Ein göttlicher Spaß: „DER RING“ im Opernloft

Opernloft/RING/Foto @ Marion Nevoigt

Der Ring des Nibelungen v. Richard Wagner – „Siegfried und Brünnhilde (oder) Wenn der Neffe mit der Tante…“

Richard Wagners  Der Ring des Nibelungen dauert 16 Stunden verteilt über vier Tage. Das Opernloft schafft Das Rheingold, Die Walküre, Siegfried und die Götterdämmerung in nur 90 Minuten. Wir konzentrieren uns auf die spannende Geschichte, in der Alberich den Rheintöchtern das Rheingold klaut und daraus den Ring des Nibelungen schmiedet, der seinem Besitzer unendliche Zauberkraft verleiht. (Besuchte Vorstellung am 11.1.2020

 

Wir erzählen, wie Siegfried, Sohn des Geschwisterpaares Siegmund und Sieglinde, mit seinem Schwert Nothung den Drachen Fafner tötet und so den Ring bekommt. Wie Siegfried die Walküre Brünnhilde aus dem Feuerkreis rettet, von Hagen ermordet wird und am Ende die gesamte Personage des Rings untergeht.

Das alles erzählen wir in einer eigenen Fassung „Oper in kurz“ . Wir verlegen die Handlung ins Heute, an einen Ort fernab von Drachen und Nibelungen: mitten in eine Pyjama-Party. Drei junge Frauen übernehmen sämtliche Rollen. Sie spielen nicht nur die Rheintöchter, Brünnhilde und die Walküren, sondern auch gleich noch Siegfried und dessen Gegenspieler Hagen. Unsere Produktion ist nicht nur erheblich kürzer als das Original, sondern auch eindeutig amüsanter. Also: Schnuppern Sie einmal in den Ring hinein, verstehen Sie die Geschichte und genießen Sie die wunderbare Musik! (O-Text Opernloft)

Opernloft/Ring/Foto @ Marion Nevoigt/Das Opernmagazin

Wer singt wen?

L E N A  (Freja Sandkamm) Sopran

Eine Rheintochter, eine Walküre, den Nibelungen Mime, Sieglinde, Brünnhilde und einen Waldvogel

E M I L Y  (Marie Sophie Richter) Sopran

Eine Rheintochter, eine Walküre, Urmutter Erda, Siegmund und Siegfried

P A U L A  (Franziska Buchner) Sopran

Eine Rheintochter, eine Walküre, Gott Wotan, Drache Fafner, Alberich und Hagen

 

Vom RHEINGOLD bis zur GÖTTERDÄMMERUNG – die Geschichte ist sehr lang (nicht nur die Entstehung der Oper dauerte ewig, nämlich gut 27 Jahre), sondern es ist auch ein schwerer Inhalt des Gesamtzyklus. Im April 1876 hob sich im eigens für diese Oper erbautem Festspielhaus in Bayreuth der Vorhang und die Besucher erlebten ein 16 Stunden Werk, über 4 Tage verteilt. Die heutige Vorstellung des inhaltschweren Stoffes dauerte nur 90 Minuten – und jeder verstand alle vier Einzelparte zum RHEINGOLD, WALKÜRE, SIEGFRIED und SIEGFRIEDS TOD, die der Komponist quasi rückwärts geschrieben hat und dann die Entstehung seiner Geschichte vorab noch erklären wollte. So entstand diese unbändige Ring – Dichtung und brauchte soviel Zeit.

Irgendwie hat jeder schon mal vom RING DER NIBELUNGEN gehört, gelesen und viele Opernfreunde waren bisher auch ein wenig überfordert durch Zeit und Schwere der Musik… seien wir ehrlich!

Seit heute verstehen aber alle anwesenden Zuhörer im vollbesetzten Loft in Kurzform und trotzdem sehr ausführlich beschrieben, den Inhalt der Geschichte. Er wurde von drei wunderbaren Sopranistinnen in Form eines zu erstellenden Schulreferates erklärt, besungen und perfekt dargestellt. Hierbei war nicht einmal der sehr professionelle Gesang im Vordergrund, sondern die bildliche Darstellung auf der Bühne und die einfachen Erklärungen.

Opernloft/RING/Franziska Buchner, Marie Sophie Richter, Copyright: Inken Rahardt

Im Jargon der Jugendlichen  wurde die Thematik mit allerlei Requisiten nachgestellt und die Tötung eines Stoffdrachen mit einem Leuchtschwert ala Power Rangers oder Star Wars? unblutig erledigt, ein Barbiespielhaus wurde einfach zur Walhall – dem Sitz Wotans, erklärt und der Walkürenritt fand mit Steckenpferd, Fahrrad und einem Pferdekopf-Shirt statt.

Das Publikum gab reichlich laute Lacher und Szenenapplaus, es war überaus kurzweilig und sehr anschaulich gestaltet!

Die Sängerinnen haben nicht nur wunderbare Stimmen, sie sind auch alle drei begnadete Schauspielerinnen mit herrlichem Humor und sorgten den Abend über für eine lockere und zufriedene Stimmung bei den Zuschauern.

Die „dänische Schülerin“ LENA, welche das Referat schreiben sollte zum „Ring“  (Freja Sandkamm) zeigte insbesondere als Walküre Brünnhilde wieder Stimme ebenso wie Mimik als man feststellte, daß als Liebespaar nicht nur Bruder und Schwester sondern auch Neffe und Tante bei Wagner zusammen kamen….. Ihre Stimme ist immer ein Genuß!

Als kleine „Naive“ mit Zöpfchen aber durchaus immer wieder nachfragend der Geschichte agierte EMILY (Marie Sophie Richter), eine sehr ausdrucksvolle Solostimme mit viel Humor im Spiel und recht temperamentvoll.

PAULA (Franziska Buchner)  war mehr der dominante Part dabei, als Gott Wotan oder Drache Fafner ebenso wie der böse Zwerg Alberich und dann sein Sohn Hagen… hatte sie eben auch die Herren darzustellen, was sie mit absoluter Bravour verstand und dabei noch klare Stimme mit Volumen zeigte.

Opernloft/RING/Marie Sophie Richter, Copyright: Inken Rahardt

Die Regie und Texte (Inken Rahardt /Texte: Susann Oberacker) waren absolut ausgefeilt, zeigten unendliche Liebe zum Detail im Riesenumfang der Oper, es war ein absolutes Vergnügen und eine tolle Lehrstunde zum Thema Geschichte und Musik!

Es wäre wunderbar, wenn zum Beispiel Schulklassen in dieser Form so ein schwerer Lehrstoff auf leichte, kurze und auch lustige Weise näher gebracht werden könnte – die herrliche Musik war auf den Punkt wieder von den Musikern -wie nebenbei- zu hören, alles ging nahtlos ineinander über. Im ausverkauften Haus gab es am Ende Riesenapplaus, Fußgetrappel und sogar eine kleine Walküren-Zugabe!

Herzlichen Dank an alle für einen bezaubernden Abend mit Herrn Wagner!

Genau so macht Opernstoff Spaß und Lust auf mehr.

 

  • Rezension von Marion Nevoigt / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Opernloft / Stückeseite
  • Titelfoto: Opernloft/RING/ Franziska Buchner, Freja Sandkamm, Marie Sophie Richter, Copyright: Inken Rahardt

 

 

 

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