„ORPHÉE ET EURYDICE“ bei den Herbstfestspielen 2019 in Baden-Baden

Orphée et Eurydice / Foto © Kiran West

ORPHÉE ET EURYDICE/Tragédie-opera in drei Akten/von Christoph Willibald Gluck

Ballett-Oper von JOHN NEUMEIER 

Der leidende Orpheus wurde schon in unzähligen Versionen auf die Bühne gebracht. Nach wie vor fasziniert diese Figur und man ist in Ihren Bann gezogen. 2017 schuf JOHN NEUMEIER für das Joffrey Ballet an der Lyric Opera of Chicago seine Version dieser tragischen Geschichte. Im Februar 2019 hatte diese Produktion mit dem HAMBURG BALLETT Premiere und während der diesjährigen Herbstfestspiele in Baden-Baden wurde das Werk an drei Abenden aufgeführt.(Rezension der Aufführung v. 29.09.2019)

 

John Neumeier übernahm nebst die Choreographie, auch die Inszenierung, Bühne, Kostüme und das Licht. Eine Produktion wie aus einem Guss. Alles passt hervorragend zusammen.

In Neumeiers Interpretation wird Orphée zum Ballettmeister. Er probt für sein neues Ballett «Die Toteninsel». Als seine Ehefrau und Primaballerina im Ballettsaal erscheint, kommt es ihres undisziplinierten Eintreffens wegen, zu einem Streit. Sie verlässt wütend den Saal. Unmittelbar nach diesem Streit stirbt Eurydice bei einem Autounfall. Orphée sieht sich als Mitschuldiger an diesem Ereignis. Sein Assistent Amor spendet Trost und verrät ihm, wie er über eine mythische Reise in die Unterwelt Eurydice wiederfindet. Orphée wähnt sich im Hades, wo ihn die Furien vom Betreten der Unterwelt hindern.

Um Mitleid bittend wird ihm schliesslich erlaubt, das Elysium zu betreten. Fasziniert von der dortigen Schönheit, kann er trotzdem nicht glücklich werden. Nur wenn er Eurydice wieder hätte, könnte er es dort geniessen. Unter der Voraussetzung, sie nicht anzusehen, bis er wieder die Erde betreten wird, führt man Eurydice herein. Orphée will mit Eurydice schnell zurückkehren, doch wegen der ihm auferlegten und ihr unverständlichen Bedingung verzweifelt Eurydice. Er kann auch ihre Fragen nicht beantworten und diese scheinbare Gleichgültigkeit verletzt seine Gattin. Darauf hin kann sich Orphée nicht länger zurückhalten und wendet sich zu ihr.

Orphée et Eurydice / Foto © Kiran West

Eurydice stirbt ein zweites Mal, was Orphée untröstlich zurücklässt. Doch Amor gelingt es ihn zu überzeugen, dass Eurydice weiterlebt und zwar in seinem Herzen und in seiner Kunst.

John Neumeier zeigt diese ergreifende Geschichte in schlichtem Bühnenbild mit beweglichen Elementen, schönen Kostümen und wechselndem Licht. Zeitweise wähnt man sich in einer Opernaufführung, besonders wenn Orphée ganz alleine auf der großen Bühne singt. Gerade diese ruhigen Momente geben den Figuren eine emotionale Bedeutung, welche die jeweilige Stimmung gut vermittelt.

Die Choreographie erzielt mit eleganten, schwebenden Bewegungen, rasanten Tänzen und mit den raffinierten Kostümen, faszinierende Stimmungen. Die Kombination Ballett-Oper gelingt hervorragend und ist ergreifend.

Die Tänzerinnen- und Tänzer des Hamburg Ballett mit den Solisten Anna Laudere und Edvin Revazov überzeugen einmal mehr durch Können und Präzision.

Orphée et Eurydice / Foto © Kiran West

Eine Ballett-Oper ist natürlich auch von den Gesangssolistinnen und Solisten geprägt und hier muss an erster Stelle der überragende Tenor Dmitry Korchak genannt werden. Die große Partie als Orphée sang er mit seiner in allen Lagen sicheren Stimme. Eine Meisterleistung an Wohlklang und Dramatik. Man kann diese Partie nicht schöner singen.

 Arianna Vendittelli als Eurydice überzeugte mit Ihrem Sopran. Und in den Duetten mit Orphée vereinten sich diese beiden Stimmen aufs Beste.

Marie-Sophie Pollak als Amor, war mit ihrer glockenreinen Stimme der beiden Protagonisten ebenbürtig. Mit dem Freiburger Barockorchester unter der Leitung von Alessandro De Marchi hatte man einen der gefragtesten Klangkörper für Barockmusik zur Verfügung und wurde mit einer hervorragenden Leistung belohnt. Das Vocalensemble Rastatt sang die Chorpartien.

Am Ende dieser speziellen Aufführung wurden alle Beteiligten gefeiert und auch John Neumeier, welcher im Publikum diese Aufführung verfolgte, wurde beim Erscheinen im Zuschauerraum und auf der Bühne bejubelt.

 

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