Opernhaus Zürich: Liederabend Simon Keenlyside

Simon Keenlyside / Foto © Uwe Arens

LIEDERABEND

Opernhaus Zürich

Simon Keenlyside, Bariton 

Malcolm Martineau, Klavier 

Mit einem abwechslungsreichen Programm präsentierte sich Simon Keenlyside an seinem Liederabend am 7. Dezember 2023 im Opernhaus Zürich. 

 

 

Die „Ballade des Harfners“ von Robert Schumann, mit dem Text von Goethe, war ein mutiger Anfang des Konzerts und fordert gleich die ganze Konzentration des Sängers, wie auch des Publikums. Zwar machte dem Sänger noch eine leichte Erkältung zu schaffen, aber die fünf Lieder von Franz Schubert, „Liebesbotschaft“, „Ständchen“, „Die Stadt“, „ Der Einsame“ und „An den Mond in der Herbstnacht“, wurden dennoch sehr emotionsreich vorgetragen.

Es folgten weitere fünf Lieder aus den „Mörike-Lieder“ von Hugo Wolf: „Fussreise“, „Denk‘es, o Seele!“, „Schlafendes Jesuskind“, „Auf eine Christblume II“ und  „Storchenbotschaft“. Man spürt bei Simon Keenlyside, dass er förmlich in seine Texten eintaucht und sich nicht bloß mit dem Schöngesang zufrieden gibt. Er wirkt authentisch und unterstreicht die Emotionen mit zusätzlichen Gesten, was jedoch manchmal etwas irritiert.

Nach der Pause folgten sechs Lieder von Johannes Brahms. „Nachtigallen schwingen“, „Verzagen“, „Über die Heide“, „Oh kühler Wald“, „Nachtwandler“ und „Es schauen die Blumen“. Mit Claude Debussy‘s „Voici que le printemps“ und zwei Liedern von Gabriel Fauré „En sourdine“ und „Le Papillon et la fleur“ zeigte sich Keenlyside auch mit der französischen Sprache gut vertraut.

Den Abschluss des Programms machten die „Histoire naturelles“ von Maurice Ravel. Es sind dies fünf Lieder mit Texten von Jules Renard und stellen musikalische Tierportraits dar. Der Komponist hat diese den darin vorkommenden Tieren gewidmet. So „Le paon“, „Le grillon, „Le cygne“, „Le martin-pêcheur“ und „Le pintade“. Er hat damit eine originelle Stimmung geschaffen und lässt einen immer wieder schmunzeln.

Liederabend 7.12.23/ S. Keenlyside u. M. Martineau/ Foto: Marco Stücklin

Ravel‘s Preziosen fordern auch vom Pianisten große Flexibilität. Simon Keenlyside‘s facettenreiche Stimme zusammen mit seinem Klavierpartner Malcolm Martineau wirkten äußerst harmonisch zusammen, sodass diese Geschichten zum Höhepunkt des Abends wurden. Am Ende bedankte sich der Sänger für den Applaus mit drei Zugaben, dem „Blumengruß“ von Hugo Wolf, einem köstlichen im Stile Rossinis von Franz Schubert für den Sänger Luigi Lablache komponierten Arioso in italienischer Sprache und dem „Lied vom Winde“, ebenfalls von Hugo Wolf.

Malcolm Martineau, berühmter Partner vieler großen Sänger/innen, ist ein so anspruchsvolles Programm in besten Händen und überzeugte auch an diesem Liederabend mit einer souveränen Leistung.

Leider muss bemerkt werden, dass ein Teil des Publikums meinte, nach jedem Lied applaudieren zu müssen, statt damit bis zum Ende einer Liedergruppe zuwarten. Diese Besucher scheinen sich nicht bewusst zu sein, dass dadurch der geplante Ablauf unterbrochen wird. Sehr störend für die Konzentration des Sängers, aber auch für den Rest des Publikums. Ein entsprechender Hinweis für die Konzertbesucher im Programmheft wäre angebracht.

 

  • Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • Opernhaus Zürich
  • Titelfoto: Simon Keenlyside / Foto ©Uwe Arens
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