat „Agimet Shqiptare“ von Avni Mula. Sie berichtete dazu vom aktuellen Erdbeben in den gerade vergangenen Tagen mit vielen Verletzten, sogar Toten… Hoffte damit, ein wenig Trost geben zu können, indem sie ihren Landsleuten gedenkt. Man war ganz an ihrer Seite dabei!

Kammersängerin RENATE SPINGLER (Mezzosopran) aus Kempten im Allgäu, IDA ALDRIN (Mezzosopran) aus Bruck, Österreich und Kammersänger JÜRGEN SACHER (Tenor) boten das Adventlied „Wer klopfet an?“ dar. Mit klaren, starken Stimmen, die Betonungen im Text wunderbar präsentiert… Humorvoll das heilige Paar zeichnend auf der Suche nach Quartier in der Nacht der Nächte. Jürgen Sacher als brummiger Wirt, die Bettelleute abweisend. Wundervoll stimmig!

JANA KURUCOVA´ (Mezzosopran) aus Slowenien, sang von A. Adam das „Minuit, chretiens“ – wie immer mit viel Gefühl und klarer Stimme, wunderbar anzuhören…. Sie wird noch im Dezember auf der Bühne der Staatsoper zu sehen und zu hören sein als „Brigitta“ in „Die tote Stadt“. (Das Opernmagazin wird darüber berichten).

Staatsoper Hamburg/Hänsel und Gretel/ Peter Galliard/Foto @ Hans Jörg Michel

PETER GALLIARD, Kammersänger aus der Schweiz war mit dem Lied „Am Himmel stoht es Sternli z´Nacht“ von Artur Beul auf ungewohnten Pfaden aber sehr erfolgreich unterwegs! In nur etwa einer Woche lernte er das Jodeln in Vollendung (entgegen der Meinung seiner Gattin…) Trotzdem war es ein absolutes Vergnügen und humorvoll dargebracht, das Publikum zollte hohen Respekt und kräftigen Applaus für seine Leistung. Gestern noch als Knusperhexe in „Hänsel und Gretel“ – heute als Almjodler Peter: Chapeau, Herr Kammersänger!

Ebenfalls aus „Hänsel und Gretel“ kam der „Abendsegen“ mit den großartigen Stimmen von ELBENITA KAJTAZI und RENATE SPINGLER auf die Bühne. Die beiden Damen ergänzten sich harmonisch dabei, man bemerkte in der Runde, wie ergriffen und teilweise still die Zuhörer lauschten.

Von Max Reger das „Mariä Wiegenlied“ brachte IDA ALDRIAN zu Gehör, besinnlich und klangvoll mit präsenter Unterstützung vom Klavier durch RUPERT BURLEIGH.

Ebenfalls ein kleiner humorvoller Vortrag durch den polnischen Sänger HUBERT KOWALCZYK (Bass) – er sang (oder versuchte..) „Knecht Ruprecht“ wobei die Musiker, angeregt durch ein beschwingteres Hintergrundbild aus New York statt bedrückendem tiefverschneiten Waldbildnis…. immer wieder „Santa Claus Is Coming to Town“ dazwischen schoben. Mit seiner tiefen Bassstimme gelang es ihm dann trotzdem, einen gemeinsamen Sound zu finden und es war sehr vergnüglich und das Publikum war lachend an seiner Seite, herrlich! Der Urtext von M.Reger mit Hilfe von M. Buble´ für die moderne Fassung, arrangiert von Rupert Burleigh) Danke dafür….

Alle Künstler wurden durch den Abend begleitet von ROBERT BURLEIGH am Klavier. Der Brite ist seit 2010 Studienleiter der Staatsoper Hamburg, studierte auch Musikwissenschaften und Dirigat, lehrt selbst seit 2014 in Hamburg an der Hochschule für Musik und Theater. Eine tolle Leistung und Unterstützung der singenden Künstler!

Klaus-Peter Woehler und Band / Foto © Irene Zandel

Zum Ende noch einmal ein Wort zu Gustav Peter Wöhler:

Seine eigenen Gesangseinlagen zB. „DRIVE“ aus seinem Album „Love is the Drug“ – ebenso der Titel „MESSAGE IN A BOTTLE“ von Sting oder auch zum Schluß „LOVE IS A VERB“ waren allesammt herrlich vorgetragen, mit der Band sehr harmonisch vereint. Es macht immer wieder Spaß, Gustav Peter Wöhler nicht nur als Schauspieler sondern seit so vielen Jahren auch musikalisch zu verfolgen. Ich gestehe, ich bin ein Fan von ihm…!

 

 

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