Das „Verbier Festival Chamber Orchestra“ und Augustin Hadelich glänzen mit Mendelssohns Violinkonzert und Beethovens siebter Sinfonie

Gábor Tákacs-Nagy © Aline Paley

24. Juli 2021, Salle des Combins, Verbier

Verbier Festival Chamber Orchestra, (VFCO)
Musikalische Leitung: Gábor Takács-Nagy
Violine: Augustin Hadelich

Programm:
Felix Mendelssohn Bartholdy: Violinkonzert e-Moll op. 64
Ludwig van Beethoven: 7. Sinfonie in A-Dur op. 92

 

Die Konzerte des Verbier Festival Chamber Orchestra (VFCO) gelten als absoluter Höhepunkt im Programm der Festspiele in Verbier. Auch in diesem Sommer präsentierte sich das VFCO, ein Juwel der Klassikszene, als eines der versiertesten Kammerorchester Europas! Das Kammerorchester setzt sich aus Alumni des größeren Verbier Festival Orchestra (VFO) zusammen. Zahlreiche dieser jungen Musikerinnen und Musiker haben sich eine Position in den ganz großen Klangkörpern der Welt erarbeitet, beispielsweise dem Orchestre de Paris oder dem Tonhalle-Orchester Zürich. Dem VFCO dient seit fünfzehn Jahren der ungarische Dirigent Gábor Takács-Nagy als musikalischer Leiter.

Augustin Hadelich / Foto @ Rosalie O’Connor
Augustin Hadelich / Foto @ Rosalie O’Connor

Das Violinkonzert in e-Moll, op. 64 von Felix Mendelssohn Bartholdy mit Augustin Hadelich als Solist bildet den ersten Teil des Programms. Der 37-jährige Hadelich gilt als einer der gefragtesten Solo-Violinisten der Gegenwart. Er bewies sich in dem Violinkonzert als Instrumentalist mit schier unerschöpflicher Energie und Einfühlsamkeit. Noch in den ersten Phrasen wirkte er etwas zaghaft, fast schon zurückhaltend, blühte jedoch sogleich auf. „Da geht noch was“ schien sich Hadelich im Finalsatz zu sagen, und hob das Konzert in den letzten Takten noch eine musikalische Ebene höher, kurzzeitig spielte er dem Orchester ein wenig voraus – Gábor Takács-Nagy am Pult adjustierte das VFCO unmittelbar – und so entstand ein rasantes und spritziges Allegro molto vivace als Abschluss. Der Dirigent Gábor Takács-Nagy nahm die Orchesterbegleitung von Mendelssohn wie es Richard Strauss einmal empfahl „wie Elfenmusik“, aus dem Hintergrund, leicht flackernd und ruhig leuchtend.

Und wann hat man so etwas je zuvor erlebt? Mit dem Verhallen des letzten Geigentons erhob sich augenblicklich das gesamte Publikum zu einer spontanen Standing Ovation. Starke Leistung von Augustin Hadelich, auch er selbst schien von den Reaktionen im Saal überwältigt! Als Zugabe verwöhnte Hadelich sein Publikum ganz unkonventionell mit einem Blues, vorgetragen im Solo auf seiner Violine.

Nach einer kurzen Umbaupause folgte sogleich Beethovens siebte Sinfonie. Takács-Nagy zeigte im ersten Satz einen sehr schwungvollen, mitreisenden Beethoven. Im berühmten zweiten Satz der Sinfonie, dem langsam und gedämpft voranschreitenden Allegretto wurden all die Stärken des Kammerorchesters deutlich: Saubere, klare Streicherklänge und präzise Bläsereinsätze bei klarer Rhythmisierung. Besonders stark geriet unter der Leitung von Takács-Nagy auch der Finalsatz, indem er zunächst den gesamten Orchesterapparat dämpfte um die charakteristisch pochenden Kontrabassläufe, im VFCO nur von zwei Musikern besetzt, behutsam in den anschwellenden Orchesterklang einzuflechten.

Es bleibt beglückend, auf welch höchstem musikalischem Standard diese jungen Musikerinnern und Musiker die zwei beliebten Werke von Mendelssohn und Beethoven aufführten! Das Verbier Festival hat sich auf die Fahne geschrieben, jüngere Orchestermusikerinnern- und Musiker zu fördern. Wieder einmal ist es ihnen gelungen!

 

  • Rezension von Phillip Richter / Red. DAS OPERNMAGAZIN
  • Verbier Festival
  • Titelfoto: Salle des Combins © Nicolas Brodard
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