Deutsche Oper am Rhein/Don Pasquale/ Lavinia Dames (Norina), Richard Šveda (Doktor Malatesta), Statisten FOTO: Hans Jörg Michel

Deutsche Oper am Rhein: Rolando Villazón’s Inszenierung von „DON PASQUALE“ begeistert auch in Duisburg

Deutsche Oper am Rhein/Don Pasquale/ Günes Gürle (Don Pasquale), Ibrahim Yesilay (Ernesto) FOTO: Hans Jörg Michel
Deutsche Oper am Rhein/Don Pasquale/ Günes Gürle (Don Pasquale), Ibrahim Yesilay (Ernesto) FOTO: Hans Jörg Michel

Muss eigentlich von einer Opernregie auch eine tiefere Botschaft oder eine Sinnerklärung ausgehen, damit das Publikum den vermeintlich wahren und ernsthaften Blick auf ein eigentlich heiteres Werk erhält? Nein! Das muss es nicht. Denn wenn die Musik so selbsterklärend und begeisternd, die Handlung so einfach wie unterhaltsam ist, die Sängerinnen und Sänger so bestens aufgelegt sind und dazu noch ein Regisseur wie der Startenor Rolando Villazón am Werke ist, der alles zusammen zu einem großen Spaß für alle werden lässt, dann kann so ein Opernabend einfach rundum nur genossen werden. Am 29. April 2017 feierte diese Inszenierung an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf ihre Premiere. Gestern nun folgte die Premiere im Theater Duisburg. Und auch dort wurde DON PASQUALE begeistert von einem sichtlich vergnügten Publikum aufgenommen, welches sich über Villazón zahlreiche Regieeinfälle und Gags bestens amüsieren konnte. 

 

Viele sehen Don Pasquale von Gaetano Donizetti als die letzte große Opera Buffa. Die perfekte Farce hat seit ihrer Uraufführung am 3. Januar 1843  bis heute nichts an ihrer Popularität eingebüßt und ist von den Spielplänen der Opernbühnen der Welt nicht wegzudenken.

Deutsche Oper am Rhein /Don Pasquale/ Richard Šveda (Doktor Malatesta), Lavinia Dames (Norina), Ibrahim Yesilay (Ernesto), Susanne Preissler (Kunst­räuber), Günes Gürle (Don Pasquale), Chor und Statisten der Deutschen Oper am Rhein FOTO: Hans Jörg Michel
Deutsche Oper am Rhein /Don Pasquale/ Richard Šveda (Doktor Malatesta), Lavinia Dames (Norina), Ibrahim Yesilay (Ernesto), Susanne Preissler (Kunst­räuber), Günes Gürle (Don Pasquale), Chor und Statisten der Deutschen Oper am Rhein FOTO: Hans Jörg Michel

Don Pasquale, ein alter und reicher Griesgram, glaubt sich einen sicheren Plan ausgedacht zu haben, um den in seinen Augen unwürdigen Neffen Ernesto enterben zu können: so will er mit einer Heirat zu einem eigenen Kind und direktem Erbe kommen, dem er alles hinterlassen kann. Trotz seiner Freundschaft mit Pasquale verschwört sich dessen Leibarzt Dr. Malatesta mit Norina, der heimlichen Geliebten des Neffen Ernestos, um ihn in die vermeintliche Situation einer anstehenden Ehe zu bringen.  Malatesta wird von Don Pasquale gebeten für ihn eine Frau zu finden. So wird Norina die Angetraute Don Pasquales, welche er als seine tugendhafte und einfältige Schwester „Sofronia“ ausgibt.

Diese Täuschung ist nur der Anfang einer Komödie, die einen Don Pasquale zeigt, der zusehends immer verzweifelter wird, als er sieht, wie sich seine zunächst einfache, unschuldige, junge Frau in eine zickige und streitlustige „Ehefrau“ wandelt, die sein Geld verprasst und ihm so manches verweigert, nachdem er sich so sehnt. Am Ende seiner Nerven bittet er seinen Arzt darum ihm zu helfen. Dieser bietet an, sofern er seine nunmehr Angetraute mit all dem Geld und Besitz, welches er ihr überschrieben hatte, ziehen zu lassen, diese scheinbare Ehe zu beenden. So nimmt die Geschichte ihren Lauf. Norina bekommt am Ende ihren Ernesto und Don Pasquale zumindest die Einsicht, dass alles im Leben seine Zeit hat.

DonPasquale_Villazon_18: Rolando Villazón bei der Bauprobe im Opernhaus Düsseldorf – FOTO: Andreas Endermann
DonPasquale: Rolando Villazón bei der Bauprobe im Opernhaus Düsseldorf – FOTO: Andreas Endermann

Die viel gelobte 2017-er Inszenierung von Rolando Villazón versetzt die Handlung in die 1970-er Jahre, in die Zeit des Pop Art, mit all ihren Stilikonen und Popgrößen dieser Epoche. Da begegnet Andy Warhol auf der Bühne John Lennon und Yoko Ono, da kreuzt sich der Weg von Eddy, Teil des „Absolutely Fabulous-Frauen-Duos“ – Patsy hab ich nicht entdecken können – mit einer Figur von Niki de Saint Phalle und Hare-Krishna-Jünger verströmen Frieden, innere Ruhe und den Qualm der großen, weiten Welt. Ein allgegenwärtiger Einbrecher, mal auf der Bühne, mal vom Bühnenhimmel kommend, ist ein wirklicher „Running Gag“ – toll und akrobatisch als Kunsträuber  Susanne Preissler -, ebenso wie die zahlreichen kleineren, der Handlung hinzugefügten, Rollen voller Spielwitz und Ironie. Herrlich überzeichnet beispielsweise die mannstolle Sekretärin, die dem knackigen Polizisten einfach nicht widerstehen kann und dem es eigentlich auch nicht so ungelegen ist. Diesen Opernspaß sollte man sich nicht entgehen lassen. Zu viele Einfälle und zu viel Action, um dem hier in Gänze gerecht zu werden. Bühne und Kostüme (Johannes Leiacker und Thibault Vancraenenbroeck) sind voll auf der Linie des Regisseurs Villazón und ergänzen sich gegenseitig perfekt.

Keine Frage, dass bei so viel Leben in der Inszenierung der Funke zu jedem Zeitpunkt auf die Bühne und die Akteure der Handlung übersprang. Musikalisch wurde das Publikum im gut besuchten Theater Duisburg auch mit dieser heiteren Donizetti-Oper wieder verwöhnt. Erst vor wenigen Wochen fand an gleicher Stelle die Premiere der dramatischen Oper MARIA STUARDA, ebenfalls vom italienischen Meisterkomponisten Donizetti, statt.

Den Notar als lässig-legeren Hare-Krishna-Mönch verkörperte sehr überzeugend und absolut cool Daniel Djambazian.

Lavinia Dames fand als Norina immer die richtige stimmliche Balance zwischen der zu Beginn einfältigen „Sofronia“ und der dann doch zunehmend exaltierten und nervigen Gattin, um dann zu zarteren Tönen im Duett im letzten Akt mit Ernesto zu finden. 

Ibrahim Yesilay reiht derzeit ein erfolgreiches Rollendebüt an das nächste. Am gestrigen Abend dann sein erster „Ernesto“. Und diese dankbare Tenorpartie machte ihm sichtlich Spaß. Und sie passte auch wunderbar zu ihm. Wie er den naiven und am Ende so glücklichen Ernesto spielte, kam beim Publikum gut an. Sein Liebeslied im letzten Bild „Com’e gentil“ bleibt in ganz besonderer Erinnerung. Seine Fans dürfen sich bereits schon jetzt auf seinen ersten Nemorino (L’elisir d’amore von Donizetti) freuen. Der folgt im Mai im Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen. Aber bis dahin ist er noch einige Male Ernesto an der Rheinoper.

Deutsche Oper am Rhein/ Don Pasquale/ Richard Šveda (Doktor Malatesta), Günes Gürle (Don Pasquale) FOTO: Hans Jörg Michel
Deutsche Oper am Rhein/ Don Pasquale/ Richard Šveda (Doktor Malatesta), Günes Gürle (Don Pasquale) FOTO: Hans Jörg Michel

Günes Gürle spielt und singt den Don Pasquale auf eine noble und vornehme Weise, mit viel Komik und Ironie. Seine für mich beste Szene hatte er im Duett mit Dr. Malatesta im dritten Akt, welches auch vom Publikum mit Szenenapplaus bedacht wurde.  

Womit ich zum Dr. Malatesta des Abends komme: der slowakische Bariton Richard Šveda hat dieser Rolle großes stimmliches und komödiantisches Format gegeben. Ihn in dieser Partie zu erleben, war eine große Freude und Erlebnis gleichermaßen. Bravo für diese tolle Leistung, die für mich die beste des Abends war!

Chor und Statisterie der Deutschen Oper am Rhein bestens und vielfältig eingebunden in diese äußerst unterhaltsame Produktion und damit auch wichtige Säulen der Inszenierung.

Die musikalische Leitung hatte David Crescenzi, der die Duisburger Philharmoniker mit Temperament und Schwung durch die Partitur, und den gesamten Abend führte, und dabei auch immer die Betonung auf die heiteren Stellen der Komposition lenkte.

Fazit: Ein kurzweiliges Opernvergnügen, was die Deutsche Oper am Rhein seinem Publikum anbietet. Dieses Angebot verdient es zahlreich angenommen zu werden.  Bis zum 1.7. gibt es noch 7 weitere Gelegenheiten diesen DON PASQUALE in Duisburg und in Düsseldorf zu erleben.

 

  • Rezension der besuchten Premiere vom 22.2.2018 in Duisburg von DETLEF OBENS / DAS OPERNMAGAZIN
  • Weitere Infos, Termine und Kartenvorverkauf unter DIESEM LINK

 

  • Titelfoto: Deutsche Oper am Rhein/Don Pasquale/ Lavinia Dames (Norina), Richard Šveda (Doktor Malatesta), Statisten FOTO: Hans Jörg Michel
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