Gelsenkirchen: Operette vom Feinsten – „Die Lustige Witwe“ im Musiktheater im Revier – Premierenbericht vom 16.12.2016

Die Lustige Witwe/MiR/ Anke Sieloff, Ensemble,OpernExtrachor,Tanzensemble / Foto @ Pedro Malinowski

Und wieder war es einer jener Premierenabende, an denen so ziemlich alles stimmte. Die durchweg hervorragenden Sängerinnen und Sänger auf der Bühne, der Chor, der Dirigent und das Orchester, die Regie und das einfallsreiche Bühnenbild. Franz Lehárs berühmte Operette „Die Lustige Witwe“ feierte am vergangenen Freitag, dem 16. Dezember 2016,  im Gelsenkirchener Musiktheater eine glanzvolle Premiere. Das begeisterte Publikum im fast vollbesetzten Haus applaudierte am Ende lang und ausgiebig und sparte nicht mit Bravorufen. Wer eine tolle Lehar-Inszenierung sehen will, sollte sich nach Gelsenkirchen begeben. Es lohnt sich! 

Lehárs Operette, die von einer schwerreichen in Paris lebenden Witwe handelt, auf deren Geld ihr kleiner Heimatstaat Pontevedro auf keinen Fall verzichten will und daher den für alle passenden Ehemann sucht, ist einer der ganz großen Klassiker dieses Genre. Die Verwicklungen, die Amouren, die Listigkeiten und nicht zuletzt auch die Waffen der Frauen, sind Bestandteil dieser amüsanten Geschichte, die, wie es im Operettenleben meist so ist, glücklich und für alle zufriedenstellend, ausgeht. Und natürlich bekommt die Witwe Hanna Glawari am Ende ihren Grafen Danilo.

Doch zuvor geht er erst mal ins Maxim, klagt über das schwere Studium der Weiber und lässt am Ende dann doch die Lippen schweigen und flüstern die Geigen. Die Witwe Hanna „Vilja, oh will ja“ im Grunde auch immer nur ihn.

Wie viel wunderschöne Musik doch nur in den beiden letzten Sätzen liegt. Schon allein die Titel reichen um einen Ohrwurm nach dem anderen im Kopf zu haben. Und ganz viele Ohrwürmer nimmt auch jeder mit nach Haus, der diese tolle Operetten-Inszenierung in Gelsenkirchen gesehen hat. 

Die Lustige Witwe / MiR / Bele Kumberger und Ibrahim Yesilay / Foto @ Pedro Malinowski

Sandra Wissmann bringt eine schwungvolle, mitreißende und auch lustige Inszenierung auf die Bühne. Ein Damenfächer spielt dabei eine zentrale Rolle, fast wie ein roter Faden, an dem die Handlung entlangläuft. Viele Gags und Regieeinfälle, wie auch schon zu Beginn, genauer gesagt, vor Beginn, der eigentlichen Operette machen dem Publikum Spaß. Und ganz Operette: viele große Auftritte der Akteure und eine große Bühnentreppe darf natürlich auch nicht fehlen. Perfekt unterstützt wird Sandra Wissmann bei ihrer Regie von ihrer Bühnenbildnerin Britta Tönne, die die Technik und die Größe der Gelsenkirchener Opernbühne perfekt nutzt und dazu erstaunliche Eindrücke vermittelt. Die Kostüme von Andreas Meyer vermitteln sehr ausdrücklich die Zeit der Handlung. Viel Applaus für das gesamte Regieteam.

Gelsenkirchens GMD Rasmus Baumann leitete die glänzend aufgelegte Neue Philharmonie Westfalen mit viel Operettenschwung, Walzerseeligkeit und Temperament großartig durch den gesamten Abend. 

Auf der Bühne sorgten die Solisten des Ensembles und der Chor und Extrachor des MiR für Operette vom Feinsten.

Großartig im Gesang wie im Spiel: Anke Sieloff als Hanna Glawari. Ihr Vilja-Lied wurde zu einem der Höhepunkte des Abends und zu recht vom Publikum bejubelt. Überzeugend in den leisen Stellen ebenso wie in den großen Szenen. Bravo für diese Leistung von Anke Sieloff!

Die Lustige Witwe / MiR / Anke Sieloff, Michael Dahmen / Foto @ Pedro Malinowksi

Ebenbürtig ihr zur Seite der Bariton Michael Dahmen als Graf Danilo. Selten habe ich einen derart überzeugenden Danilo, stimmlich ebenso wie darstellerisch, erlebt wie am Premierenabend in Gelsenkirchen. Michael Dahmen ist wahrlich ein Glücksfall für diese sehr beliebte Operetten-Partie.  Kultiviert, mit dem richtigen Schmelz in der Stimme an den passenden Stellen. Da kommen Erinnerungen an große Rollenvertreter der Vergangenheit hoch. Mit diesem Danilo würd wohl jeder gern einmal ins Maxim gehen. 

Dirk Weiler war der Njegus dieser Inszenierung. Und gleichzeitig war er so etwas wie der Abendconferencier, der das Publikum von Anfang bis Ende durch die Handlung der Operette führte. Dabei erwies sich Dirk Weiler als ein komödiantisches Universaltalent, dem das Singen ebenso wie das Tanzen und das Steppen lag und der dabei sogar noch viel Text zu sprechen hatte. Er wusste das Publikum förmlich in seine Operettenwelt mitzunehmen und erntete am Ende Ovationen vom Publikum im Gelsenkirchener Opernhaus. 

Der Tenor Ibrahim Yesilay sang einen überragenden liebeskranken Camille de Rossillon. Fast schon eine Luxusbesetzung für diese Partie. Ganz große Klasse auch Bele Kumberger als die von ihm angebetete „anständige Frau“ Valencienne. Ihren Bühnenehemann, den Baron Mirko Zeta, gab Joachim Gabriel Maaß mit vornehmer Geste und viel Spielwitz.

Die Lustige Witwe / MiR / Bele Kumberger und Grisettentänzer-/innen / Foto @ Pedro Malinowski

Die Namen aller Mitwirkenden zu nennen dürfte ein wenig viel sein, aber soviel: insgesamt wurde bis in die kleinsten Partien auf hohem Niveau gesungen, getanzt ( Choreografie Kati Farkas ) und gespielt. Die Spielfreude, die von jedem einzelnen auf der Bühne direkt in den Zuschauersaal übertragen wurde, war den ganzen Abend durchgängig spürbar und machte diese Gelsenkirchener „Lustige Witwe“ zu einem ganz besonderen Operettenerlebnis. Die Grisetten hinterließen natürlich einen ganz besonders amüsanten Eindruck.

Fazit:

Mit  Franz Lehárs „Die Lustige Witwe“ ist dem Musiktheater im Revier ein ganz großer Wurf gelungen. So macht Operette Spaß! Unbedingt empfehlenswert! Noch insgesamt sieben weitere Vorstellungen wird es geben. Die Nachfrage dürfte groß sein. Rechtzeitige Kartenbestellung sei daher empfohlen.

  • Titelfoto: Die Lustige Witwe / MiR / Anke Sieloff und Michael Dahmen / Foto @ Pedro Malinowski
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