Mit einem Opernstatisten im Gespräch: Alexander Schweinfort von der Oper Dortmund

Alexander Schweinfort / Foto privat
Alexander Schweinfort / Foto privat

Keine Operninszenierung ohne sie. Unverzichtbar bei Umsetzung, Vermittlung und Gestaltung eines, -nicht nur-, Opernstoffes im Theater: Statisten.  Frauen und Männer mit einer Affinität zum Theater, zur Musik, zum Spiel und zur Kunst. Menschen aus vielen nicht künstlerischen Berufsfeldern, die in ihrer Freizeit an Opernproduktionen, um die soll es hier vornehmlich gehen, mit viel Idealismus teilnehmen. Alexander Schweinfort ist einer von ihnen. DAS OPERNMAGAZIN traf sich mit ihm zum Gespräch im Foyer der Oper Dortmund

 

Seine erste Mitarbeit als Statist, und gleichzeitig seine erste Berührung mit einer Oper überhaupt, war die Dortmunder CARMEN-Inszenierung im Februar 2014. Dort hatte er einen Liebhaber Carmens darzustellen. Aktuell wirkt er in der Verdioper LA TRAVIATA mit, die mit großem Erfolg ebenfalls an der Oper Dortmund gegeben wird. Über seinen dortigen Auftritt hat so ziemlich jede/r Opernkritiker/-in berichtet: hatte er doch noch vor Beginn des Vorspiels zur Oper einen Freier der Kurtisane Violetta Valéry darzustellen. Die Regie sah für diese Statistenrolle wenig Kleidung vor. Genau genommen gar keine.

Als ihn die Dortmunder Statisterie anrief und fragte, ob er bei der Neuinszenierung von LA TRAVIATA bereit sei, in der ersten Szene nackt aufzutreten, habe es ihn nur eine kurze Zeit der ersten Überwindung gekostet um letztendlich zuzusagen. Als durchtrainierter, athletischer Typ, der früher Wasserball gespielt hat und jetzt Kraftsport betreibt, ist er für die Dortmunder Oper immer auch dann eine Idealbesetzung, wenn es darum geht männlich-körperbetonte Typen zu besetzten, oder auch gutaussehende Liebhaber verschiedenster Couleur.

Alexander Schweinfort als Statue "Der Denker" und Susanne Braunsteffer als Amelia, Statisterie ©Thomas M. Jauk / Stage Picture
Alexander Schweinfort als Statue „Der Denker“ und Susanne Braunsteffer als Amelia, Statisterie ©Thomas M. Jauk / Stage Picture

Besonders in Erinnerung ist seine Mitwirkung in der Verdi-Oper „Un ballo in Maschera, in der er eine Statue in ähnlicher Pose darstellte  wie der berühmte Denker vor dem Musée Rodin in Paris. Hier bewies er höchste Körperbeherrschung und Konzentration. Jene Statue, die an „Mezzanotte“ (Mitternacht) auf dem Galgenhügel nach minutenlanger Bewegungslosigkeit zu unheimlichen Leben erwacht. Das hat er höchst überzeugend dargestellt!

Seit nunmehr 2 Jahren hat der Student des Wirtschaftsingenieurwesens an der TU Dortmund in verschiedensten Produktionen der Oper Dortmund als Statist mitgewirkt. Darunter, unter anderem, als Sportler in der Operette „Roxy und ihr Wunderteam„, als Bodyguard und Gesellschafter im Ballett „Schwanensee„, als Polizist und Umzugshelfer in Richard Strauss‘ „Rosenkavalier„, als Batman im Werbespot für die „Kinooper“ ebenso wie in der hochgelobten Produktion von „Tristan und Isolde„, in der er einen Soldaten verkörperte.

Besonders in Erinnerung ist Alexander Schweinfort seine Mitwirkung in der sehr erfolgreichen Aufführungsserie der Rockoper „Jesus Christ Superstar“  mit Musical-Star Alexander Klaws in der Titelrolle aus 2014.  In einer Donnerstags-Aufführung des Stückes war zwei Tage zuvor der Darsteller einer der Jünger Jesu ausgefallen. Alexander Schweinfort, der nebenbei auch über tänzerische Begabung und Erfahrung verfügt, wurde daraufhin angesprochen, ob er sich zutraue für diese Rolle einzuspringen. Er tat es. Am Aufführungstag probte er ab 14 Uhr für seinen Bühneneinsatz in der Rockoper, die um 19.30 Uhr begann. Plötzlich vom Statisten zum Komparsen. Alles lief bestens.

Alexander Schweinfort (Foto privat)
Alexander Schweinfort (Foto privat)

Die nächste Operninszenierung, in der er wieder als Statist eingesetzt wird, steht bereits fest. Es wird Benjamin Brittens Meisterwerk „Peter Grimes“ sein, das am 9. April 2016 in der Oper Dortmund Premiere haben wird.

Die Oper Dortmund verfügt über ca. 15 Statisten, die oft an Produktionen mitwirken und einem deutlich größeren personellen Pool, aus welchem der zuständige Einsatzleiter der Statisten, Herr Fabian Schäfer, heraus besetzen kann, berichtet Alexander Schweinfort im Gespräch mit dem OPERNMAGAZIN.

Laut Wikipedia’s Begriffserklärung ist ein Statist (-in)  ein/e Darsteller(-in), der/die eine stumme Nebenrolle im Theater oder Film besetzt. Dabei kann sie durchaus als sehr nebensächlich gelten. Aber für den Gesamteindruck einer Szene, eines Bühnenmoments, durchaus als wichtig anzusehen. Gerade in Massenszenen, wie beispielsweise in einer so genannten großen Oper wie AIDA vom Komponisten auch so vorgesehen, ist der Bedarf an männlichen und weiblichen Statisten mitunter recht groß.

Der 29-jährige Student und Opernstatist Alexander Schweinfort, der in seiner Freizeit Gitarre spielt und  dazu auch talentiert singt, hat noch ein weiteres Betätigungsfeld. Und auch das ist nicht alltäglich. An der Spielbank Hohensyburg ist er im Nebenjob als Croupier tätig. „Nichts geht mehr/rien ne va plus…„.

Alexander Schweinfort / Foto privat
Alexander Schweinfort / Foto privat

Die Vielseitigkeit ist es, die diesen jungen und mit einigen Talenten ausgezeichneten Mann ausmacht. Sein persönliches Berufsziel ist es, nach Beendigung des Studiums in der Automobilbranche als Wirtschaftsingenieur Fuß zu fassen. Aber vielleicht führt ihn sein Weg ja auch in eine ganz andere Richtung. Talente dafür sind bei ihm vorhanden.

Zum  Ende unseres Gespräches erwähnte er seine Mutter, die als Krankenschwester tätig ist und zum Ausgleich gern einmal in die Oper geht und sich da vom Sohn beraten lässt. Natürlich habe er ihr auch die Dortmunder LA TRAVIATA empfohlen. Allerdings dann eine Aufführung mit seinem Statistenkollegen, mit dem er sich die Rolle des nackten Lovers teilt. Denn auch hier gibt es offensichtlich Zweitbesetzungen.

Wer sich nun angesprochen fühlt,  auch einmal als Statist tätig zu werden oder in den Job hinein zu schnuppern, dem sei empfohlen, die Homepages der jeweiligen Opernhäuser zu besuchen und da nach weiteren Informationen zu stöbern und auch fündig zu werden.  Es lohnt sich! Gern ist auch DAS OPERNMAGAZIN mit entsprechenden Suchtipps behilflich.

Detlef Obens u. Alexander Schweinfort / Opernhaus Dortmund /Foto @ Das Opernmagazin
Detlef Obens u. Alexander Schweinfort / Opernhaus Dortmund /Foto @ Das Opernmagazin

Meinem Gesprächspartner Alexander Schweinfort wünsche ich weiterhin viel Spaß bei seinen Einsätzen und Besetzungen an der Oper Dortmund und danke ihm sehr für das interessante Gespräch.

*Titelfoto: Alexander Schweinfort (Foto privat) 

Detlef Obens @ 2016

 

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