Konzerthaus Dortmund: „ELEKTRA“ – Was für ein Erlebnis!

Konzerthaus Dortmund/ELEKTRA/ Foto © Pascal Amos Rest

In seiner Abo-Reihe „Konzertante Oper“ zeigte das Konzerthaus Dortmund am vergangenen Sonntag (17. März 2019) Richard Strauss‘ einaktige Oper ELEKTRA. Und so viel sei vorweggenommen: selbst für einen erfahrenen Operngänger war dieser Abend ein großartiges Ereignis, welches ganz sicher noch sehr lange nachklingen wird. Eine Elena Pankratova in der Titelpartie in dieser bestechenden sängerischen Form erleben zu dürfen, war ein Privileg. Und das sämtliche Partien um sie herum ebenfalls erstklassig besetzt waren, macht diese konzertante ELEKTRA zu etwas Einmaligen. Und das war es schliesslich auch. Einmal nur hatten die Opernfans der Region die Gelegenheit diese Strauss-Oper in dieser Besetzung und mit dem furios aufspielenden HR-Sinfonieorchester Frankfurt unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada erleben zu können. Wer nicht dabei war hat eine ELEKTRA verpasst, welche das gestrige Publikum von den Stühlen riss.

 

Elektra, die Tochter des Heerführers Agamemnon wird von ihrer Mutter Klytämnestra und deren Geliebten, dem Mörder ihres Vaters, Aegisth, wie ein Hund gehalten. Die verstörte Elektra will die neue Herrschaft, die nur durch den Mord an ihrem Vater entstanden ist, nicht akzeptieren. Erst als der verloren geglaubte Bruder Orest auftaucht, um den gemeinsamen Vater Agamemnon zu rächen, gräbt Elektra ein Beil aus, mit dem Orest den neuen unrechtmäßigen Herrscher töten soll. Jahrelang hat sie ihre Wut gepflegt, nun gerät sie über die Morde an Aegisth und Klytämnestra  in Extase und tanzt sich zu Tode.

Andrés Orozco-Estrada vermittelte mit seinem Orchester, dem HR-Sinfonierorchester Frankfurt, ab dem ersten Ton der Oper an, diese mächtige Spannung, diese fast nicht zu beschreibende innere Zerrissenheit der von Rachegelüsten zerfressenen Elektra, ihre sehnsuchtsvollen und doch so unerfüllbaren Wünsche nach dem Vater („Agamemnon…!“), ihren Hass auf die Mutter bis hin zur überwältigend schönen Musik in der Elektra-Orest-Szene. Aber er liess das große Orchester auch die musikalischen Höhepunkte und die phänomenalen Klangwelten, die Richard Strauss für diese Oper erschaffen hat, ausleben und krönte diese Aufführung mit dem Finale der Oper, welches nun wirklich niemanden im Konzerthaus Dortmund unberührt liess. Großartig und überragend. Das ist mein Fazit zu Dirigent und Orchester des Abends.

Die konzertante Darbietung dieser Oper liess nicht einen Moment eine szenische Umsetzung vermissen. Auf der Bühne standen absolute Profis, die ihren jeweiligen Partien derart viel Leben einhauchten, dass es vermutlich fast schon störend gewesen wäre, diese Künstler am ausleben ihrer Gefühle durch ein womöglich fragwürdiges Regiekonzept zu behindern. 

Die Besetzung der Hauptpartien war großartig. 

Konzerthaus Dortmund/ELEKTRA/ Foto © Pascal Amos Rest

Eine Elektra-Aufführung steht und fällt, – wie sollte es auch anders sein -, mit der Besetzung der Titelrolle. Mit Elena Pankratova stand eine sensationell zu nennende Elektra auf der Bühne des Dortmunder Konzerthauses. Wie Frau Pankratova mit gesanglichen und schauspielerischen Mitteln die innere Zerrissenheit, die Verlassenheit, die tiefe Verzweiflung und auch den pathologischen Wahn der Elektra darstellte, war großartig! Mit einem kraftvollen Sopran , der auch den letzten Winkel des Dortmunder Konzerthauses ausfüllte, hat sie die Besucher in ihren Bann gezogen. Sie wurde zum Mittelpunkt der Aufführung und mit Bravorufen und Ovationen vom Publikum im sehr gut besuchten Haus hochverdient gefeiert.

Mit Michaela Schuster stand eine Klytämnestra von Rang und mit internationaler Erfahrung auf der Bühne. Sehr konzentriert und überzeugend in Gesang und Darstellung bot Frau Schuster ein äusserst beeindruckendes Rollenportrait, welches vom Publikum hoch verdient gefeiert wurde. Weltklasse ihre Alptraum-Szene zusammen mit „Tochter“ Elektra.

Als Chrysothemis  war Allison Oakes zu erleben. Oakes sprang für die ursprünglich geplante Simone Schneider ein. Allison Oakes gab der Partie der Schwester von Elektra viel Gefühl, malte auch bisweilen zarte Stimmfarben und trumpfte an den entscheidenden Stellen dann auch stimmlich auf. Eine tolle Leistung!

Michael Volle war, wie von vielen Opernbesuchern erwartet,  ein Orest der Sonderklasse. Mit höchster Textverständlichkeit und ungemein viel Ausdruck in seinem Bariton machte auch er seine Rollendarstellung zu einem Erlebnis. Dem stand Michael Schade als Aegisth in nichts nach. Fast schon diabolisch seine Darstellung und klar im Gesang rundete er das insgesamt auf höchstem Niveau singende Solistenensemble ab.

 

  • Rezension des Abends von Detlef Obens/DAS OPERNMAGAZIN
  • Website des Konzerthaus Dortmund
  • Titelfoto: Konzerthaus Dortmund. Elektra. hr-Sinfonieorchester Frankfurt mit Dirigent Andrés Orozco-Estrada und Elena Pankratova als Elektra. © Pascal Amos Rest

 

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