Alles dreht sich nur um Barbara! – „Eine Nacht in Venedig“ in der Hamburger Kammeroper

Allee Theater/Kammeroper//Eine Nacht in Venedig/ Foto @ Dr. Joachim Flügel

Im vollbesetzten Haus drehte sich heute Abend einfach alles nur um BARBARA!
Ettore Prandi und sein Orchester rissen schon gleich zu Beginn das Publikum mit ihrer herrlich intonierten Musik an sich – ein besonders herzlicher nicht nur Zwischen- sondern auch Schlußapplaus war den Musikern und ihrem Dirigenten sicher!

Operette von Johann Strauss/in einer Bearbeitung von Barbara Hass/Musikalische Bearbeitung von Ettore Prandi / (Besuchte Vorstellung: 13.Dezember 2019/Hamburger Kammeroper im Allee Theater

 

Zum Karneval in Venedig hat der Herzog von Urbino eingeladen und dabei ein Auge auf die Senatoren Gattin Barbara geworfen. Zwar hat er sie bisher ohne ihre Maske nie gesehen, aber das lässt sich während einer gemeinsamen Gondelfahrt oder dann im Palast wohl ändern? Ihr Gatte hat derweil mit seinem Wahlkampf zu tun, er will ja Senator bleiben und verteilt eifrig Stimmzettel ans Volk und Publikum – man möge doch sein Kreuz an richtiger Stelle machen? Trotzdem bleibt ihm nicht verborgen, was seine lebenslustige Frau so treibt. Besorgt wegen eines möglichen Skandals um seine Ehefrau und ihre Ehre verpflichtet er also den Koch Pappacoda, sie im Blick zu behalten. Als Belohnung verspricht er ihm ein Restaurant am besten Platze Venedigs.

Allee Theater/Kammeroper//Eine Nacht in Venedig/ Foto @ Dr. Joachim Flügel

Auch der Herzog hat einen willigen Helfer gefunden: Den Barbier Caramello! Er soll als Gondoliere verkleidet, die schöne Barbara in den Palast des Herzogs bringen. Dafür wird ihm ein eigener luxuriöser Salon im Palastentree in Aussicht gestellt. (Als kleine Anekdote sieht man ihn davon träumen, wie sich die Damen unter ihren Frisierhauben mit der Zeitung BARBARA die Wartezeit vertreiben, ein lachend aufgenommener Bühnenspaß, der Frau Schöneberger sicher ebenso freuen wird…. )

Seine Liebste Annina verbündet sich allerdings mit Barbara Delaqua, während die Braut des Kochs, Ciboletta eifersüchtig reagiert und schmollt.

Der Herzog erreicht mit seiner vermeintlichen Barbara, die eigentlich ja Annina ist, seinen Palast und ein Katz- und Maus- Spiel beginnt. Heimlich vertauschen sich die Damen und verwirren den armen Adligen….  Caramello, der ihm versehentlich Annina, seine eigene Braut zugeführt hat, erkennt sie und reagiert eifersüchtig und besingt die Untreue der Frauen im Allgemeinen und seiner im Besonderen.

Der Senator versucht, seine Frau zur Vernunft zu bringen und schickt an ihrer Statt, die Ciboletta zum Herzog. Plötzlich hat der drei Barbaras um sich und muß die Situation hinnehmen – er ist doch ein Gentleman!

Mittlerweile ist der Karneval im Palast auf dem Höhepunkt, alle tanzen durcheinander, niemand weiß, wer ist wer ….  Die Damen geniessen ihre kleine Rache an den Männern und bis sich alles aufklärt, haben die Herren ihre Lektionen gelernt, der Herzog gesteht: Er kann eh keiner Frau treu sein (wunderbar interpretiert von Titus Witt  – Treu sein, das liegt mir nicht….) und somit finden alle Paare wieder in Liebe zusammen.

Und das taten sie auch absolut überzeugend auf der Bühne:

Allee Theater/Kammeroper//Eine Nacht in Venedig/ Foto @ Dr. Joachim Flügel

Iva Krušić als schöne Barbara sang und tanzte leichtfüssig über die kleine Bühne und verwirrte die Männerwelt. Ihre melodiöse Stimme fing nicht nur den Herzog von Urbino ein, sondern ebenso das Publikum. Titus Witt in der Rolle des Herzog Guido von Urbino war stets charmant und sich seiner Stärke bewusst, die Damenwelt kann ihm nicht NEIN sagen. Er umgarnte seine Barbara, die dann doch nicht die richtige war…. aber das ist dann eigentlich auch egal. Der Sieg seines weichen Bariton war voraus zu sehen und gefiel auch den anwesenden Damen im Publikum. Natascha Dwulecki macht die Partie der Annina zu einem wahren Vergnügen: sehr intensiv und klar erklang ihre Stimme und zudem spielte sie die Rolle höchst überzeugend.

Gevorg Aperánts ist Caramello: Gewitzt und schlau, und doch ängstlich um seine Liebe bemüht zeigte sich der Barbier, stimmlich überzeugend seine Partie der untreuen Weibersleut´ nahm man ihm seine Gefühle ab und wollte fast ein wenig Mitleid zeigen….

Daniel Pohnert (Pappacoda) nicht nur groß von Statur, auch sein Tenor war absolut hörenswert! Ebenso die schauspielerische Leistung darf noch einmal erwähnt werden, Daniel Pohnert zeigte sich absolut authentisch in seiner Rolle. Anne Elizabeth Sorbara  war als kleine Ciboletta eine ganz Große auf der Bühne! Eine wunderbare Stimme in allen Koloraturen, klar und kräftig, temperamentvoll wirbelte sie herum und ließ ihren Liebsten Pappacoda fast verzweifeln, weil er nicht (oder wenig) zu Wort kam! Chapeau!

Der Schauspieler Gregor Nöllen wunderbar überzeugend als Senator Bartolomeo Delaqua. Ob als „Martin Luther“ oder in Schillers „Die Räuber“ auf der Bühne – Gregor Nöllen ist vielen auch aus dem Fernsehen ein bekanntes Gesicht. Als Senator hier in „Eine Nacht in Venedig“ zeigte er wieder sein Können und mit Humor gestaltete er seine manchmal fast tragische Rolle als gebeutelter Ehemann und aufstrebender Politiker.

Alleetheater Hamburg/Eine Nacht in Venedig/ Foto @ Dr. Joachim Flügel

Auf der Bühne (Bühne:Kathrin Kegler/Kostüme: Barbara Hass) mit seiner dreigeteilten Gondel, die je nach Situation verschoben wurde, liess Regisseur Stefan Haufe eine überaus unterhaltsame und kurzweilige italienische Nacht in Venedig spielen, die mit Anspielungen, wie beispielsweise auf die Zeitung BARBARA, versetzt war. Ein Operettenspaß der nur empfohlen werden kann. Das Orchester des Alleetheaters, unter der Leitung von Ettore Prandi verzauberte mit Walzerseligkeit in bester Straussmanier.

Die wunderbare leichte und beschwingte Musik von Johann Strauss beruht hier eigentlich auf einer wahren Begebenheit: Seine zweite Frau hatte eine Affäre mit dem Direktor des Theaters an der Wien – gekränkt und verärgert weigerte Strauss sich, das Stück in Österreichs Hauptstadt herauszubringen. Somit war also Italien als Schauplatz geboren.

Die Premiere der „Nacht in Venedig“ war in Berlin im Oktober 1883 und – wurde als zu frivol dort angesehen! Nach dem kleinen Skandal wurde sie Tage später dann doch in Wien zur Erstaufführung gebracht und hatte einen überragenden Erfolg. Mit Barkarolen, Serenaden und wundervollen Walzern gelingt es dieser Operette, den Menschen eben auch einen „Spiegel vors Gesicht“ zu halten.

Es gab langanhaltenden Applaus im vollbesetzten Haus, das Publikum war begeistert und bat das Ensemble immer noch einmal auf die Bühne – es war ein rundum gelungener Abend von dem man gern noch länger spricht, vielen Dank dafür!

 

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