
CECILIA BARTOLI / FARINELLI UND SEINE ZEIT
Weltpremiere ihres neuen Programms am 23. November 2019 im Festspielhaus Baden-Baden
Wenn Cecilia Bartoli ein neues Programm ankündigt, dann ist die Spannung besonders groß und man kann sicher sein, dass man wieder einen außergewöhnlichen Abend erleben wird. Die Weltpremiere von «FARINELLI UND SEINE ZEIT» im Festspielhaus Baden-Baden war seit Monaten ausverkauft. Es ist ein Phänomen, wie viel Energie und Freude uns Cecilia Bartoli zu vermitteln versteht. Seit Jahrzehnten steht sie mit Ihrer unverkennbaren Virtuosität an der Weltspitze und wird nie müde, ist stets neugierig neues zu erkunden. So gelingt es Ihr immer wieder das Publikum zu begeistern.
Bereits bei den Pfingstfestspielen in Salzburg hatte sich Cecilia Bartoli dem Thema der Kastraten gewidmet, einem Thema, welches Sie nun mit «Farinelli und seine Zeit» weiterführt. Wir erlebten nicht einfach ein Konzert mit Abendkleid und mit schöner Frisur, sondern eine kleine «Inszenierung» mit einigen Kostümwechseln und dies erst noch auf offener Bühne. Ein Kammerdiener steht mit einer rollenden Garderobe mit Spiegel und Requisiten auf der Bühne und man kann miterleben, wie sich die Sängerin immer wieder verwandelt. Sei es einmal als eleganter Herr, oder als Cleopatra mit Federfächern umschwärmt oder mit langer Schleppe und Stiefeln. Wie immer bei Cecilia Bartoli, mit vollem Einsatz und einer enormen Bühnenpräsenz. Das ganze findet vor einem riesigen Bild des Teatro di San Marco in Neapel statt und erhält dadurch eine imposante zusätzliche Wirkung.

Es würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, auf alle an diesem Abend vorgetragenen Arien detailliert einzugehen, waren es doch allein im offiziellen Programm zwölf höchst anspruchsvolle und virtuose Werke von LEONARDO LEO, LEONARDO VINCI, ANTONIO CALDARA, GEORG FRIEDRICH HÄNDEL, NICOLA PORPORA, GEMINIANO GIACOMELLI und JOHANN ADOLF HASSE. Alle diese Arien interpretierte die Künstlerin äußerst facettenreich mit ihrer einzigartigen Stimme, sodass diese zu einem mitreißenden Gesamterlebnis verschmolzen. Cecilia Bartoli ist auch bekannt für Ihrer Forschungsarbeit. Man kann wohl nur erahnen, mit wie viel Bedacht sie dieses anspruchsvolle Programm zusammengestellt hat und wie viel intensive Probenarbeit vorangegangen ist.
LES MUSICIENS DU PRINCE – MONACO, erst 2016 auf Initiative von Cecilia Bartoli gegründet und seither immer wieder gemeinsam mit Ihr unterwegs, ist wohl das idealste Orchester für die Präsentation eines derart reichhaltigen Programms. Hier vereinen sich exzellente Musiker aus aller Welt mit ihrem engagierten Chefdirigenten Gianluca Capuano zu einem faszinierenden Klangkörper.
Zwischen den einzelnen Arien erklangen Werke von HÄNDEL, HASSE, FASCH, QUANTZ und CALDARA, welche das Programm ergänzten. Besonders zu erwähnen ist auch, wie die Werke raffiniert miteinander verwoben wurden. Man war dankbar, dass nicht Zwischenapplause nach jeder Arie die Stimmung gestört hatten.
Die Begeisterung des Publikums äußerte sich am Ende durch viele Bravorufe, Standing Ovations und wurde von Cecilia Bartoli mit drei Arien von GEORG FRIEDRICH HÄNDEL und RICCARDO BROSCHI belohnt. Beglückt verliess man dieses Konzert, welches einmal mehr die absolute Ausnahmestellung dieser sympathischen Künstlerin bewiesen hat.
Die neue CD «FARINELLI» von Cecilia Bartoli erscheint in den nächsten Tagen.
- Rezension von Marco Stücklin / RED. DAS OPERNMAGAZIN D-CH
- Festspielhaus Baden – Baden /Stückeseite
- Titelfoto: Cecilia Bartoli/Festspielhaus Baden-Baden/ Foto @ Michael Gregonowits