Alexander Klaws im Interview mit dem OPERNMAGAZIN

Alexander Klaws im Gespräch mit Detlef Obens- DAS OPERNMAGAZIN (Foto Basia Kuznik)
Alexander Klaws im Gespräch mit Detlef Obens- DAS OPERNMAGAZIN (Foto Basia Kuznik)

Ich habe schon mit einigen bedeutenden Künstlerinnen und Künstlern aus dem klassischen Musikbereich Interviews geführt. Und immer war es mir eine große Freude, diese Persönlichkeiten auch menschlich beschreiben zu dürfen. Aber das gestrige Interview mit Alexander Klaws hat mich dann, wie man neudeutsch wohl jetzt sagt, geflasht. Mir saß ein ungeheuer talentierter, selbstbewusster und gleichzeitig sehr sympathischer junger Künstler gegenüber, der bei all dem Rummel um seine Person erfrischend bodenständig, witzig, wortgewandt, eloquent und dabei auch ernsthaft sich selbst reflektierend, herüberkam. Ganz sicher ein Star, aber frei von Allüren. Fast zwei Stunden führten wir ein lockeres Gespräch in einer angesagten Brasserie in Münster.

 

Vor fast genau einem Jahr erhielt Alexander Klaws vom bekannten Musicalregisseur Gil Mehmert das Angebot in Dortmund die Titelpartie der Rockoper JESUS CHRIST SUPERSTAR zu übernehmen. Mehmert hatte bereits diese herausragende Inszenierung (eine Koproduktion mit dem Theater Dortmund) an der Bonner Oper geleitet. Ein Jahr später wurde Klaws für sein Rollendebüt überschwenglich von Presse und Publikum hochverdient gefeiert. (Premierenkritik v. 20.10.14).

Alle 17 bisher geplanten Aufführungen dieser Rockoper im Opernhaus Dortmund waren binnen kürzester Zeit restlos ausverkauft. Jetzt hat die Oper Dortmund grünes Licht für vier weitere Vorstellungen gegeben. Und:  Alexander wird in jedem Fall für alle Zusatztermine zur Verfügung stehen!

 

Der Theaterstar Alexander Klaws

Musik habe ich schon immer gemacht und werde es wohl auch immer tun“, beschreibt Alexander Klaws seinen inneren Motor, der ihn zu immer weiteren Karrieresprüngen antreibt. Als kleiner Junge bereits erste Erfahrungen in der „Mini-Playback-Show“ gemacht, hat er als Schüler und Jugendlicher diesen musikalischen Weg immer mehr beschritten. Schliesslich führte ihn sein großer Wunsch Musik zu machen in die erste Staffel von DSDS, die er im März 2003 souverän gewann. Er wurde Deutschlands erster „Superstar“. Es folgten Nummer-Eins-Hits, der millionenfache Verkauf von Tonträgern, zahlreiche TV-und Showauftritte, Tourneen und seine stetig steigende Prominenz auf diesem Gebiet.

Alexander Klaws Foto: Basia Kuznik
Alexander Klaws Foto: Basia Kuznik

Für viele junge Künstler wären damit alle Träume in Erfüllung gegangen. Bei Alexander Klaws allerdings ist diese erfolgreiche Zeit seines Lebens aber eine Etappe, eine wichtige zwar, aber sein Drang nach weiterer künstlerischer Erfüllung war größer. So absolvierte er von 2005 bis 2006 eine Ausbildung zum Musicalsänger an der renommierten Hamburger Joop van den Ende Academy, wechelte sein bisheriges Management und wird seither von Cruiser Entertainment GmbH in Hamburg vertreten. Es folgten erste bundesweit beachtete Auftritte in Musicals. Polanskis „Tanz der Vampire“ in Berlin, sein viel gelobter „Tarzan“ im gleichnamigen Musical in Hamburg, die Musicals „Der Schuh des Manitou“ und „Joseph“, beide bei den Freilichtspielen Tecklenburg. Und aktuell der gefeierte „Jesus“ in der Dortmunder JESUS CHRIST SUPERSTAR – Inszenierung.

Ich habe einfach Hunger auf jede neue Rolle. Auf jede neue Herausforderung. Die Rolle des Jesus ist ganz sicher so eine,“ sagt Klaws, der sich selbst als Perfektionist beschreibt, im Gespräch. Die tenoral angelegte und auch in die stimmliche Tiefe gehende Partie des Jesus gehört sicher zu den anspruchsvollsten und schwierigsten des Musiktheaters. Dies gilt zum einen darstellerisch, noch mehr aber sängerisch. Die Anforderungen, die Andrew Lloyd Webber an die Darsteller dieser Rolle stellt, sind immens. Die große Soloszene des Jesus im Garten Gethsemane ist dabei ganz sicher an vorderster Stelle zu nennen. Im inneren Dialog mit seinem Vater, -mit Gott-, wird die Gesangsstimme des Jesus-Darstellers oktavenübergreifend beansprucht bei gleichzeitiger hochemotional geforderter Darstellung der Szene. „Für mich ist „I only want to say“ (die Gethsemane-Szene) das beste was ich im Musicalbereich kenne. Gefühl bis aufs letzte. Ein sich förmlich nacktmachen vor Gott im Dialog mit ihm“, beschreibt Alexander Klaws seine eigenen Emotionen in dieser zentralen Szene der Rockoper. Bei der Premiere ist ihm dies mehr als überzeugend gelungen. Er erzeugte eine kollektive Gänsehaut beim Premierenpublikum, welches nach diese „Arie“ begeistert war.

Klaws weiter: „Die Zusammenarbeit mit Gil (Mehmert) und Erik (Petersen) (Regisseur und Abendregie, d.Red.) ist phantastisch und hat natürlich auch maßgeblich zu dem großen Erfolg beigetragen. Mit Gil als Künstler arbeiten zu können ist für mich eine große Freude.“ Auf die Frage nach seinem persönlichen Anspruch an sich sagt Alexander überzeugend : „Ich bin mein größter Kritiker und stelle an mich selber höchste Ansprüche. Aber ich arbeite hart und diszipliniert an meinen Rollen und Zielen“. Das er aufgrund einer Infektion die zweite Vorstellung von JCS krankheitsbedingt absagen musste, war daher für ihn selbst am meisten enttäuschend. Das seine vielen Fans aber dafür großes Verständnis zeigten, hat ihn sehr gefreut.“Umso mehr freue ich mich jetzt auf den 9. November!“. Seine dann zweite Vorstellung, wo er dann wieder fit und hochmotiviert als Jesus brillieren kann.

 

Alexander Klaws Foto:Basia Kuznik
Alexander Klaws Foto:Basia Kuznik

Der Sängerschauspieler

Wir sprachen dann auch über die Oper, die klassische Musik und das er derzeit in einem Opernhaus gastiert. „Für mich reichen sich Oper und Musical die Hände. Uns Künstler eint doch alle, dass wir die Menschen begeistern möchten und damit sehr viel erreichen können. Ich bin selber ein riesen Klassikfan. Bei längeren Autofahrten habe ich fast immer eine Klassic-CD laufen. Ich liebe einfach gute Musik! Und wenn es meine Zeit zulässt, besuche ich gern demnächst mal eine Opernaufführung.

In unserem Gespräch stellt sich Klaws als professioneller Theaterkünstler dar, dem die Grenzen zwischen sogenannter U- und E-Musik nicht sonderlich entscheidend sind, sofern es gute und gutgemachte Musik ist und das jeweilige Publikum berührt und begeistert. Das gerade aktuell JESUS CHRIST SUPERSTAR das ehrwürdige Dortmunder Opernhaus rockt, mag auch ein Beleg für seine Meinung sein.

Er beschreibt die Probenarbeit an der Oper Dortmund als sehr angenehm und sehr kollegial. Das Klima dort stimmt und lässt das gesamte Ensemble zu Höchstleistungen auflaufen. Er sieht sich als Teil dessen und geniesst jeden Tag aufs Neue. Als jemand, der die ersten beiden Aufführungen besucht hat, kann ich das nur unterstreichen. Die Gesamtleistung aller an dieser Produktion beteiligten, ist für die Zuschauer deutlich spürbar. Hier wird in der Tat großes Musiktheater geboten.

Alexander Klaws Foto: (c)Conny Wenk
Alexander Klaws Foto: (c)Conny Wenk

Hat Alexander an Premierentagen ein Ritual oder eine besondere Gefühlslage? „Nein, eher nicht,“ sagt er mir, „ich freue mich dann darauf das es endlich losgeht. Nervös bin ich selten. Kommt aber auch immer auf die Tagesform an. Allerdings freue ich mich immer darüber, dass meine Eltern, meine Schwester und meine Freundin, diesmal auch mit ihren Eltern, bei den Premieren anwesend sind“.

Auf die Frage, welche Berufsbezeichnung er für sich selbst angeben würde, sagt Alexander Klaws: „Ich würde mich als Sängerschauspieler bezeichnen. Ich brauche immer ein Ziel an dem ich weiter arbeiten kann. Immer ging es mir um die Musik. Und es soll meinem Publikum gefallen.“. Die Erfolge der letzten Jahre geben dem jungen Künstler recht. Besonders sympathisch dabei ist, dass er dabei auf dem Boden geblieben ist. Gerade auch zu einer Zeit wie jetzt, wo so viele Menschen und Medien an ihm interessiert sind. Aktuell viele TV-Auftritte, die laufenden Arbeiten an seiner nun mittlerweile 6. CD, Interviewtermine und einiges mehr. Aber er macht bei all dem großen Interesse an seiner Person den Eindruck, in sich zu ruhen und es auch zu geniessen über seine künstlerische Arbeit zu sprechen.

Das hinter seinem derzeit großen Erfolg viel Arbeit und Fleiß steckt, neben seinem großen Talent, ist deutlich zu spüren, wenn man ihm zuhört. Das war und ist auch die Basis für seine sängerische und darstellerische Leistung als Jesus. Ergriffen und überwältigt sei er gewesen, als ihn das Dortmunder Premierenpublikum am Ende frenetisch gefeiert habe. Denn zuvor und während der Vorstellung konzentriere er sich nur auf seine eigene Leistung und lebt dann die jeweilige Rolle. Bei aller erforderlichen Arbeit, die jede neue Produktion beinhaltet, steht aber für Klaws auch die Freude und der Spaß an allem mit im Zenit seines künstlerischen Schaffens.

Bis zur nächsten JCS-Vorstellung am kommenden Sonntag hat Alexander Klaws noch ein paar Tage, mehr oder weniger, frei. Er will diese Zeit ruhig, mit etwas Joggen und Sport, zusammen mit seiner Freundin Nadja Scheiwiller verbringen um auch Kraft für die kommenden Vorstellungen zu tanken und zu relaxen.

Alexander Klaws (Jesus Christus) ©Björn Hickmann / Stage Picture
Alexander Klaws (Jesus Christus)
©Björn Hickmann / Stage Picture

Alexander Klaws hat auf mich großen Eindruck gemacht. Er ist locker im Gespräch, vermittelt auch seinem Gegenüber wertschätzendes Interesse, hat eine Menge Interessantes, Fachkundiges und auch Kluges zu erzählen (ja, auch über Herrn Bohlen haben wir kurz geplaudert 😉 ) und ist vor allem ein sehr ernstzunehmender Künstler. Einer, der gerade eine große Tür für sich geöffnet hat auf dem Weg zu einer internationalen Karriere als Musicalstar. So kam es dann auch dazu, dass ich mir nach über 30 Jahren mal wieder ein Autogramm von einem Künstler habe geben lassen. Seine Worte, die er mir ins Programmheft von JESUS CHRIST SUPERSTAR geschrieben hat, haben mich sehr gefreut. Ich werde Alexander Klaws bei seiner weiteren Karriere sicher interessiert weiterverfolgen.

Das Interview am gestrigen Tage blieb natürlich von den anderen Gästen der Lokalität nicht unbemerkt. Am Ende, als wir unsere Abschlussfotos machten, trat eine junge hochschwangere Frau auf uns zu und bat Alexander um ein Foto mit ihr. Sie habe ihn als Tarzan erlebt und sei ein großer Fan. Alexander stimmte sofort freundlich zu und seine Freundin Nadja machte sodann das Handyfoto. Währenddessen fragte er sie, wann es denn soweit wäre. „Am Samstag ist Geburtstermin. Aber jetzt wo ich neben Dir stehe, denke ich, dass könnte auch schon heute passieren!“, antwortete ihm sein sichtlich erfreuter weiblicher Fan. Eine kleine rührende Geschichte die, wie ich finde, doch deutlich beschreibt, welchen Stellenwert Alexander bei seinen Fans hat und die mir als schöner Abschluss eines tollen Gespräches mit Alexander Klaws in Erinnerung bleiben wird.

Ich danke Dir, lieber Alexander, für das angenehme und interessante Interview!

 

@Detlef Obens – DAS OPERNMAGAZIN, 5.11.2014

 

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6 Gedanken zu „Alexander Klaws im Interview mit dem OPERNMAGAZIN&8220;

  1. Ihre Künstlerportraits sind spitze! Ich lese sie immer sehr gern. Toll, erst den Dortmunder Generalmusikdirektor und dann einen Tag später den Musicalstar Alexander Klaws – klasse! Und immer in einer besonders lesenswerten Art und Weise geschrieben….

    Einer der besten Internetblogs im Kulturbereich – Bitte weiter so!!

  2. Herzlichen Dank für dieses wirklich schöne Interview. Es sagt genau aus, warum ich diesen wunderbaren Künstler bereits seit 11 Jahren auf seinem Karriereweg begleite. Und wie Sie es selbst erlebt haben: Seine Liebenswürdigkeit und seine Geduld den Fans gegenüber ist einzigartig. Und nun freue ich mich erst einmal auf weitere Besuche im Opernhaus Dortmund.

  3. Genau so ist Alexander, einfach ein rundum tolker, bewundernswerter Mensch. Ich bin Fan der ersten Stunde und bleibe ihm treu und unterstütze ihn jederzeit gern und stolz in seiner Karriere. Danke für das schöne Interview!!

  4. Vielen Dank für dieses tolle Interview! Besser kann man Alexander Klaws nicht beschreiben. Er ist ein Ausnahmekünstler und ein ganz besonderer Mensch. Und genau deshalb bin ich seit 11 Jahren sein Fan und werde es immer bleiben.

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