Julia Amos ( Mondgroom), Ensemble / Foto @ Theater Dortmund / Björn Hickmann/Stage Picture

Oper Dortmund: Premiere von „Frau Luna“ – ein grandioses Operettenspektakel

Emily Newton (Frau Luna), Ensemble © Theater Dortmund / Björn Hickmann/Stage Picture
Emily Newton (Frau Luna), Ensemble © Theater Dortmund / Björn Hickmann/Stage Picture

Rezension der Premiere v. 13.1.2018/ Der Mond als Musiktheaterthema ist durchaus rar und neben Lincke finden wir, meist noch immer auf den Spielplanen auch in Deutschland: Die Welt auf dem Mond (Haydn, 1777), Die Reise zum Mond (Offenbach, 1875), Der Mond (Orff, 1939) und neu: Zum Mond und zurück (Norman, 2017). Unsere Frau Luna wurde 1899 als Einakter uraufgeführt und fand nicht gerade umwerfende Beachtung. 

 

Zum großen Publikumserfolg wurde die Operette erst 1922 in der zweiaktigen großen Bearbeitung wieder im Berliner Apollo Theater. Paul Lincke hatte das Werk um den prächtigen „Mondenscheinball“ erweitert und dafür etliche weitere Zugnummern seiner anderen Operetten verwendet. So wurden auch in der Dortmunder Fassung weitere Lincke-Schlager inkludiert, wobei das bekannteste „Glühwürmchen glimme“ eigentlich aus Lysistrata (1902) stammt, ein Werk was heuer völlig ungespielt bleibt.

Ist das Stück in Berlin natürlich immer noch ein Dauerbrenner – fanden sich in NRW in letzter Zeit gleich zwei weitere gelungene Produktionen; nämlich in Hagen und Mönchengladbach. Zwar wird man in Dortmund nicht auf die 500 Aufführungen des Apollo Theaters kommen, aber ein Kassenerfolg sollte diese großartige Inszenierung schon werden, denn sie ist auf ganz wunderbare Art und Weise gelungen; eine wirklich bezaubernde Produktion, wobei nicht nur der Rezensent, sondern auch das Premierenpublikum gestern förmlich aus dem Häuschen waren.

Frau Luna / © Theater Dortmund / Björn Hickmann/Stage Picture
Frau Luna / © Theater Dortmund / Björn Hickmann/Stage Picture

Operetten zu inszenieren ist verteufelt schwierig, denn es geht um schwungvolle Unterhaltung auf hohem Niveau, und gerade bei Frau Luna muß es ja neben der großen Revue-Staffage auch noch menscheln und berlinern. Regietalent Erik Petersen gelingt dies bravourös, und er präsentiert mit seinem tollen Team einen Abend, der wie im Flug vorbeirauscht und man nach 2 3/4 Stunde (incl. Pause) am liebsten „dacapo“ rufen würde, so schön war es!

Natürlich gibt es die „Berliner Luft“ – als nicht enden wollende Zugabe und ewigen Klatschmarsch. Vieleicht wird es demnächst sinnvoll noch dranzuhängen „Ist die Welt auch noch so schön…“ – mit dem veränderten Text „einmal müssen wir nach Hause gehen ;-)“ wenn der Jubel wieder kein Ende nimmt.

Dass Bühne und Kostüme bei Tatjana Ivschina in einer Hand liegen, ist ein Glücksfall; es glitzert, funkelt und leuchtet geradezu außerirdisch schön. Die Choreografie von Kati Farkas hat Broadway-Niveau und die Lichtregie (Florian Franzen) ist von himmlischer Brillanz und asteroider Leuchtkraft.

Ein Riesenlob der zusätzlichen Personnage: Egal ob es die Mondgrazien sind, die engagierte Statisterie, die zwei Luft-Ballettösen, der hochpräsente Opernchor oder das fabelhaft aufspielende Orchester unter Philipp Armbruster – hier passte alles. Jeder war ein wichtiges Puzzle-Teil dieses prächtigen Gesamtkunstwerkes.

Frau Luna/ Emily Newton/ Frau Luna / © Theater Dortmund / Björn Hickmann/Stage Picture
Frau Luna/ Emily Newton/ Frau Luna /
© Theater Dortmund / Björn Hickmann/Stage Picture

Das sich auch die großen Opern-Künstler (siehe: credits) auf Glatteis der Operette wagten und ihren Lincke vortrefflich bewerkstelligten, spricht für die gute Stimmung am Dortmunder Theater und es zeitigt die Bemühungen, eben auch diese meist völlig unterschätzte Form der Gattung Musiktheater dem Zuschauer in allerhöchster Qualität zu bieten. Was für ein begnadet schöner Operettenabend.

Dafür gibt es von uns nicht nur 5 Sterne (Gesang, Kostüme/Bühne, Orchester, Lichtregie, Tonregie), sondern natürlich den legendären und seltenen OPERNFREUND STERN, weil es besser einfach nicht zu machen ist. Es gibt nichts zu kritisieren. Und weil das gigantische Team der Dortmunder Oper hier sich mit Herz, Seele, Fleiß, Engagement und geradezu akribischem Einsatz zu einem Event-Abend der Sonderklasse zusammengefunden hat. Bravi!

 

Rezension der Premiere von Peter Bilsing / Der Opernfreund /14.1.2018

(Artikelübernahme von der OPERNFREUND)

 

 

  • weitere Termine, Infos und Kartenvorverkauf unter DIESEM LINK

 

Credits

◾Frau Luna: Emily Newton

◾Prinz Sternschnuppe: Ks. Hannes Brock

◾Stella: Ileana Mateescu

◾Theophil: Dirk Weiler

◾Mondgroom: Julia Amos

◾Venus: Christine Groeneveld

◾Mars: Natascha Valentin

◾Fritz Steppke: Bonko Karadjov

◾Lämmermeier: Morgan Moody

◾Pannecke: Marvin Zobel

◾Frau Pusebach: Johanna Schoppa

◾Marie: Julia Amos

◾Luftballett: Petra Idelberger, Petra Tobies

◾Mondgrazien: Giulia Fabris, Nathalie Gehrmann, Doreen Naß, Olena Yalyeyava/Marlou Düster, Martina Vinazza

◾Statisterie des Theater Dortmund

◾Opernchor des Theater Dortmund

◾Dortmunder Philharmonikern

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◾Musikalische Leitung: Philipp Armbruster

◾Regie: Erik Petersen

◾Bühne, Kostüme: Tatjana Ivschina

◾Choreografie: Kati Farkas

◾Stepp-Choreografie: Dirk Weiler

◾Licht: Florian Franzen

 

  • Titelfoto: Julia Amos ( Mondgroom), Ensemble / Foto @ Theater Dortmund / Björn Hickmann/Stage Picture
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