
Sinfonieorchester Basel
Katia und Marielle Labèque, Klavier
Krzysztof Urbański, Leitung
Wie bekommt man einen Konzertsaal zum Beben? Mit einem riesigen Orchester, einem hervorragenden Dirigenten und zwei Schwestern, die seit Jahrzehnten zu den weltweit führenden Klavierduos gehören. Zu Beginn wandte sich Krzysztof Urbanski, der Dirigent des Abends, ans Publikum und erklärte sichtlich stolz das erste zu hörende Werk „Krzesany“ (Bergsteigen) seines polnischen Landsmanns Wojciech Kilar. Wojciech Kilar (1932-2013) ist vor allem für seine Filmmusik bekannt. Polanskis „ Der Pianist“ oder Francis Ford Coppolas „Dracula“ sind nur zwei Beispiele seines erfolgreichen Schaffens. (Rezension des Konzerts v. 25.10.2023)
Wie das Erklimmen eines Berges, steigert sich die Musik dieser 1974 entstandenen Komposition, um am Ende in ein fast den Raum sprengendes Crescendo zu münden. Zusätzlich zum Orchester waren auf der Bühne zwei Klassen der Primarschule Niederholz platziert, welche mit allerlei Schlaginstrumenten und Rasseln die Stimmung eines belebten Dorfes im Gebirge zum erklingen brachten. Eine Entdeckung von ganz spezieller Wirkung, welche nicht nur das Orchester, sondern auch das Publikum forderte.

Ganz im Sinne des Saisonmottos des Sinfonieorchester Basel „Familienbande“, hat man die beiden Schwestern Katia und Marielle Labèque eingeladen. Sie braucht man keinem Konzertgänger mehr vorzustellen, sind sie doch schon seit mehr als vier Jahrzehnten in allen großen Konzertsälen zu erleben und begeistern mit ihrem perfekten Zusammenspiel die Zuhörer.
Für Ihren Basler Auftritt haben Sie das „Konzert für zwei Klaviere und Orchester Es Dur“, KV 365 von Wolfgang Amadé Mozart ausgewählt. Einmal mehr konnte man ob ihrer Virtuosität staunen. Besonders die wunderbare Kadenz am Schluss dieses beliebten Werkes war sehr beeindruckend. Da zeigte sich eine künstlerische Harmonie der beiden Schwestern, die kaum zu überbieten ist. Den Applaus des Publikums belohnten sie mit Maurice Ravels Stück „Le jardin féerique“ aus „Ma mère l‘Oye“, welches sie vierhändig an einem Flügel sitzend bravourös gespielt haben.

Nach der Pause wurde mit Igor Strawinsky‘s „Le sacre du printemps“ das dem Konzertabend titelgebende Werk aus dem Jahre 1913 aufgeführt. Wenn man sich in das Jahr der Uraufführung zurückversetzt, dann erstaunt es auch noch heute nicht, was für ein Schock diese Komposition für das ahnungslose Publikum gewesen sein musste. Es kam im Saal des Théatre des Champs-Élysées in Paris zu einem handfesten Skandal. Die Leute pfiffen und stampften und es gab sogar ein Handgemenge. Die Balletttruppe Djagilews war überfordert, sein Choreograph Nijinsky in Panik. Dass dieser Abend in aller Munde war, erstaunt nicht. Erst als 1914 unter Pierre Monteux das Werk konzertant aufgeführt wurde, wurde es zu einem großen Erfolg. Dies lag auch daran, dass die Zuhörer darauf gefasst waren, was auf sie zukommt.
Auch nach 110 Jahren ist die Begegnung mit diesem Werk immer wieder faszinierend. Man kann sich dessen Wirkung schlicht nicht entziehen. Das Sinfonieorchester Basel hat sich dieser Herausforderung gestellt und unter Krzysztof Urbański eine großartige Wiedergabe des Werkes geboten. Der Dirigent leitete das Konzert souverän und ohne die Noten vor sich zu haben. Der sympathische, mit eleganter Geste und zuweilen auf dem Podium beinahe tänzelnd wirkende Dirigent ist in Basel zu einem Publikumsliebling geworden und man freut sich bereits auf seine weiteren Auftritte.
Das Publikum, darunter auch viele junge Zuhörer, brach nach dieser eindrücklichen Aufführung in tosenden Jubel aus.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Sinfonieorchester Basel
- Titelfoto: Krzysztof Urbański / Foto @ Benno Hunziker