Magdalena Anna Hofmann im Gespräch mit dem OPERNMAGAZIN

Magdalena Anna Hofmann/ Foto @ Lena Kern

Gerade singt Magdalena Anna Hofmann mit großem Erfolg und einhelliger Anerkennung die ISOLDE in Hagen und probt bereits für die LEONORE in Fidelio für Bologna. Im Herbst wird sie die SIEGLINDE beim Mindener RING sein und wer nun meint, damit wäre ihr künstlerisches Arbeitspensum erreicht, täuscht sich. In Dortmund traf ich eine zielstrebige, weitsichtige und dabei sehr bodenständige Künstlerin zum Gespräch für DAS OPERNMAGAZIN. Gerade mit dem Flieger aus Wien kommend, hatten wir uns in einem nahe des Dortmunder Hauptbahnhof gelegenen Café  verabredet, welches auch gern von der örtlichen Theaterszene besucht wird. Zufällig traf sie dort auch auf einen ihr bekannten Wiener Musiker, der ebenfalls in Dortmund Gespräche führte und wieder einmal war zu konstatieren, wie überschaubar doch die Welt der Oper und der Musik eigentlich ist. Die Sopranistin Magdalena Anna Hofmann – auf der Bühne eine Hochdramatische, im direkten Umgang weit davon entfernt.

 

Magdalena Anna Hofmann wurde in Warschau geboren und zog im Alter von 6 mit ihrer Mutter nach Wien. Die polnischen Wurzeln nie verleugnend, ist aber das „Wienerische“ auf sympathische Weise deutlich an ihr zu vernehmen. Einer Wienerin bei Kaffee in einem Dortmunder Café gegenüber zu sitzen und über Oper zu reden hat schon was, ist schon fast ein besonderes Privileg. Umso mehr, wenn es sich dabei um eine Sopranistin handelt, die viel zu sagen hat und über die es auch schon viel erfolgversprechendes zu berichten gibt.

Von Haus aus nicht unbedingt musikalisch geprägt, entdeckte sie mit 14 Jahren ihre Liebe zur Musik. Zunächst zum Tanzen und zum Gesang, was dann später in Richtung Musical gehen sollte. In dieser Zeit traf sie auf eine Gesangslehrerin, die damals schon der Ansicht war, dass Magdalena Anna Hofmanns Stimme zu mehr taugen würde als zum Musical. Sie liess sie altitalienische Arien singen und erkannte daraufhin das große Potential, dass in dem jungen Mädchen schlummerte. Bevor es aber für sie tatsächlich in Richtung professionelle Opernsängerin ging, erlernte Magdalena Anna Hofmann zunächst den Beruf einer Kinderpädagogin. Aber die Liebe zur Musik, zum klassischen Gesang, blieb bestimmend. Und das war auch gut so.

 

Magdalena Anna Hofmann/ Foto @ Lena Kern

Ich bin Sopran!

Zunächst nahm sie Gesangsstunden als Sopranistin, wurde aber dann anfänglich als Mezzo, gar als Altistin, stimmlich eingestuft. So begann Magdalena Anna Hofmann dann auch ihre Gesangskarriere als Mezzosopranistin. Die angenehme Tiefe in ihrer Stimme ist auch heutzutage, da sie den Fachwechsel zum Sopran absolviert hat, immer noch ein deutlich vernehmbares Element in ihrem Gesang. Nach den ersten Erfolgen in verschiedenen Rollen des Mezzofachs  stand sie eines Abends anlässlich der Wiener Festwochen mit der international bekannten Sopranistin  Angela Denoke auf der Bühne. Hofmann in der recht tief angelegten Partie der Margret und Denoke als Marie in WOZZECK. Irgendwann während der Proben zu diesem Stück meinte Denoke zur jungen Mezzosopranistin:“Magdalena, du bist doch ein Sopran!“. Daraufhin setzte sich Hofmann ein paar Stunden in einen separaten Raum des Theaters an der Wien und übte einige Stücke aus einem Sopran-Arienbuch. Danach war ihr klar „Ich bin Sopran!“.

Es folgte eine relativ kurze Zeit der Fachumstellung und die ersten Sopranpartien standen an. Schon früh bemerkte Hofmann ihre Liebe zum deutschen Fach, besonders Wagner und auch Strauss („Ich liebe Strauss!“) lagen und liegen dieser ungemein textverständlichen Sängerin.

Nach dem Fachwechsel feierte die Sängerin einen großen Erfolg mit ihrer umjubelten Kundry in Wagners „Parsifal“ in Tallin/Estland, aber auch als Senta in der erfolgreichen Inszenierung von La Fura dels Baus von “Der fliegende Holländer”. Am Theater an der Wien sang sie in “Katja Kabanova”, “Les Contes d’Hoffmann” sowie “Mathis der Maler”. Engagements führten Magdalena Anna Hofmann u.a. ans Teatro alla Scala in Mailand („Lulu“), an die Opera National de Bordeaux („Le Balcon“), die Oper Bonn als Senta im „Fliegenden Holländer“ und mehrmals zu den Bregenzer Festspielen. 2015 unter anderem Essen, wo sie in einer “Rusalka” Neuproduktion die Fremde Fürstin sang und 2016 als Senta in Barrie Koskys “Holländer” Inszenierung auf der Bühne stand.

Im September 2016 folgte ihr Rollendebut als Sieglinde, in einer von Gerd Heinz inszenierten und Frank Beermann dirigierten Neuproduktion von Wagners “Walküre” beim “Ring in Minden”. Danach folgten Vorstellungen von Schönbergs “Erwartung” unter Mario Venzago in Bern und abermals Senta, diesmal an der Oper Kopenhagen. Im Rahmen der Wiener Festwochen 2017 war sie die Kundry im neuen Parsifal „MONDPARSIFAL ALPHA 1-8“ unter der Regie von Jonathan Meese, komponiert von Bernhard Lang und gastierte mit dieser Produktion dann im Herbst bei den Berliner Festspielen. 2018 folgte die Gutrune beim „Ring in Minden“ in der „Götterdämmerung“, wieder mit dem Team Frank Beermann/Gerd Heinz. Und an gleicher Stelle dann in diesem Herbst der Mindener Ring 2019, in dem sie, wie bereits weiter oben erwähnt, die Sieglinde und die Gutrune singen wird. Am 5. Oktober 2019 tritt sie zudem noch in der Londoner Wigmore Hall auf. Auf dem Programm steht  Arnold Schoenberg’s Pierrot Lunaire, zusammen mit dem Alban Berg Ensemble Wien.

Um hier nur einige der wichtigsten bisherigen und künftigen Stationen der Künstlerin aufzuzeigen.

 

Theater Hagen /TRISTAN UND ISOLDE/ Magdalena Anna Hofmann (Isolde) / Foto @ Klaus Lefebvre

Hagen und Isolde – zwei bedeutende Debüts

2019 war die Zeit für ihre erste ISOLDE gekommen. Das Theater Hagen plante eine Neuinszenierung von Richard Wagners TRISTAN UND ISOLDE für sein Haus und war demzufolge auf der Suche nach Rollenbesetzungen. Hagens GMD Joseph Trafton hörte sie ein Jahr zuvor in Wien und bot ihr die Rolle unter seiner musikalischen Leitung an. Hofmann sagte zu und tat damit einen für ihre weitere Karriere ganz sicher entscheidenden Schritt. Ihr Debüt am 7. April 2019 wurde zu einem großen persönlichen Erfolg für die Künstlerin.

Umjubelt vom Publikum, gefeiert von der regionalen und überregionalen Presse, interpretierte sie diese Partie mit so viel Hingabe und Können in Gesang und Ausdruck, dass sie ohne Übertreibung bereits schon jetzt zu den großen Interpretinnen dieser Wagnerrolle unserer Zeit gerechnet werden muss. Denn, wer wie sie, Wagner mit so großer textlicher Präzision bei gleichzeitigem Meistern der gesanglichen Schwierigkeiten dieser Partie, interpretiert, und dazu auch optisch eine nahezu perfekte Isolde darstellt, dürfte sich in Zukunft wohl von weiteren dahingehenden Angeboten umworben sehen. Nach dieser Isolde wird sie wieder beim „Mindener Ring“ auftreten. Diesmal als Sieglinde in der Walküre. Hier sei natürlich nicht unerwähnt, dass eine Ring-Brünnhilde ganz sicher die logische Folge für die Sängerin sein sollte und wird.

Während Frau Hofmann die Isolde bestens kennt, lernte sie die Stadt Hagen erst einmal neu kennen. Aber wie so oft in Biografien großer Karrieren tauchen kleinere, (nur) vermeintlich nicht so bedeutende, Theater auf, in denen die jeweiligen Sänger/-Innen eine für sie entscheidende Rolle erstmals interpretierten. Im Falle von Magdalena Anna Hofmann dürfte dies nach heutigem Stand ganz sicher dann Hagen sein, die mittelgroße Stadt in Nordrhein-Westfalen, mit seinem seit Jahren so engagierten und ambitionierten Theater. 

Während sie noch mit der Isolde in Hagen Erfolge feiert, steht bereits das nächste Rollendebüt an. Die Leonore in Beethovens FIDELIO in Bologna. Ebenfalls eine Partie, – gleich der Isolde – von der Hofmann sagt, dass sie schwer zu erlernen ist. Was aber sicher nicht nur am musikalisch-gesanglichen liegt, sondern vielmehr für die Künstlerin in der Rolle selbst begründet ist. Zwei Frauen, die so gar nicht mehr in die heutige Zeit passen, deren Hingabe zum geliebten Mann bis zur Selbstaufgabe geht, ist für eine modern denkende und lebende Frau wie Magdalena Anna Hofmann, immer eine besondere darstellerische Herausforderung.

 

Magdalena Anna Hofmann/ Foto @ Lena Kern

Plädoyer für mehr Proben….und gar nicht divenhafte Ausblicke

Zumindest nach dem Empfinden der Opernsängerin, wie sie im Gespräch darstellt. „Ich finde Probenarbeit großartig! Es ist so ungemein wichtig für mich mit Regisseuren und Dirigenten ein Stück gemeinsam zu erarbeiten“, sagt sie. Und wünscht sich gleichzeitig auch, dass die Dirigenten viel mehr mit „uns Sängern“ zusammen arbeiten. Hofmann ist während ihrer Aussagen dazu sehr überzeugend und spricht damit natürlich auch ein Problem an, dass nicht zuletzt der vielen Reisen und Termine der international tätigen Opernsänger-/Innen geschuldet ist. Der Faktor „Zeit“ ist einer, der im Operngeschäft, weltweit, ein immer kleinerer wird und dem leider gleichzeitig dabei viel zu viel untergeordnet wird. Von daher ist Frau Hofmann zu wünschen, dass ihr Plädoyer für mehr musikalische Proben an den dafür entsprechenden Stellen Gehör findet.

Überhaupt wirkt Magdalena Anna Hofmann im Gespräch als eine sehr aufgeschlossene und dabei pragmatisch denkende Frau. Als Mutter eines 3-jährigen Sohnes hat sie, wie Millionen anderer berufstätiger Frauen auch, Beruf und Privatleben so zu koordinieren, dass sie, ihr Mann, – ebenfalls ein Künstler in der Musikbranche -,  und ihr Kind damit bestens zufrieden und glücklich sein können. So managt sie die für ihren Beruf erforderlichen Begleiterfordernisse, wie beispielsweise Flug- und Hotelbuchungen, selbst von ihrem Schreibtisch aus. Sie erzählte mir, dass ihr mal jemand empfohlen habe, ein wenig mehr „Divenhaft“ zu sein. Wozu diese Person das empfahl, entzieht sich letztlich meiner Kenntnis. Magdalena Anna Hofmann wirkt nun auf mehrere besondere Weisen, allerdings keinesfalls wie eine kapriziöse „Diva“. Auf der Bühne kann sie dies sicher darstellen, wenn gefordert, im wahren Leben wirkt sie auf mich wie eine echte Teamplayerin, die am Gelingen einer Produktion, nicht nur aus eigenem Bestreben heraus, sehr engagiert mitwirkt.

Und es sind ja nun mal die wahrlich „großen“, ja nahezu divenhaften Frauenrollen, die ihr künstlerisches Leben ausmachen.

Magdalena Anna Hofmann/ Foto @ Lena Kern

Kundry, Isolde, Sieglinde, Leonore…..da fragt sich der interessierte Interviewer doch, wie es wohl weitergehen soll?

Stehen so Partien wie die einer Elektra, zuvor vielleicht die Chrysothemis, die Salome oder gar die Feldmarschallin auf dem Wunschzettel der Sopranistin? Na klar! Alles Partien, für die Magdalena Anna Hofmann brennt und für die sie in Zukunft, näher und auch in fernerer Zeit, bereitsteht. Viele großartige Strausspartien. Wobei Hofmann auch, und natürlich, auf die Oper Frau ohne Schatten zu sprechen kommt. Aber das will sie noch als im wahrsten Sinne „Zukunftsmusik“ erwähnt wissen. Großes Interesse zeigt sie außerdem an den Frauenpartien des tschechischen Komponisten Leoš Janáček, die sie sehr ansprechen.

Und ganz sicher wieder es auch wieder Wagner sein. Ohne Frage. Doch wie sieht es im italienischen Fach aus? Verdi? „Bekäme ich ein Angebot für die Elisabeth (Don Carlos) würde ich nicht nein sagen„, verrät sie mir. Und wenn man, wie ich, noch ihr leidenschaftliches und so emotionales «Mild und leise wie er lächelt» in präsenter Erinnerung hat, dann hat man auch sofort ein ähnlich ergreifendes «Tu che la vanità» im geistigen Ohr.

Die Sopranistin Magdalena Anna Hofmann steht bereit. Das Publikum allemal! 

 

Ich danke Magdalena für dieses eindrucksvolle und sympathische Gespräch – Detlef Obens / DAS OPERNMAGAZIN 

 

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