
Es gibt Opernveranstaltungen, bei denen es bereits vor Beginn der Aufführung unter dem zahlreichen Publikum vor Erwartung und Vorfreude förmlich knistert. So war es auch am vergangenen Freitag, als La Cenerentola von Gioachino Rossini mit Cecilia Bartoli in der Titelrolle auf dem Programm stand. (Marco Stücklin berichtet von der Vorstellung am 24. März 2023)
Diese Inszenierung von Cesare Lievi im Bühnenbild und den Kostümen von Luigi Perego, feierte ihre Premiere im Jahre 1994 und bereits damals war Cecilia Bartoli in der Rolle der Cenerentola zu erleben. Diese Partie scheint der Künstlerin wie auf den Leib geschrieben zu sein. Ihre ungebrochene Energie und Spielfreude nach all den Jahren sind wundervoll.
Ihre Ausstrahlung und einmalige Stimmtechnik sind ihr unverkennbares Markenzeichen. Alle Koloraturen sitzen makellos und wirken niemals forciert. Die Schlussarie war ein Höhepunkt dieser Aufführung und begeisterte durch Witz und höchste Präzision. Was für eine grossartige Leistung.
Es ist dem Opernhaus gelungen, für diese Aufführungsserie ein hochkarätiges Ensemble zu vereinen. Bei dieser letzten Aufführung war deutlich erkennbar, wie gut die Sänger untereinander harmonierten.
Mit dem Südafrikanischen Tenor Levy Sekgapane stand ein junger Sänger auf der Bühne, welcher selbst höchste Töne sicher sang. Seine Rolle als Don Ramiro interpretierte er aufs schönste und verstand es vorzüglich, mit seiner Bühnenpräsenz zu kokettieren und das Publikum für sich zu gewinnen.
Mit Alessandro Corbelli als Don Magnifico durfte man einen der erfahrensten Kenner dieser Partie erleben. Er ist auf allen grossen Bühnen der Welt zu Gast. Seine Stimme, Spiel und Humor vereinen sich in dieser Figur perfekt.
Zu einem ganz besonderen Publikumsliebling entpuppte sich Nicola Alaimo als Dandini. Was für ein Schauspieler, was für eine perfekt geführte Stimme. Man konnte sich bestens amüsieren und das Publikum war entzückt.
Rebeca Olvera als Clorinda und Liliana Nikiteanu als Tisbe, beide geschätzte langjährige Ensemblemitglieder des Opernhauses, spielten die bösen Schwestern mit allen Facetten der Komik und bildeten die sehr passende Ergänzung des Ensembles.
Stanislav Vorobyov als Alidoro war sehr überzeugend. So macht Rossini Spass!
Man darf durchaus von einer Traumbesetzung berichten. Das alles ist jedoch nur möglich, wenn man ein ausgezeichnetes Orchester zur Verfügung hat, welches den hohen Ansprüchen gewachsen ist. Dies war mit dem weltweit berühmten Orchestra La Scintilla des Opernhauses Zürich in jeder Hinsicht gewährleistet.
Am Pult stand Gianluca Capuano, welcher schon oft mit Cecilia Bartoli zusammengearbeitet hat und als ausgewiesener Kenner der historischen Aufführungspraxis gilt. Ihm gelang es einmal mehr, das Orchester zu Höchstleistungen und das Publikum in den Opernhimmel zu führen. Schon während der Aufführung spendete das Publikum viel Applaus und am Schluss sorgte es für einen Jubel, wie er auch am Opernhaus Zürich nicht so oft zu hören ist. Als dann vor dem Vorhang das gesamte Ensemble eine Zugabe sang, war die Freude schier grenzenlos.
Diesen Abend werden die Mitwirkenden und Besucher sicher noch lange in Erinnerung behalten.
- Rezension von Marco Stücklin / Red. DAS OPERNMAGAZIN-CH
- Opernhaus Zürich / Stückseite
- Titelfoto: Cecilia Bartoli, Levy Sekgapane. Foto: © Marco Stücklin
Veröffentlicht durch Stefan Romero Grieser in Vertretung für Detlef Obens.