Endlich wieder Operette an der Bismarckstraße! Endlich wieder FLEDERMAUS. Am Silvesterabend 1990 stand die legendäre Otto Schenk-Inszenierung zum letzten Mal auf dem Spielplan unseres Hauses – 28 Jahre später hebt sich am 28. April um 19.30 Uhr der Vorhang für eine Neuinszenierung in der Regie von Rolando Villazón. Dem umtriebigen Sänger, Regisseur, Moderator und Autor ist diese Inszenierung eine Herzensangelegenheit, kann er in Straußʼ Meisteroperette doch einerseits mit komischen Elementen spielen, andererseits aber auch dem Melancholisch-Nachdenklichen Raum geben.
„Fledermaus forever! kann man meine Sicht auf Straußʼ Operette überschreiben“; sagt Villazón. „Die Geschichte rund um Fremdgehen, Underground-Partys und Champagner ist zeitlos in ihrer genauen Beschreibung von gesellschaftlichen Fassaden und den Abgründen, die auf der Rückseite des bürgerlichen Salons lauern. Es ist eine große Freude, sich mit dem Ensemble der Deutschen Oper auf dieses Stück zu stürzen – die Walzer und Polkas mit Leben zu füllen.“
Es war eine Novität, dass der Walzerkönig Johann Strauß in seiner erst dritten Operette eine Handlung präsentierte, die nicht – wie aus den in Wien gespielten Offenbachiaden bekannt – in mythischer Ferne oder Fantasiestaaten spielte, sondern den großbürgerlichen Salon als Ausgangspunkt nahm. Das bürgerliche Publikum sah sich selbst mit all seinem Dünkel und seiner Doppelmoral auf der Bühne grotesk verzerrt. Die Geschichte war natürlich nicht neu: Strauß und sein Mitarbeiter Genée griffen auf eine französische Boulevardkomödie der Offenbach-Librettisten Meilhac und Halévy zurück, überführten sie aber kongenial ins musikalische Genre und ergänzten sie durch pikante Details. Zum Beispiel den Auftritt der verkleideten Rosalinde auf dem Ball des Prinzen Orlofsky. Überhaupt geht die Zuspitzung und Zentrierung der Handlung auf das Maskenfest mit der finalen Huldigung des Alkohols, der allgemeinen Verbrüderung und dem champagnerseligen Du-i-du auf das Konto Genées. Ansonsten finden sich in der Farce rund ums Fremdgehen all die Zutaten, die zu einer guten Komödie gehören: Die aufmüpfige Kammerzofe, der versteckte Liebhaber, der selbst ehebrechende, doch eifersüchtige Gatte und die verkleidete Gräfin.
Rolando Villázon versetzt die drei Akte in drei verschiedene Zeiten und nimmt das Publikum mit auf eine Reise vom 19. Jahrhundert in die Zukunft – denn ob damals, heute oder in hundert Jahren: gefeiert und fremdgegangen wird immer…
Neben Ensemblemitgliedern wie Thomas Blondelle als Eisenstein, Markus Brück als Gefängnisdirektor Frank oder Nicole Haslett als Adele freuen wir uns auf Gäste wie Angela Brower als Orlofsky – sie feierte jüngst Erfolge als Octavian auf einer Tournee mit der Bayerischen Staatsoper in der New Yorker Carnegie Hall – und natürlich Annette Dasch. Die in Berlin geborene Sopranistin gibt ihr Debüt als Rosalinde. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Generalmusikdirektor Donald Runnicles.
- Weitere Vorstellungen am 1., 5., 8. und 29. Mai; 3. und 8. Juni. INFOS HIER
- Titelfoto: Deutsche Oper Berlin, copyright: Leo Seidel