
Tonhalle Orchester Zürich / Paavo Järvi, Musikdirektor / Christian Schmitt, Orgel
Vor einer Woche wurde die prächtig renovierte Tonhalle Zürich mit einem festlichen Konzert feierlich eröffnet. Nun durfte auch die neue Tonhalle-Orgel ihren Einstand feiern. Zweifellos ein seltenes Ereignis, dass ein so prächtiges, monumentales Musikinstrument in einem derart schönen Rahmen eingeweiht werden konnte. (Konzert v. 23.09.2021)
Die Orgel ist ein Meisterwerk aus der Werkstatt von Orgelbau Kuhn in Männedorf und stellt ein wahres Prunkstück im edlen Konzertsaal dar. Das Gewicht von 25,5 Tonnen, 4’764 Pfeifen und eine Bauzeit von 4 Jahren sind Zahlen, die beeindrucken.

Das Konzert begann mit der Caprice V “Zürcher Art” für Orchester op. 72 Nr. 5 des Schweizer Komponisten Richard Dubugnon, welches dem Tonhalle-Orchester Zürich und seinem Chefdirigenten Paavo Järvi gewidmet ist und an diesem Abend seine Uraufführung erlebte. Ein effektvoller Einstieg in das Konzert, an dem das Orchester zeitweise bis an seine Grenzen gefordert war. Dem Anfangsthema begegnet man mehrmals in diversen Variationen, insbesondere an den Solostellen und man wird vom kraftvollen Klang des Orchesters überwältigt. Der Komponist wurde für diese anspruchsvolle Leistung mit viel Applaus bedacht.
Der allererste Auftritt der Königin im Saal galt der Komposition “Concerto da Requiem” des französischen Komponisten Guillaume Connesson. Dieses Auftragswerk, welches zusammen mit dem Orgelfestival Basel und der Tonhalle-Gesellschaft Zürich entstand, erlebte seine Uraufführung vor einem Jahr im Stadtcasino Basel. Dort konnte der Komponist leider nicht anwesend sein. Deshalb muss es für ihn ein besonders bewegender Moment gewesen sein, nun sein Werk in diesem prachtvollen Saal zur Einweihung der Orgel miterleben zu können.

Im ersten Satz “Kyrie” wird man in eine düstere Stimmung versetzt. Man steht im Banne der Klangfülle des großen Orchesters, ebenso wie durch kurze Solopassagen. Mit dem “Dies irae” ändert sich die Stimmung. Hier dominiert ein schneller und intensiver Rhythmus und endet in einem grotesken Totentanz. Im dritten Satz “Dona nobis pacem” findet die Musik den Übergang zu einem beinahe lieblichen Wohlklang und zusammen mit der Orgel entsteht eine fast friedliche Harmonie. Beeindruckend, wie Guillaume Connesson all diese Facetten in seiner Musik vereinigt.
Mit Christian Schmitt hat man einen der ganz großen Kenner und Solisten der Orgel gewonnen. Da er den ganzen Neubau dieser Orgel begleitet hatte, muss es auch für ihn ein glückliches Erlebnis gewesen sein, mit diesem Werk das Instrument einweihen zu dürfen. Als Zugabe interpretierte Christian Schmitt eine Komposition von Jean Langlais, wo nur die Fußtasten zum Einsatz kommen. Sehr virtuos und eindrücklich.

Den überwältigenden Abschluss fand dieses Konzert mit der Aufführung der Sinfonie Nr. 3 c-Moll op.78 von Camille Saint-Saëns, der berühmten “Orgelsinfonie”. Es handelt sich dabei um eine Komposition, bei der die Orgel ins sinfonische Ganze integriert ist. Im zweiten Teil des ersten Satzes ergänzt die Orgel das Orchester mit teils ganz zarten Klängen, bis hin zu einem effektvollen, berauschenden Finale. Keinen Zweifel blieb offen, wer die Königin im Saal war!
Wiederum darf man dem Tonhalle-Orchester Zürich und dessen Musikdirektor Paavo Järvi zu einer großartigen Leistung gratulieren, welche den Ruf, eines der weltbesten Orchester zu sein, eindrücklich bestätigte.
Details über die neue Orgel erfährt man in der Festschrift zur Einweihung.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Tonhalle-Orchester Zürich
- Titelfoto: Tonhalle Zürich/Orgel/ Foto © Georg Aerni