LIEDBasel 2021: Eröffnungsabend am 26. Mai 2021

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Nachdem im vergangenen Jahr auch dieses Festival abgesagt werden musste und die Durchführung in diesem Jahr ungewiss war, konnte man die große Freude der Organisatoren an diesem Eröffnungsabend deutlich erkennen. Das Festival entstand aus der Idee, jungen Musikern, welche besonders das Lied pflegen, ein Forum zu bieten und ihnen innerhalb der Festivalwoche die Gelegenheit zu bieten, mit renommierten Sängerpersönlichkeiten und Pianisten zu arbeiten und auftreten zu können. (Rezension des Eröffnungsabends am 26.5.21 / Ackermannshof Basel)

 

Es werden nur Duos, welche bereits seit längerer Zeit zusammen arbeiten, berücksichtigt. Bei den zahlreichen Bewerbungen, sind vor allem die Vielseitigkeit und die Persönlichkeit der Bewerber entscheidend. Dieses Jahr musste die Auswahl via Videocalls etc. erfolgen. Von den Stipendiaten wird verlangt, dass sie bei allen Programmteilen anwesend sein müssen, um so den optimalen Nutzen aus dieser Woche herausholen zu können. Umständehalber hat sich in diesem Jahr eine ganz besondere Konstellation ergeben.

Es konnte die berühmte Sopranistin DOROTHEA RÖSCHMANN gewonnen werden, welche den jungen Talenten an einigen Tagen im Rahmen der Meisterklasse ihr großes Wissen vermittelt. Zusammen mit ihr ist der hervorragende Pianist WOLFRAM RIEGER zu erleben.

Erst im März trafen sich die beiden Künstler und stellten auf Anhieb fest, dass man bestens harmoniert. Die beiden werden einen gemeinsamen Liederabend gestalten.

An diesem Abend begrüßte die sichtlich glückliche künstlerische Leiterin SILKE GÄNG das Publikum und erklärte das Programm, welches unter dem Motto „Gut gebrüllt Löwe!“ steht. Genau wie dieses königliche Tier, braucht man auch als Sänger den Mut, sich öffentlich den hohen Anforderungen zu stellen, was nur mit großer Authentizität und Selbstbewusstsein funktionieren kann.

Lied Basel 2021/Silke Gäng, Wolfram Rieger, Alain Claude Sulzer/Foto @ Benno Hunziker

In einem unterhaltsamen, von SILKE GÄNG und ALAIN CLAUDE SULZER moderierten Gespräch, erzählte WOLFRAM RIEGER aus seinem reichen Erfahrungsschatz mit grossen Stimmen und seinen Studenten sowie seiner Arbeit als Professor für Lied an der Hochschule für Musik “Hans Eisler” in Berlin. Seiner sympathischen Art und seiner Offenheit hörte man gerne zu und wurde erst recht neugierig darauf, was die kommenden Tage mit der Meisterklasse bringen werden.

Auch das Lied kam natürlich nicht zu kurz. Die vier diesjährigen Duos wurden jeweils mit einem Beitrag und einem kurzen Gespräch vorgestellt.

Den Anfang machten FRIEDA JOLANDE BARCK, Sopran und KATERYNA GARANICH, Klavier mit dem Lied “An Silvia” von Franz Schubert.

MARIA PUJADES, Sopran und EDOARDO MILLANELLO, Klavier präsentierten dann “Le jet d’eau” von Claude Debussy.

LIEDBasel 2021/ Felix Gygli, Tomasz Domanski/Foto @ Benno Hunziker

Der Bariton FELIX GYGLI zusammen mit TOMASZ DOMANSKI am Klavier interpretieren das Lied “O Tod” aus Vier ernste Gesänge von Johannes Brahms.

ANA CAROLINA COUTINHO, Sopran und MEGUMI KURODA am Klavier stellten sich mit “Verschwiegene Liebe” von Hugo Wolf dem Publikum vor.

Den Abschluss gestaltete das Duo BARCK/GARANICH mit den zwei Liedern “Der Kirschdieb” und “Und endlich stirbt die Sehnsucht doch” von Hans Eisler.

Man ist nach diesen ersten guten Eindrücken auf jedes dieser Duos gespannt, wie die verschiedenen Persönlichkeiten in der Meisterklasse auftreten werden. Auf jeden Fall ist es eine Freude, diese jungen Talente erleben zu dürfen und bei dieser Gelegenheit auch viel neues zu erfahren.

Nach einer Pause konnte man unter der Rubrik “LIEDOnDemand” ein ganz aussergewöhliches Programm erleben. “A Life of What May Have Been” ein Erzähl-Liederabend mit KLAUS BRÖMMELMEIER, Schauspiel und Gesang mit IOANA ILIE am Klavier. Der als “englischer Schubert” bezeichnete Komponist IVOR GURNEY (1890-1937) hatte kein einfaches Leben. Im Krieg wurde er verwundet und litt seit frühester Jugend an einer „bipolaren Störung”, welche später als Schizophrenie diagnostiziert wurde und ihn die letzten 15 Jahre seines Lebens in psychiatrische Einrichtungen zwang. Beinahe 300 Kunstlieder und viele Gedichte hatte er hinterlassen.

LIEDBasel 2021/Klaus Brömmelmeier, Ioana Ilie/Foto @ Benno Hunziker

KLAUS BRÖMMELMEIER ist ein ganz hervorragender, vielseitiger Künstler und hat für dieses Programm einige der Lieder und Texte des Komponisten jeweils rezitiert und dann gesanglich interpretiert. Man konnte die verschiedenen Stimmungen der Texte förmlich miterleben.

Ergänzt durch bestens ausgewählte Texte von anderen Autoren entstand ein gefühlsvolles und spannendes Programm mit vielen Einsichten in die Welt unseres vermeintlichen großen Wissens, welches nicht nur mit dem Verstand erklärt werden kann. Wir müssen die Augen für das scheinbar Unwichtige öffnen, weil sich dort soviel neues verbirgt.

IOANA ILIE am Klavier, war die ideale Begleiterin und man verliess beeindruckt diesen vielseitigen Abend.

 

Impressionen des Abends (Fotos @ Benno Hunziker)

 

  • Rezension von Marco Stücklin / RED. DAS OPERNMAGAZIN-CH
  • LIEDBasel 2021 / Homepage
  • Titelfoto: LIEDBasel 2021/ Felix Gygli, Tomasz Domanski/Foto @ Benno Hunziker
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