Wer die Oper TOSCA bereits kennt, eine der Ursprungsfassungen irgendwo gesehen hat, war sicher überrascht heute Abend! Natürlich gab es eine Light – Version, in 90 Minuten kann man das gewaltige Drama wie bekannt nicht auf die Bühne bringen. Aber mit großer Sicherheit haben die Zuschauer heute sich allerbestens amüsiert und auch mitgelitten…..(Rezension der besuchten Vorstellung v. 13.10.2019)
Die Trattoria TOSCA, beliebt bei den Gästen und geliebt von ihren beiden Besitzern Tosca und Caravadossi, ein junges engagiertes Ehepaar, wird heimgesucht von einer attraktiven aber auch zickigen Restauranttesterin. Genauestens wird alles untersucht, in die Ecken geschaut und die Zutaten getestet. Wenn man da nichts findet zur Beanstandung, dann eben die Speisen direkt…. Man kann ja alles madig machen, wie uns die berühmten Fernsehköche immer so schön zeigen.
Zwischendurch werden die Zuschauer an den Tischen vorn nah der Bühne bestens bewirtet: Es gibt Tomaten – Mozzarella Salat mit leckerem Balsamico, frisches Brot mit Dip und natürlich bekommt jeder ein Stück der beliebten Pizza des Hauses serviert.
Währenddessen schleicht Scarpi, die behördliche Fachkraft durch die Küche und bereitet Tosca auf die bevorstehende Schliessung des Restaurants vor. Während Tosca sich entfernt, völlig verzweifelt ihren Kummer beweint, macht sich Scarpia an den Gatten Caravadossi heran, stellt ihm in Aussicht, die Beurteilung eventuell „verlieren“ zu können, wenn er sich mit ihr vergnügt. Wie sagt man so schön: Halb sank er hin, halb wehrt er sich – in diesem verfänglichen Moment tritt Tosca hinzu und erstarrt vor Kummer. Sie verflucht ihren Ehemann und die Restauranttesterin….. diese bietet ihr an, einen kleinen Pizzabackwettbewerb zu machen, davon soll der weitere Betrieb oder die Schliessung abhängen. Tosca bleibt nichts anderes übrig, sie willigt ein. Fest davon überzeugt, zu gewinnen….. Aber, das Resultat ist eindeutig: Die Testerin siegt um Längen, Tosca probiert ein Stück der von ihr gebackenen Pizza und erkennt – ihr geliebtes Restaurant ist verloren, ihre eigene Speise reicht nicht an die Qualität der Feindin heran!
Scarpia triumphiert, überschüttet Tosca mit Mehl und macht sich über sie lustig. Tosca verliert für einen Moment den Verstand und wirft sich auf die Rivalin, ersticht sie in Raserei.
Als Caravadossi die Küche wieder betritt, sieht er die Ermordete und seine verzweifelte Frau und überlegt, was zu tun ist. Gemeinsam wird die Dame also zerstückelt hinter dem Tresen (man sieht im Dekofilm dazu wunderbar frisches Hackfleisch eingeblendet an der Tresenfront), Schüsseln werden gefüllt und der Inhalt zu Wurst verarbeitet, neue Pizza gebacken und an die Gäste verteilt….. Dann noch kurz feucht durchgewischt und alles ist wieder in allerbester Ordnung!
Ein wahres Drama, gut gewürzt mit bestem Humor – wenn auch schwarz…. absolut sehens- und erlebenswert. Zumal auch die gereichten Speisen, appetitlich angerichtet, von den Restaurantbesuchern gern angenommen wurden. Die Trattoria Tosca ist gerettet und die Betreiber leben glücklich weiter in bester Eintracht.
Und das alles bestens zubereitet in der wunderbaren Regie von Inken Rahardt! Und auch die musikalische Seite war wieder einmal absolut hörenswert:
Aline Lettow – als Tosca – Bewundernswert, wie sie ihre so emotionale Partie gemeistert hat, teilweise mitten unter den Zuschauern, sogar am Tisch sitzend ihren Kummer zeigte. Man litt geradezu mit ihr, verstand ihre Verzweiflung, man war geneigt ihr die Hand zu streicheln um sie zu trösten. Eine große Stimme, Volumen und sehr viel Ausdruck im Sopran zeigte sie durchgehend, man folgte ihr gerne ein Stück durch ihr Schicksal.
Richard Neugebauer – war der Caravadossi des Abends. Nicht nur seine nahezu perfekte italienische Interpretation von „Funiculì, funiculà!“ war mitreissend und absolut stimmig. Er zeigte einen klaren Tenor, Volumen, das Publikum war begeistert und es wurde mitgesummt, die Füsse scharrten…. Ein herrliches Vergnügen, ihm zuzuhören!
Susan Jebrini – in der Rolle des Scarpia – Sehr präsent und mit einer guten Portion Erotik und Temperament meisterte Scarpia ihre Rolle. Immer leicht spöttisch Tosca gegenüber und flirtend mit deren Ehemann Caravadossi, zeigte sie dann aber doch ihre ganze Kompetenz am Hefeteig: Sie war die Bessere! Ebenso ihr volltönender Gesang, viel Stimme und immer etwas Überlegenheit dabei, das reizte nicht nur Tosca… ihr Mezzosopran war absolut angenehm hörenswert.
Makiko Eguchi – (Musikalische Leitung) am Klavier war die „Dirigentin der Oper“. Wunderbar beherrschte sie das Geschehen und gab den Takt auf der Bühne vor.
Andre Böttcher – Geigenbegleitung, zeigte ein wahres Improvisationstalent, ein echter Profi eben! Er sprang sehr kurzfristig für Beatriz Pavlicenco ein und hatte nur wenig Zeit, sich in seine Rolle an der Geige hier einzufinden. Man kann nur sagen: Bravo! Hervorragend gemacht!
Natürlich war auch diese so besondere Vorstellung ausverkauft, das Publikum absolut begeistert. Der Applaus mit Bravo-Rufen und kleinen Begeisterungs-Pfiffen zeigte die Richtigkeit des Konzeptes im Opernloft – immer wieder ein ganz besonderes Vergnügen, Danke dafür!
- Rezension von Marion Nevoigt / RED. DAS OPERNMAGAZIN-Nord/HH
- OPERNLOFT / Stückeseite
- Titelfoto: OPERNLOFT/Tosca/ Aline Lettow, Copyright: Inken Rahardt