Von Dortmund nach München: Der Tenor Lucian Krasznec wechselt mit Beginn der neuen Spielzeit an das Staatstheater am Gärtnerplatz

Lucian Krasznec / Foto @ Susanne Diesner

Fast auf den Tag genau vor vier Jahren, am 11.2.2012, hatte ich das erste Interview mit ihm. Es blieb dann nicht das letzte, aber es blieb mir in sehr guter Erinnerung. Er war gerade 30 Jahre alt geworden und ich schrieb ihm das die besten Jahre nun erst beginnen. Ganz unrecht hatte ich wohl nicht. Der Tenor Lucian Krasznec verlässt zum Saisonende die Oper Dortmund und wechselt in ein neues Engagement an das Staatstheater am Gärtnerplatz in München. Der Oper Dortmund gehörte der Tenor seit der Saison 2011/2012 als festes Ensemblemitglied an. Ein persönlicher Rückblick.

 

 

Erstmalig erlebte ich Lucian Krasznec an der Oper Dortmund am 2. Oktober 2011 als Steuermann in Richard Wagners „Der fliegende Holländer„. Damals schrieb ich in meiner Premierenrezension: „Die Rolle des Steuermanns war mit Lucian Krasznec hervorragend besetzt. Sein Lied vom „Südwind“ war sicher einer der musikalischen Höhepunkte des Abends.  Selten so gut gehört!“  

Ein weiterer Höhepunkt seiner Dortmunder Zeit war ganz sicher die Partie des Nemorino in Donizettis „Der Liebestrank„. Über seine Rollengestaltung und seine Interpretation eine der berühmtesten Tenorarien der Opernliteratur schrieb ich am 8. April 2013:

Julia Amos (Adina), Lucian Krasznec (Nemorino) ©Thomas M. Jauk / Stage Picture
Julia Amos (Adina), Lucian Krasznec (Nemorino)©Thomas M. Jauk / Stage Picture

Una furtiva lagrima….Die berühmte, schmachtende, Tenorarie findet sich fast am Ende dieser Oper wieder und ist doch oft einer der musikalischen, wenn nicht sogar der, Höhepunkte des an Melodien nicht gerade armen Liebestrankes. Eine Perle Donizettischer Komponierkunst. Folgerichtig legte Lucian Krasznec viel Gefühl und Hingabe mit seinem lyrischen Tenor in diese Arie und konnte das Publikum begeistern. Er war vom ersten Moment an bühnenpräsent, führte seinen angenehm weich klingenden Tenor bemerkenswert gut durch die Klippen der Partitur und wurde für seine Gesamtleistung am gestrigen Abend, sängerisch als auch darstellerisch, vom Publikum mit Ovationen bedacht. Dieser Nemorino ist ein Glücksfall für das Dortmunder Haus.“

Lucian Krasznec Foto @ Monika Rak
Lucian Krasznec Foto @ Monika Rak

Oft waren und sind es auch die lyrischen Mozart-Partien, die Krasznec‘ Tenorstimme ganz besonders liegen. Besonders in Erinnerung sind mir dabei der Belmonte aus der „Entführung aus dem Serail“ (2014), und natürlich, da hinreißend gesungen, sein Don Ottavio aus „Don Giovanni„. Die letzte Vorstellung (2015) dieser grandiosen Dortmunder Mozart-Inszenierung (Regie: Jens-Daniel Herzog), die ich miterlebt habe, bleibt mir ob ihrer Gesamtqualität unvergessen.

Zunehmend begeisterte der junge Dortmunder Tenor, der inzwischen zu einem Publikumsliebling der Oper Dortmund avanciert war, auch durch sein komödiantisches Spiel. Mir, neben seinem Nemorino, besonders in Erinnerung, sein Gjurka in der (unverdienterweise) selten aufgeführten Paul Abraham-Operette „Roxy und ihr Wunderteam„. Und wieder einmal konnte er beim Publikum im wahrsten Sinne des Wortes punkten.

"Roxy und ihr Wunderteam" / Emily Newton und Lucian Krasznec / Foto: Björn Hickmann / Stage Picture
„Roxy und ihr Wunderteam“ / Emily Newton und Lucian Krasznec / Foto: Björn Hickmann / Stage Picture

Der Dortmunder Tenor Lucian Krasznec als Gjurka war rundum eine Idealbesetzung!  Zu Recht ist er einer der Publikumslieblinge der Oper Dortmund. Wie er den naiven, in Liebesdingen völlig überforderten Fußballer Gjurka darstellte, war begeisternd.  Mit großer Spielfreude und viel komischem Talent wußte er das Premienpublikum restlos zu überzeugen. „, befand ich nach der Premiere am 29.11.2014.

Ende 2014 war es auch, als er einen für sich ganz bemerkenswerten Auftritt erlebte. Die weltberühmte Koloratursopranistin Edita Gruberova gab am 5. Dezember 2014 im Dortmunder Konzerthaus einen Arienabend. Lucian Krasznec war einer ihrer sängerischen Begleiter an diesem Abend. Krasznec zeigte sich im Anschluss an diesen besonderen Auftritt sichtlich begeistert von der Zusammenarbeit mit dieser Ausnahmesopranistin. (Foto auf seiner Facebook-Fansite)

Immer wieder hatten wir regen Austausch, auch über Rollenwünsche und anstehende Termine. In unserem zweiten Interview für DAS OPERNMAGAZIN vom 28. Mai 2015 kam er auf seine kommende Traumrolle zu sprechen:

Eleonore Marguerre (Donna Anna), Lucian Krasznec (Don Ottavio) ©Thomas Jauk / Stage Picture GmbH
Eleonore Marguerre (Donna Anna), Lucian Krasznec (Don Ottavio) ©Thomas Jauk / Stage Picture GmbH

„„Endlich den Alfredo Germont! Und dann noch zusammen mit meiner Kollegin Eleonore Marguerre. Mit ihr gemeinsam die Traviata zu machen wird ein Genuss werden“…“.

Die Begeisterung, die Lucian Krasznec für diese Oper und seine Partie vermittelte, war deutlich spürbar. Bedauerlicherweise machte ihm ein  Infekt kurz vor der Premiere einen Strich durch die Rechnung. Er musste diese kurzfristig krankheitsbedingt absagen und sang dann hochgelobt in den folgenden Vorstellungen den Alfredo. Ich freue mich bereits, ihn bald auch noch in dieser Produktion erleben zu dürfen. Nur noch ganz wenige Karten gibt es für die letzten ausstehenden La Traviata-Vorstellungen in Dortmund. In diesem Interview gab er auch bekannt, dass er im April dieses Jahres sein Debüt an der Volksoper in Wien in der Operette „Der Bettelstudent“ geben würde. 

Vor wenigen Tagen vermeldeten die Theater- und Konzertfreunde Dortmund e. V., dass Lucian Krasznec zum Ende dieser Spielzeit Dortmund verlässt und ein neues Engagement in München am renommierten Staatstheater am Gärtnerplatz antritt. Der „Bajazzo“-Preisträger aus 2015 kann auf sehr gute und erfolgreiche Dortmunder Jahre zurück blicken. Er hat weit über Dortmund hinaus viele Fans durch seine Kunst gewinnen können und gilt auch in Kollegenkreisen als hochgeschätzt und beliebt.

Der Rosenkavalier / Photo: Thomas M. Hauk — mit Blazej Grek und Lucian Krasznec
Der Rosenkavalier / Photo: Thomas M. Hauk — mit Blazej Grek und Lucian Krasznec

Am 12. März 2016 wird der Tenor auch beim Festakt „50 Jahre Opernhaus Dortmund“ mit der anschließenden Opernaufführung des „Rosenkavalier“ teilnehmen. Lucian Krasznec wird dort die relativ kleine, aber sehr anspruchsvolle, Partie des Sängers übernehmen. Die Arie des Sängers zählt zu seinen liebsten Gesangsstücken.

Aber Leben und Karriere gehen weiter, sind im Fluss und letztlich ist das für jeden Künstler, jede Künstlerin, erstrebens- und wünschenswert. Veränderungen sind es doch gerade, die die Menschen formen und ausmachen. Dies gilt für das private Leben ebenso als auch, und da vielleicht im speziellen, im beruflichen, im künstlerischen.

Ich wünsche Lucian Krasznec einen guten und erfolgreichen Start in München und danke ihm für viele schöne und bewegende Momente im Opernhaus Dortmund und unsere vielen freundlichen Kontakte. Das ich eines Tages einen Artikel in diesem Sinne über ihn schreiben würde, war mir bereits bei unserem ersten Gespräch klar. Die Karriere geht weiter! Es war schön ein Stück weit dabei gewesen zu sein.

*Alle Interviews, Kritiken, Artikel und Meldungen über LUCIAN KRASZNEC auf DAS OPERNMAGAZIN unter DIESEM Link

*Homepage Lucian Krasznec

*Lucian Krasznec auf Facebook

*Titelfoto: Lucian Krasznec Foto @ www.luciankrasznec.de/

Detlef Obens @ 12.02.2016/DAS OPERNMAGAZIN

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